Teil 2: Mittlere Welt

Details zur Entstehung des Projektes

"Die Geburt der Sonnentrommel"

 


Der Bau der Sonnentrommel

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"Die Trommel ist sowohl den afrikanischen Stämmen
als auch den arktisch-asiatischen Völkern die Stimme
»des Einen da oben«, des Donnerers, des Allvaters,
der Hauptgottheit. Die Trommel stellt darum auch
die Kommunikation mit der Unterwelt dar." [...] "Den
Jakuten und Mongolen »ist die Trommel das Pferd«
wie Mircea Eliade in seinem Buch Schamanismus und
Ekstasetechnik schreibt. Auf ihm reiten sie in ihren
Initiationsträumen zum »Zentrum der Welt«, zum Sitz
des Weltenbaumes, zum Herrn des Universums."

(Zitat Peter Michael Hamel "Durch Musik zum Selbst")

(Näheres zum Zitatzweck)

 

 

Was ist die Sonnentrommel?

Ich begann bereits 2003 mit dem Bau der Sonnentrommel. Das Instrument wurde aus dem hohlen, circa siebzig Zentimeter hohen Stamm einer Apfelbaumwurzel herausgearbeitet. Nach Auswahl und Trocknung weiterer zur Bespannung benötigter Hölzer, wurde die Trommel – welche analog für die Entwicklung und symbolisch für die Seele des Projektes steht – zum Projektende fertig gestellt.

Trommelfell und Lederbespannung wurden dann nochmals nachgespannt und in die finale Stimmung gebracht. Erst dann wurde die fertige Trommel im Tonstudio aufgenommen. Die Sonnentrommel wurde somit über die Dauer von "Die Geburt der Sonnentrommel" entsprechend dieses Titels "geboren". Sie dient mit ihrem Klang als Reisegefährt durch die Komposition und verbindet als roter Faden die verschiedenen tOM Sonnentrommler Produktionen:

Wie es der Eingangs zitierte Peter Michael Hamel in seinem Buch "Durch Musik zum Selbst" bezüglich des Reisegefährts der Jakuten und Mongolen umschrieb ist die Sonnentrommel analog dazu das Reisegefährt durch Musik und Film dieses Projektes – hinunter in die Tiefen der diesbezüglichen Erfahrungswelten.

 

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Philosophie des Sonnentrommel-Klanges


Als ich die Vorproduktion zu "Die Geburt der Sonnentrommel" begann, stammte der darin zu hörende Sonnentrommel-Klang lediglich von einem tiefer gestimmten Schlagzeug-Tom (ein „Schlagzeugtom“ ist eine – meist über der großen Basstrommel (Kickdrum) eines Schlagzeuges angebrachte – „Hängetrommel“. Ein auf dem Boden stehendes Tom bezeichnet man entsprechend als „Standtom“). Zunächst skizzierte ich nur grob den instrumentalen Ablauf mit synthetischen Klangerzeugern, welche in der anschließenden Produktion mit echten Instrumenten umgesetzt wurden. Das wohl wichtigste Instrument war dabei natürlich die Sonnentrommel selbst, da sie die ZuhörerInnen als "Reisende" durch das gesamte Stück führt. Es entwickelte sich bald zu Beginn die Idee, dass diese Trommel außerdem die Verbindung zu den folgenden tOM Sonnentrommler-Produktionen schaffen könnte und symbolisch für den (unsichtbaren) Sinn hinter der (sichtbaren) Materie stehen soll. Ich machte mir fortan viele Gedanken darüber, welche Trommel dieses zentrale und überaus wichtige Instrument darstellen soll. Zunächst dachte ich über den Kauf einer afrikanischen Basstrommel nach. Der mir damals vorschwebende Klang ging am ehesten in eine solche Richtung. Da der Kerngedanke aller Arbeiten am Projekt jedoch die unbedingte Authentizität des allmählich Entstehenden war, schloss ich sehr bald den Kauf irgendeines, von irgendwem – wer weiß unter welchen Bedingungen – gebauten fertigen Instrumentes "von der Stange" aus. Als nächstes dachte ich folgerichtig daran, das Instrument bauen zu lassen. Da "Die Geburt der Sonnentrommel" jedoch neben ihrer universellen, symbolischen Darstellung des ewigen Kreislaufes von Tod und Wiedergeburt – sowie der "Verbindung zur anderen Seite" – zunächst auch meine eigene Sonnentrommler-Geschichte darstellt, wurde mir bald klar, dass es sich bei der Sonnentrommel um ein so persönliches Instrument handelt, dass ich es eigentlich selber bauen müsse.

Da ich zu diesem Zeitpunkt im Trommelbau gänzlich unerfahren war, verwarf ich auch diesen Gedanken zunächst. In der Hoffnung, dass die richtige Lösung "schon kommen würde", konzentrierte ich mich also weiter auf die eigentliche Komposition. Als ich jedoch eines Tages bei einem Gang über unser Grundstück "per Zufall" auf den hohlen, alten Apfelbaum stieß, war mir sofort klar, dass dies die Sonnentrommel wird. Ob mir ein Eigenbau gelingen würde und ob das Instrument am Ende überhaupt klingen würde, lag zu diesem Zeitpunkt schließlich noch genauso "im Dunkeln" wie das Gelingen des analog dazu stehenden Gesamtprojektes. Der tatsächliche Klang der Sonnentrommel bleibt somit bis zum Ende der Komposition ungehört.

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Daher stellt die im Stück zu hörende Trommel "die innerlich gehörte Vision" des Instrumentes dar. Oder anders ausgedrückt: Ihren Klang in der nichtalltäglichen Wirklichkeit. Der gesamte Trommelbauprozess steht dabei, wie oben bereits erwähnt, symbolisch für den Sinn hinter den Dingen: Für die Seele hinter der äußeren Produktionshülle. Wie es schon bei der Wahl der Beteiligten, auf deren "innere Werte" ankam, so galt dies ebenso für die Sonnentrommel selbst: Ich wollte die Energie und zeitliche Qualität des gesamten Produktionsprozesses in ihren Bau einfließen lassen.

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Die im größten Teil der Komposition zu hörende "Sonnentrommel-Klang-Idee" ist in ihrer praktischen Umsetzung eine Fusion aus verschiedenen Trommelaufnahmen: Die tiefklingende Basis bildet nach wie vor die Aufnahme eines extrem tief gestimmten Schlagzeug Tom´s welches mit dem Klang einer großen afrikanischen Basstrommel gemischt ist. Auch der "Attack" – also die Anschlaggeräusche des Trommelschlegels auf dem Fell – wurden auf einer afrikanischen Trommel aufgenommen. Insgesamt befinden sich so die Aufnahmen von drei verschiedenen Menschen in jeweils einem zu hörenden Trommelschlag. Erst ganz am Ende des Stückes ist die von mir gebaute Sonnentrommel schließlich zu hören. Dort wird ihr Klang geboren. Sie erscheint am Ende des erreichten Sonnentages und zeitgleich zur Rückkehr in die Dunkelheit, denn hier beginnt der neue Kreislauf und die nächste Geschichte. Es wurde damit nicht irgendein gekauftes Instrument zur Sonnentrommel erklärt – sie ist als authentisches Instrument entstanden. Daher unterlag ihre Entstehung auch einer diesem Konzept entsprechenden, sorgfältigen Berücksichtigung "innerer Werte" wie Holzherkunft und einer "rituellen Bauweise".

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Die Entstehung des Trommelkörpers

Der Trommelkörper besteht aus besagtem wilden Apfelbaum, welcher vor vier bis fünf Generationen auf dem Grundstück meiner Familie gepflanzt wurde. Er wurde wahrscheinlich – wie die meisten der dort stehenden Obstbäume, aus den umliegenden Wäldern des Bergischen Landes geholt und nach dem Umpflanzen veredelt. Vor vielen Jahren starb der Baum ab und faulte selbst zu der hohlen Form, die jetzt den Trommelkörper bildet. Meine Aushöhlarbeiten beschränkten sich also lediglich darauf, die 1 bis 2 cm dicke, morsche Innenschicht bis auf das darunter liegende, ausgehärtete Holz zu entfernen. Der so entstandene Trommelkörper ist zwischen 1 und 3 cm stark. Lediglich im Bereich der Wurzel treten dickere Wandstärken auf.

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Nach dem "Finden des Trommelstammes" fragte ich mich zunächst, was es mit dem Apfelbaum aus mythologischer Sicht auf sich hat: Wolf-Dieter Storl berichtet in seinem Buch "Pflanzen der Kelten" (Zitat, Seite 265):" Der reife Apfel, rund und goldgelb, wie die im Westen untergehende Sonne, symbolisierte wie kein anderes Gewächs den Gang in die Tiefe, in die Anderswelt, in die Welt der Elfen, der Ahnen und der Götter. Avalon, das Apfelland, war eine der keltischen Bezeichnungen für die Anderswelt. Und dies war keine Welt der trostlosen Schatten und schon gar nicht eine Hölle, sondern ein Paradies, ein Schlaraffenland." (Zitatende) und weiter auf Seite 266, der Apfel sei: (Zitat)"[...] in der keltischen Mythologie also Symbol der Vollendung und Weisheit. Er ist die Frucht der Unsterblichkeit. Im Gegensatz zum "Apfel" der biblischen Geschichte ist er nicht Symbol der Sünde, die Adam und Eva aus dem göttlichen Paradies vertrieb. Im Gegenteil, der Apfel führt in das Paradies." Zitatende. Na, wenn das nicht passt.

Übrigens gibt es unter einigen BibelforscherInnen mittlerweile aufgrund geographischer und botanischer Aspekte, die Vermutung, dass es sich beim Baum der Erkenntnis in Wirklichkeit um einen Feigenbaum gehandelt haben könnte. Aber auch wenn die Lage des "Garten Eden" mit den ihn versorgenden und umgebenden "Flüssen und Wassern" in der Bibel genau umschrieben wird, so berührt mich die Suche nach dem Paradies als ausschließlich "realer Ort in der alltäglichen Wirklichkeit" ohnehin immer ein wenig merkwürdig. Abgesehen von der "zwischenzeitlich erfolgten Sintflut", welche das Gesicht der "alten Welt" völlig neu gestaltet haben muss. Sind solche Aufzeichnungen immer so "wörtlich" zu nehmen? Letztlich weiß heutzutage schließlich keiner so genau, welche (psychoaktive?) Frucht am Baum der Erkenntnis hing und welche Grenzauflösung (Paradies von pardez = Einzäumung) damit erfolgte. Oder andersherum: Vielleicht begegnet uns in besagter "Erkenntnis" und dem damit verbundenen "Rauswurf aus dem Paradies" auch das rationale, linkshemisphärische Denken, welches zum Verlust des reinen Seins – und damit zum Verlust des "gottgegebenen Zustandes" führte?

Wie dem auch sei – als ich mich nach dem "Finden" des Trommelstammes mit seinem mythologischen Hintergrund auseinandergesetzt hatte, fand ich die Symbolik des Apfelbaumes für das "Welten verbindende Trommelgefährt" äußerst passend und baute konzeptionell weiter darauf auf.

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Die acht Spannhölzer

Die acht im Trommelkörper eingearbeiteten Spannhölzer sind den acht Himmelsrichtungen zugeordnet. Die Spannhölzer sind 15 cm lange Holznägel und dienen zur Befestigung des Trommelfelles am Stamm.

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Die Basis dieser Arbeit war der tatsächliche Bezug zum Hier und Jetzt: Wenn die Sonnentrommel das "Seelenzentrum der Produktion" symbolisieren soll, so musste auch ihre "Materie" zum Zentrum meiner materiellen Welt in Bezug stehen. Dieses Konzept entwickelte sich, wie ich im Folgenden erläutern werde, jedoch erst ganz allmählich während der Bauzeit der Trommel.

Die Grundidee, (acht den Himmelsrichtungen zugeordnete) Spannhölzer zu verwenden, entstand zunächst aus der rein praktischen Notwendigkeit das Fell am Trommelstamm zu befestigen. Wie eine solche Befestigung jedoch aussehen sollte, oder wie viele Befestigungspunkte es dabei geben sollte, war mir eingangs noch völlig unklar. Es stand für mich allerdings bald fest, dass auch die Befestigung des Trommelfelles irgendeinen symbolischen, rituellen Bezug haben sollte.

Da ich weder ein Indianer noch ein australischer Buschmann bin, ließ ich nach anfänglichen Recherchen Systeme wie das "Medizinrad der Indianer" (Sun Bear & Wabun) beiseite und wandte mich meiner Kultur und somit meinen eigenen Wurzeln zu. Meine ersten Ideen bezüglich einer "Sinn-vollen" Befestigungsmöglichkeit führten mich – zunächst ausgehend von vier Aufhängepunkten analog zu den 4 Elementen – sehr schnell zu den vier Himmelsrichtungen. Ich kannte zu diesem Zeitpunkt noch nicht das achtspeichige, keltische Rad, da ich die (theoretischen) Recherchen zu einer Idee (wie schon geschildert) möglichst immer erst nach Finden meiner eigenen Eingebung beginne. Ich wusste jedoch bereits von der schamanischen Weltsicht, in welcher der heilige Baum, ebenso wie der Mensch selbst, das Zentrum der Welt ist. Der Baum stellt die Weltenachse dar. Er wächst mit seinen Wurzeln hinab in die "untere Welt", sein Stamm befindet sich in der "mittleren Welt" und seine Zweige ragen bis in die "obere Welt". Vor ihm – beziehungsweise analog dazu "vor dem jeweiligen Menschen" – liegt dabei in Blickrichtung Osten, rechts von ihm Süden, hinter ihm Westen, u.s.w. Das Prinzip dieser spirituellen, keltischen Weltsicht, wurzelte für mich in der absolut nachvollziehbaren Bewusstseinswahrnehmung des Einzelnen in seiner (äußeren) Welt-Umgebung: Der "Umwelt" seines Menschenzentrums – Vorne, Hinten, Rechts, Links, Oben, Unten. Basta. Is´ halt so. Das Zentrum der Welt ist damit nicht irgendwo – sondern immer im Hier und Jetzt.

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Die Geographie des Hier und Jetzt


"Die Legenden der Jakuten erzählen ausführlich, wie der Schamane mit seiner Trommel durch die sieben Himmel fliegt."

(Zitat Mircea Eliade "Schamanismus und archaische Ekstasetechnik")

(Näheres zum Zitatzweck)

Nun stellt die Trommel – das Innere des Baumes (also der ausgehöhlte Stamm) – das Gefährt, oder genauer gesagt: das "Reittier" des Schamanen dar: Ganz so, wie es Mircea Eliade ausdrückte:

Mit ihm reist dieser, wie zuvor geschildert, in die jenseitigen Welten.

 
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Da es auch die Grundfunktion der Sonnentrommel ist, die Welten zu verbinden (zum Beispiel die Welt der heutigen Kammerton-Stimmung mit der natürlichen Klangwelt des Universums) ist sie somit ebenso ein "Reisegefährt" und bringt uns am Ende wieder sicher auf die Erde zurück.

Ausgehend von der oben beschriebenen schamanischen Weltsicht und der Orientierung an den Himmelsrichtungen, nahm ich mir kurz entschlossen einen Kompass und eine topografische Karte, suchte auf dieser Karte mein Studio als Zentrum "meines Sonnentrommler-Projektes in der alltäglichen Wirklichkeit" und zeichnete durch eben dieses Zentrum, das Kreuz der vier Himmelsrichtungen. Zunächst stellte ich, wie mancher, der schon einmal eine Karte seiner Umgebung mit seiner inneren Richtungsortung verglichen hat, leichte Fehleinschätzungen aufgrund langsam verlaufender Krümmungen vermeintlich gerader Straßen fest. Und dass, obwohl ich im freien Gelände eine recht gute Orientierung habe. Was ich, wie viele Männchen, des öfteren stolz unter Beweis zu stellen versuche (Grunz ;-). Ich empfand diese Fehleinschätzung meiner offensichtlich doch nicht so perfekten "Männchen-Orientierung" als nettes Beispiel für die Überzeugung meiner angeblich "absolut richtigen und einzigen Realitätswahrnehmung";-). Hier fand mein eher spielerisches Karten-Experiment nun vorerst seinen Abschluss. Als ich jedoch nach ersten Gesprächen mit Instrumentenbauern die Notwendigkeit von mehr als vier Trommelfellaufhängern sah und ich darüber hinaus zwischenzeitig das achtspeichige Rad der Kelten (und deren Einbeziehen der Zwischenhimmelsrichtungen Süd-Ost; Süd-West; Nord-West und Nord-Ost) kennen gelernt hatte, erinnerte ich mich wieder an meine Karte:

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Ich ergänzte diese nun um die fehlenden Speichen und bemerkte beim Betrachten dieser Richtungslinien eine mir bekannte, exakt nord-westlich liegende Bergspitze. Auf dem Gipfel dieses sagenumwobenen Berges, steht ein wahrscheinlich einige hundert Jahre alter, versteckt liegender Baum. Ich verzichte an dieser Stelle auf seinen Namen, damit er es auch bleibt (er ist im Film zum Projekt kurz zu sehen). Dieser Baum wird im Volksmund seit Generationen als "besonderer Baum" bezeichnet und ist auch mir seit frühester Kindheit ein "besonderer Begleiter". Die Nord-West Achse meines Kartenkreuzes verlief nun genau durch die Stelle, wo dieser Baum steht. Mir fiel ein, dass ich vor einigen Jahren, nach einem gewaltigen Sturm abgebrochene Äste dieser Krüppelkiefer zum Trocknen in meiner Werkstatt eingelagert hatte.

Und in diesem Moment war die Idee da. Ich verfolgte die anderen Richtungslinien und fand auf Anhieb die Standorte einiger (im Falle einer Tausendjährigen Eiche sogar in der Karte eingetragenen) mir bekannter "besonderer" Baumstandorte. Wenn ich schon Spannhölzer benötigte – dann von diesen Bäumen und in die entsprechende Himmelsrichtung der Trommel eingearbeitet. Es sei bemerkt, dass es zum Grundsatz meiner Holzbeschaffung wurde, nur sozusagen "vom Wald gegebenes", also bereits totes Holz zu nehmen und nicht etwa tausendjährige Eichen für fünfzehn Zentimeter lange Holznägel zu fällen. Das führte bei den nun folgenden neun Tagestouren (in einem Fall musste ich zwei Tage suchen) in die jeweilige Himmelsrichtung dazu, dass ich solange ging, bis ich einem geeigneten "besonderen" Baum mit entsprechenden Sturm- oder sonstigen Schäden begegnete. Hier liegt ein Unterschied zwischen meiner "Hier und Jetzt-Philosophie" und unbesehen übernommenen, fremden Kultursystemen. Schließlich darf man die fremden Systeme anderer Kulturen nicht einfach aus ihrem Zusammenhang reißen und übernehmen, nur weil man australische UreinwohnerInnen oder IndianerInnen toll findet. Die Windrichtung, die in Australien den Regen bringt, bringt diesen nicht unbedingt auch bei uns. Auch habe ich in unseren Wäldern noch keine Kojoten oder Bären getroffen. Wenn die Trommel einen symbolischen Bezug zu ihrer Umgebung haben soll, dann muss ich mich mit den Gegebenheiten meiner Umgebung beschäftigen. Auch die verschiedenen auf dem Markt erhältlichen "keltischen Baumkalender", welche sich auf die Vorfahren unserer Kultur beziehen, sind bei genauer Recherche zum Teil an den Haaren herbeigezogen! Ich bin froh in diesem Zusammenhang auf die bereits zitierten, hervorragenden Arbeiten von Wolf-Dieter Storl und Christian Rätsch gestoßen zu sein, welche interessierten LeserInnen hiermit nochmals nahe gelegt wären.

Aus diesen Gründen meiner tatsächlich vorliegenden Umgebungsrealität suchte ich also nicht nach den in der Literatur zugeordneten "Himmelsrichtungs-Baumarten", sondern wählte stattdessen meine "besonderen" Himmelsrichtungs-Bäume und Orte, die in meinem Weltsystem auch tatsächlich vorkommen – und welche mir bei der Suche "zufällig begegneten".

Nachdem ich auf diese Weise über einige Wochen alle acht Holzsorten gesammelt hatte, stieß ich in Mircea Eliade´s Buch "Schamanismus und archaische Ekstasetechnik" auf folgende Zeilen (Zitat Seite 169): "Selbst die Wahl des Holzes, aus dem man den Trommelkasten verfertigt, hängt einzig von den "Geistern" oder jedenfalls von einem übermenschlichen Willen ab. Der ostjakisch-samojedische Schamane nimmt seine Axt, dringt mit geschlossenen Augen in einen Wald ein und kommt zufällig an einen Baum, von diesem Baum beziehen seine Gefährten am anderen Tag das Holz für den Trommelkasten."

Sieht man einmal von meiner "bewussten Wahl der jeweiligen Himmelsrichtung" ab, so lag ich mit meiner intuitiven "Zufalls-Methode" scheinbar gar nicht so verkehrt. Im Übrigen wird über die (bewusste?) Wahl "in welchen Wald" der ostjakisch-samojedische Schamane da eindringt, nichts berichtet.

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Das Herz der Trommel

Die letztlich verwendeten Holzarten
der acht Himmelsrichtungen sind:


Osten: Buche
Süd-Osten: Pappel
Süden: Kirsche
Süd-Westen: Eiche
Westen: Haselnuss
Nord-Westen: Kiefer
Norden: Birke
Nord-Osten: Weide

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Die Pforte zur Anderswelt

Wie bei einem Rad vereinen sich diese acht Spannhölzer in der Mitte in einem "Achsholz" aus Holunder. Dieses Achsholz ist hohl und steht mit dem freien Loch in seiner Mitte, für den "materiefreien Raum der Imagination", für die unsichtbare Seele im Herzen der Materiemanifestation. Hier liegt der Eingang in die Anderswelt, die Nichtalltägliche Wirklichkeit. Das im achtspeichigen Rad erkennbare "Sonnensymbol" liegt als (von außen) nicht sichtbare Seele im Herzen der Trommel. In der äußeren Welt (also der Trommelansicht von außen) sind lediglich die acht "Sonnenstrahlenenden" sichtbar. Hier drängen sich Analogien wie die acht Töne der Diatonik (sieben Tonstufen – und auf der achten die Oktave, mit welcher der Kreislauf erneut beginnt) auf. Die reine Lebensenergie der Sonne, welche in jedem Baum, jedem Grashalm – und in jedem Menschen – pulsiert, ist ja auch nicht ohne weiteres "sichtbar". Im Außen erkennt man halt nur die Materiemanifestation, den Körper der inneren Kräfte.

Das Holunderholz des "Achsloches" stammt aus einem Wald bei meinem Heimatdorf. Da ich den Großteil meiner Kindheit und Jugend in den hiesigen Wäldern verbracht habe und zwischen "Teufelshöhle und Hexensumpf" sozusagen das Zentrum meiner frühen Naturerfahrungen liegt, hielt ich diesen Ort für die Herkunft des zentralen Achsholzes für passend. Ich hatte den Holunderstamm circa ein Jahr zuvor auf einem Streifzug mit meinem ältesten Sohn gefunden. Im Bergischen Land aufgewachsen, wusste ich: Der Holunder – der "Hollerbaum" – gilt als Eingang in die untere Welt. Er stand früher häufig nah am Hauseingang oder vor der bäuerlichen Scheune und beheimatete die "Hausgeister". In früheren Zeiten wurde diesem heiligen Baum so viel Ehrfurcht entgegengebracht, dass man nicht an ihm vorüberging ohne den Hut zu ziehen. Es hieß, wer ihn fällt, würde mit Krankheit befallen oder für sein Handeln gar mit dem Leben bezahlen. Ich hoffe daher, dass es dem Förster, der den von mir gefundenen Achsloch-Holunder fällte, gut geht (Grins).

Wolf-Dieter Storl berichtet in seinem Buch "Pflanzen der Kelten" auf Seite 212 (Zitat): "Wir brauchen uns nur einmal in seinen Schatten zu setzen, und bald spüren wir, wie er uns in die Erde hinabzieht. Wer in den Mittsommernächten oder den Kreuz-Viertel-Tagen beim Holunder sitzt, der wird erkennen, dass sich hier eine geheime Tür zu dem unterirdischen Reich der Erdgöttin, der Frau Holle befindet. [...]" und an anderer Stelle: "Die Holle – die germanische Hel – ist eine archaische Göttin, die jedes Volk unter einem anderen Namen kennt. Die aus Elfenbein oder Speckstein geschnitzten "Venusfiguren", die die Urgeschichtler in altsteinzeitlichen Höhlen fanden, stellen wahrscheinlich keine andere dar als sie. Sie ist es die die Seelen der toten Tiere und Menschen ebenso wie die Samen der Pflanzen in ihr unterirdisches Reich hinabnimmt und diese dann wieder in einen neuen Zyklus, in eine neue Verkörperung entlässt. [...] Die kulturelle Symbolik des Baumes umspannt diese Polarität: Die Geburt, das Ins-Leben-Kommen, und den Tod, das Aus-dem-Leben Gehen." Zitatende.

Nachdem ich nun die acht Spannhölzer in die Trommel und in das zentrale Achsholz eingearbeitet hatte, blieb vor dem Bespannen noch die Frage der Bemalung und der abschließenden Holzversiegelung.

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Erdenblut und Holzbehandlung

"Der nganassanische Schamane Ganjka füllt einen Schluck Wodka in
die Trommel, mit dem er symbolisch den Geist der Trommel bewirtet."

(Zitat Mihaly Hoppal aus "Schamanen und Schamanismus")

(Näheres zum Zitatzweck)

Dieses Zitat von Mihaly Hoppal beschreibt das Verhältnis vom Schamanen zu seiner "belebten" – ja: bewohnten – Trommel sehr gut: Zur symbolischen Verdeutlichung der "lebendig beseelten Trommel" sind deshalb die von außen sichtbaren "inneren Wurzelbereiche" der Sonnentrommel" – also die Ränder und Spalten im Stamm, welche einen (Ein)Blick auf die Holzstärke zulassen – mit rotem Ocker bemalt:

Der rote Ocker stellt in vielen Kulturen das Blut der Erde dar und verbindet die Trommel mit dem Element Erde. Für die abschließende Holzoberflächenbehandlung stellte ich einige Versuche mit verschiedenen Ölen auf Resthölzern des Apfelbaumes an. Ich entschied mich für schließlich für eine Mischung aus Bienenwachs, Leinöl, Tungöl und Carnaubawachs, welche allesamt aus rein biologischem Anbau stammten.

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Das Fell der Ziege und die acht Ankerhölzer

Das Trommelfell der Sonnentrommel ist aus dem Fell einer Ziege angefertigt, welches mit Rindslederriemen an den acht Spannhölzern befestigt ist. Um es genauer zu beschreiben: Von den acht im Trommelkörper verankerten Spannhölzern (mit oben beschriebenen Holunderachsloch), laufen die Lederriemen bis hinauf zum Trommelfell, in dem sie mit acht Ankerhölzern (circa 6 cm langen, kleinen Holzstäbchen) befestigt sind. Diese Ankerhölzer im Ziegenfell sind aus Eibenholz angefertigt.

Der letzte Abschnitt des Trommelbaus ist das Aufziehen des Felles. Damit ist das Instrument vollendet und analog zum Musikstück – sowie zum Gesamtprojekt – die Sonne erreicht. Wir befinden uns damit aber gleichzeitig am Wendepunkt in die nächste Nacht. Symbolisch für den letzten Abschnitt, welcher somit bereits den Tod der Sonne in sich trägt, stellt das Holz des "Todesbaumes" Eibe, die Verbindung zwischen dem Pflanzenreich (Holz) und dem Tierreich des Trommelfelles (dem organischen Fell der Ziege und den Lederriemen des Rindes) her.

 
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Zur Bedeutung des Eibenholzes sei nochmals Wolf-Dieter Storl aus seinem Buch Pflanzen der Kelten Seite 275 zitiert: "Die Kelten weihten die Eibe der Totengöttin in ihrem dunkelsten Aspekt. Im keltischen Jahresrad steht der Baum für den Tod der Sonne, für den letzten kurzen Tag vor der Wintersonnenwende. Der düstere giftige Baum symbolisiert sozusagen das Ende des Zeitenkreislaufs, der sich dann mit der Wiedergeburt des Sonnenkindes erneut zu drehen beginnt. Der Baum steht sozusagen an der Pforte zur Ewigkeit. Er stellt die Bruchstelle oder das Schlupfloch dar, durch das man dem sich endlos drehenden Zeitenkreis entkommen und von der Zeit in die Ewigkeit gelangen kann." Zitatende.

An dieser Stelle möchte ich einmal anmerken, dass ich weder von Wolf-Dieter Storl, noch vom AT Verlag irgendwelche Gelder zur "Schleichbewerbung" seiner Bücher beziehe. Der Mann bringt es jedoch so gut auf den Punkt, dass er es mit insgesamt neun Zitaten im Rahmen meines Buches auf "Platz Eins" meiner Quellenbezüge gebracht hat. Das Wolf-Dieter Storl so oft auftaucht (obwohl ich im Rahmen dieses Projektes um die 50 Bücher allein zur Recherche "Schamanismus / Keltentum" gelesen habe) liegt also in der Qualität seiner Arbeiten begründet, welche diese meiner Ansicht nach haben. Um es neudeutsch zu sagen: "Respekt!" Gerade in letzter Zeit stieß ich wieder vermehrt auf Bücher (vom Internet mal ganz zu schweigen...) in denen mir – oft sogar dreist im gleichen Satzbau – übernommenes, "zitiertes Wissen" als Eigenleistung des Autors verkauft wird. Was soll das? Warum nicht dazuschreiben, wer´ s gesagt hat? Das tut der Komposition (= Zusammenfügen) des Werkes doch keinen Abbruch. Da ein solches Umformulieren fremden, geistigen Eigentums für mich nicht in Frage kommt, wird Ihnen daher auch besagter "Herr Storl" vor Ende dieses Buches wohl nochmals begegnen...



Wie kam es nun zur Wahl des Ziegenfelles?

Der erste Kontakt zum Ziegenfell kam natürlich, wie bei allen Details des Trommelbaus, "zufällig" und sehr weltlich zustande. Meine Erkundigungen, welche Art Fell man denn auf einer solchen Trommelbauart verwenden könne, führten mich sehr schnell eben auch zur Ziege. Bevor ich mich jedoch für das Ziegenfell entschied, betrachtete ich auch "die Ziege" zunächst in ihrer mythologischen Bedeutung:

Auch heute noch sieht man in unserem derzeit gültigen "Jahresrad" – dem astrologischen Tierkreis – am Beispiel des Steinbockes, dass dieser "Ziegenartige" an der Jahresgrenze und im ersten Monat des neuen Kreislaufes zu finden ist:

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Hierzu ein Zitat von Angela Kämper aus ihrem Buch "Tierboten" Seite 409/410: "Die Astrologie hat den Steinbock gerade an der Stelle im Tierkreis positioniert, wo die wieder aufsteigende Sonne den Jahreswechsel einleitet [...] Sowohl die Gämse als auch der Steinbock gehören aus biologischer Sicht zu den Ziegenartigen." Zitatende. Die Ziege selbst ist in der Mythologie vieler Völker ein besonderes Tier. So wurde in der griechischen Mythologie der Göttervater Zeus von der Ziege Amaltheia gesäugt. Ein später von Amaltheias Ziegenkopf abgebrochenes Ziegenhorn wurde Zeus zum "Füllhorn mit magischen Kräften". Die nun nur noch mit einem Horn versehene Mutterziege wurde durch diese Tat zu einem "Einhorn", dem der Zugang zum Himmel ermöglicht wurde. Auch vom jungen Asklepios, dem Schutzgott der Mediziner wird berichtet, dass er von einer Ziege gesäugt wurde. In der griechischen Antike war der Ziegenbock ein Symbol für sexuelle Triebkraft. Überhaupt steht er in vielen Kulturen für die Fruchtbarkeit und wurde in frühester Zeit den Muttergottheiten und Mondgöttinnen zugeordnet. Die sexuelle Lust und der Sexualakt stehen ja auch als "Zeugungsmorgen" am Beginn jedes Lebewesens. Übrigens ist auch der Stern "Capella" (der lateinische Begriff für Ziege) tatsächlich am Sternenhimmel zu finden.


Ebenso wurde der Ziegenbock im Wald- und Weidengott "Pan" verehrt. Pan gilt als Erfinder der Hirtenflöte "Syrinx" und wird in seiner Gestalt als Mischung aus Mensch und Tier mit Ziegenhörnern und Hufen beschrieben. Von Pan wird berichtet, dass er Nymphen und Hirtenknaben nachstellte. Vielleicht führte diese Funktion als Fruchtbarkeitssymbol dazu, dass der Ziegenbock vom Christentum als vom Teufel geschaffenes, lüsternes Tier dargestellt wurde. Der Teufel selbst wird ja mit Hufen und Hörnern dargestellt. Der Ziegenbock wurde allmählich zum Tier des Bösen und der Hexen. Und auch in der Figur des Teufels finden wir eine der vielen "Integrationen", welche die Kirche oftmals vornahm, wenn sie alte, "heidnische" Rituale und Bräuche nicht vollständig unterdrückt bekam. Hier weist Wolf-Dieter Storl in seinen Arbeiten darauf hin, dass der pferdefüßige Teufel eher einer der "vielen neckischen Naturgeister" war, und dass aus "listigen Waldschratten wie diesen [...] in der Zeit der Inquisition und Hexenverfolgung – der mächtige »Fürst dieser Welt«, der Gegengott, Satan [...]" wurde (nachzuschlagen in "Naturrituale" Seite 19).

Wie vieles aus der Mythologie wurde natürlich auch die germanische Unterwelt des Totenreiches durch das Voranschreiten der christlichen Kirche zum "Teufelswerk" und zur Hölle erklärt. Schlägt man unter dem Begriff "Hölle" im Duden nach, findet man folgenden Eintrag (Zitat Duden): Hölle – Das gemeingerm. Wort mhd. helle, ahd. hell[i]a, got. halja, engl. hell, aisl. hel, das in altgerm. Zeit den Aufenthalt der Toten bezeichnete, ging nach der Christianisierung der germanischen Stämme auf den christlichen Begriff über. In der nordischen Mythologie tritt hel "Totenreich" auch personifiziert auf, beachte "Hel" als Name der germanischen Todesgöttin [...] Mit "Hölle" im Sinne von "Ort der Verdammnis" ist identisch "Hölle" als veraltete und mdal. Bezeichnung eines Raumes, in dem man etwas verbergen kann, z.B. der Raum zwischen Ofen und Wand"[...] (Zitatende).
 
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Wenn man vom unglaublichen Leid und den Abertausenden von Toten, welche die "Bekehrung der Heiden und Naturvölker" der Kirche in den Scheiterhaufen ihres Gewissens gebrannt hat einmal absieht, kann man sehr wohlgesonnen natürlich auch hier feststellen: Der Name ist letztlich austauschbar – ob "Petrus" oder "Donar" – wir meinen die gleichen archetypischen Urkräfte. Was mich in diesem Zusammenhang jedoch immer ein wenig stört, ist die gewaltsame Übernahme und die systematische Auslöschung dieser vormals "heidnischen" Rituale und Wesenheiten. Doch auch das viele Länder umfassende "Massenfällen der alten Kulteichen" oder der misslungene Versuch den Brauch des immergrünen Baumes des Julfestes auszurotten, konnte diese Spuren des "Aber-Glaubens" nicht restlos auslöschen. So hängte man an das Symbol des Weltenbaumes halt´ Engelchen dran und übernahm es als (christlichen) Weih-Nachts-Baum. Und um über die Spuren eines "christlichen Petrus" nun über dessen "heidnischen" Namen "Donar" – dem hammerschwingenden "Thor" – zurück zu unserer Ziege zu gelangen: Eben dieser germanische Donnergott Thor wurde auch unter dem Namen "Geißmar" als Herr der Ziegen bezeichnet und fuhr einen Streitwagen der von zwei Ziegen gezogen wurde.

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Wie Christian Rätsch es in seinem Buch "Der Heilige Hain" ausdrückt (Zitat Seite 49): "Unser Weihnachtsfest ist eine Erinnerung an den Heiligen Hain. [...] wir holen einen Baum aus dem Wald in unser Haus und weihen ihn [...] Damit wird er zum heiligen Weltenbaum, zum kosmologischen Zentrum, zur Verbindung von Mensch und Universum." Zitatende. Auch zitiert Rätsch in diesem Zusammenhang Fred Hageneder (2004: "Der Geist der Bäume" Seite 224) und dessen Aussage, dass der Weihnachtsmann eigentlich der "All-Vater Odin, der seine Weisheit im Weltenbaum fand" ist.


Ob man also Weihnachten, Ostern, das Lichtfest des 1. Februars, die zur Maria gewordene Freya oder den zu Petrus gewordenen Thor (auch Donar) als (einige wenige) Beispiele nimmt: Die Spuren tragen andere Namen, sind aber nach wie vor im Sand unserer spirituellen Herkunft zu finden.

Da sich das Ziegenfell neben allen "passenden" historischen und mythologischen Aspekten – ich wähnte meine Trommel sozusagen in ausgesprochen guter und mächtiger Begleitung – noch dazu als eines der bestklingensten Felle für die Trommelbespannung herausstellte, war die Wahl des "Sonnentrommelfelles" also klar.

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Gedanken zur Trommelstimmung: Kopforgasmus?

Natürlich habe ich mir viele Gedanken bezüglich der Stimmung der Sonnentrommel gemacht. Sollte sie auf den Sonnenton als finalen Ton des Stückes, auf das "OM", den Jahreston der Erde, oder – als Baum der Erde – auf den Erdton des mittleren Sonnentages gestimmt sein? Speziell dieser Erdton ist schließlich zusammen mit dem Mondton eine der "naheliegensten" Naturfrequenzen. Das g des mittleren Erdentages findet sich übrigens auch, markiert durch den Violinschlüssel (auch g-Schlüssel genannt) als zentraler Ton in unserem Notensystem. Ich dachte auch daran, die Trommel nicht "fest" zu bespannen, sondern mit Stimmschrauben zu versehen, um sie stimmungsmäßig variabel zu halten. Allmählich ahnte ich jedoch, dass ich mit einer kopfig erdachten Tonwahl am entscheidenden Punkt des Trommelbaus meine Grundphilosophie des "sich selbst entwickelnden Projektes" verfehlen könnte. Diese Sorge gründete vor allem in dem Wissen, dass unsere Vorfahren, wie auch heutige Naturvölker ihre Trommeln nicht mit Hilfe eines Stimmgerätes, sondern "irgendwie anders" bauten. Dies rief mir plötzlich wieder unseren willkürlich festgelegten Kammerton ins Gedächtnis. Beschämt stellte ich fest, dass ich dabei war, nach dem "bestpassendsten Ton zum Projekt" zu suchen. Ich war dabei, das langsam entstandene Instrument auf der Zielgeraden zu verge-sinn-waltigen. Kopforgasmus.

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Mit Bauch und Erdatmosphäre zu den Wassern der Region

Ich überliess die "tonale Entscheidung" der Trommel, dem Ziegenfell und meiner Intuition beim Bespannen. Eine Naturfelltrommel klingt bei jeder Witterung anders. Das Trommelfell reagiert mit seinen Stimmungsschwankungen auf die (Um)Welt: Bei niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchte ist die Trommel beispielsweise "gedrückter – bzw. schlapper, entspannter – Stimmung" und klingt tiefer. Mit steigender Temperatur und Trockenheit ist auch ihr Ton "gehobener – bzw. gespannter – Stimmung". Anstatt dieser Tatsache nun mit einer Stimmvorrichtung einen immer gleichen (Trommel-Kammer-) Ton aufzuzwingen, erkannte ich hier das "Lebendige der Trommel" – und den roten Faden des Projektes. Im Vertrauen darauf, dass die Trommel auch ohne mein Zutun "stimmen" wird, machte ich mich ans Bespannen der Apfelbaumwurzel. Da Trommelfelle, sowie die zum Spannen benötigten Lederriemen im trockenen Zustand sehr hart sind, legt man sie vor dem Bespannen zunächst für einige Zeit ins Wasser. Was mich – wie Sie sich vermutlich schon denken werden – zu der Frage führte: In welches Wasser?

Wasser ist ein unglaublich gieriger Energieträger. Es ist sogar unter Laborbedingungen extrem schwierig "100% reines Wasser" herzustellen, da Wasser sofort beginnt, die Glas- oder Metallmoleküle seines jeweiligen Gefäßes "aufzusaugen". Mehr noch – es nimmt sogar die Energie der im Labor tätigen MitarbeiterInnen auf. Klingt zwar höchst esoterisch – ist aber wissenschaftlicher Fakt. Doch dazu gleich mehr...

Um beim Bespannen der Sonnentrommel die energetischen Umwelteinflüsse der Region – analog zum achtspeichigen Baumkreis also das "Materiezentrum der Projektarbeit" – aktiv in den Spannprozess mit einzubeziehen, verwendete ich zum Einweichen des Trommelfelles kein normales Leitungswasser, sondern sammelte das Wasser getreu des Trommelkonzeptes in ausgesuchten Bächen der vier Haupthimmelsrichtungen.

Außerdem holte ich Wasser aus den beiden, unsere Region umrahmenden Flüssen (auch aus dem Fluss, welcher im Film zu sehen ist). Von diesen Flüssen liegt der eine im Osten und der andere im Westen. Als siebten Teil fügte ich noch Wasser aus der Trinkwassertalsperre unserer Region (aus der auch mein Leitungswasser stammt) hinzu. Masaru Emoto (siehe auch AUSGANG unten) zeigt mit seinen vergrößerten Eiskristallfotografien sehr eindrucksvoll, den Zusammenhang zwischen feinstofflichen (und mentalen) Energien und Umwelteinflüssen auf Wasser: Während belastetes, verschmutztes sowie energetisch verseuchtes Wasser zu chaotischen und unharmonischen Eisgebilden gefror, bildete beispielsweise klares, sauberes Quellwasser – sowie mit energetisch "positiver" Musik beschalltes Wasser – harmonische und wohlstrukturierte Eiskristalle. Es wird in diesem Zusammenhang immer öfter vom "Gedächtnis des Wassers" gesprochen. Auch WissenschaftlerInnen vom Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrttechnik der Universität Stuttgart stellten dieses "Gedächtnisphänomen" in Versuchen mit getrockneten Speichelproben fest: Eine von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen entnommene Speichelprobe trocknete – unter dem Mikroskop erkennbar – "konzentrisch mit klaren Strukturen"; während eine weitere Probe – diesmal entnommen nachdem die "Speichelspenderin" zuvor mit einem Mobiltelefon telefoniert hatte – dagegen "strukturlose" Bilder erkennen ließ. Als den Forschern und Forscherinnen desweiteren auffiel, dass sich sogar der Einfluss der jeweils probeentnehmenden MitarbeiterInnen in den Bildern manifestierte – also die Bilder zwar konstante, aber verschiedene Strukturen zeigten, je nachdem wer die Speicheltropfen mit der Spritze auf den Glasträger aufbrachte – war man zunächst überrascht. Bernd Kröplin (Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrttechnik der Universität Stuttgart) erklärte jedoch in einem Fernsehinterview (Zitat aus "3 Sat Delta"): "Offenbar hat der Experimentator – also derjenige, der den Tropfen macht – einen Einfluss auf das Bild. Das hat uns natürlich zunächst sehr verwundert, ist aber gar nicht so schwer zu erklären, wenn man bedenkt, dass der Experimentator ja auch zu circa 70 Prozent aus Wasser besteht – und wenn man dann weiter bedenkt, dass Wasser untereinander auch Informationen übertragen kann. Und somit ist also derjenige, der in der Nähe ist – der also den Tropfen macht – auch mit ausschlaggebend für den Bildinhalt der sich zeigt". Auch diese völlig selbstverständliche Aussage eines wahrscheinlich von Berufs wegen eher "trockenen" Wissenschaftlers ist wieder mal ein Beispiel für das bereits zuvor erwähnte Zusammenwachsen von Wissenschaft und esoterischer Weltsicht. Aber hier sind wir bereits mitten in den Recherchen zum nächsten tOM Sonnentrommler Projekt, welches bislang den Arbeitstitel "Weltwasserwelt" trägt und wahrscheinlich um das grundlegende Element "Wasser in unserer Welt" kreisen wird. Aber wer weiß schon vorher, wohin ein neues Projekt letztlich führen wird. Vielleicht hat´s ja auch gar nichts mit Wasser zu tun...

 


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Die finale Stimmung der Sonnentrommel

In dieser "50 Liter Mischung der Wasser meiner Region" weichte ich Fell und Spannriemen im September 2005 ein und bespannte am folgenden Tag die Sonnentrommel. Nach dem Aufziehen des nassen Felles hatte die Trommel zunächst eine sehr schlappe Spannung und lag mit ihrer Stimmung bei einem tiefen E. Innerhalb weniger Stunden trocknete nun das Leder und zog sich zusammen. Die Stimmung wanderte dabei eine gute Quinte höher bis hinauf zum hohen H, beziehungsweise dem tiefen C. Da dies der Sonnenton ist, mag mein freudiges Erstaunen hierüber verständlich sein. Beim anschließenden Dehnen des Felles entspannte sich das Fell soweit, dass das Zentrum der Trommel meist beim G des Erdtones, bzw. bei höheren Temperaturen beim g# des Mondtones lag. Bei extremen Witterungsschwankungen stellte ich einen Stimmumfang von F bis H/C fest. Die mir bekannten von Cousto errechneten Planetentöne liegen im tonalen Bereich F bis D. Abgesehen von den Tönen, C#, D und D#, deckt die Trommel exakt diesen Bereich mit ihren Stimmungsschwankungen ab (wobei ich noch nicht weiß, ob die Stimmung der Trommel diese Höhe nicht an irgendeinem heißen Sommertag einmal erreichen wird). Auch die uns bekannten "Spherics" der Wetterstrahlung (siehe auch AUSGANG unten), welche den Meteorologen genaue Wettervorhersagen für einige Tage voraus ermöglichen, reichen von E bis C (1 x E; 3 x G; 1 x A; 2 x C). Von nun an begleitete die Sonnentrommel die weiteren Arbeiten.

Kurz vor Abschluss des Projektes nahm ich schließlich (als letzte Studioarbeit der Komposition) die fertige Trommel auf. Da sich insbesondere die Lederriemen des Trommelfelles über die letzten Monate soweit gedehnt hatten, dass ein Nachspannen der Trommel nötig wurde, ging ich "entspannt" an diese Arbeit. Wobei ich zugegebenermaßen recht "gespannt" war, ob sich die Stimmung der Trommel durch diesen Eingriff verändern würde. Im Ergebnis landete die Trommel jedoch wieder exakt in genannten Bereich. "Besser" noch: Tendenziell lag sie nun (zum Zeitpunkt ihrer finalen Aufnahme) "recht stabil" auf dem hohen h (bzw. tiefen c) des Sonnentones (Freu´ Loch in Bauch!). Außerdem fiel mir zu meinem Erstaunen auf: Wenn der tiefe Grundton der mit der flachen Hand (weich) gespielten Trommel in etwa bei diesem h/c liegt (Sonnenton), so erklingt der deutlichste Oberton der hart gespielten Trommel (Slap) auf darüberliegenden g des Erdtagestones, beziehungsweise beim g# des Mondtones (das g des Erdtagestones liegt mit seinen 194,18 Hz "relativ nah" bei den 210,42 Hz des Mondtones). Dieser dominierende Oberton ist in der CD-Aufnahme der Sonnentrommel deutlich zu hören. Wobei ich einräumen muss, dass ich im Unterschied zu den auf "1 Promille genauen Planetentönen" die fertige Trommelstimmung noch nicht durch eine Frequenzanalyse gejagt und "tausendprozentig" auf diese im Abstand "Prim / kleine Sexte / große Sexte (Rahmenintervall)" liegende Fusion aus Sonne–Erde–Mond überprüft habe. Die "hörbare Stimmigkeit" der Trommel am Tage der Studioaufnahme erschien mir jedoch als gutes Indiz dafür, "den richtigen Moment" erwischt zu haben.

Und da macht man sich im Vorhinein Gedanken zur Stimmung der Trommel. Wieder so ein Zufall, im Sinne von "von-woanders-zu-gefallen"? Man kann halt nichts "falschmachen". Ein ins Wasser geworfener Stein sinkt zum Grund.

Ende von Gecko.
Punkt.

 

 

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