Ich bin Musiker.
Kein Mathematiker, Astronom oder Physiker. Daher habe ich mir erlaubt,
entsprechende in diese Bereiche führende Hintergründe mit
Zitaten anerkannter Spezialisten und Spezialistinnen zu versehen. Durch
die umfangreichen Recherchen zu diesem Projekt habe ich viele Werke
dieser Fachleute kennenlernen dürfen und möchte die jeweils
angeführten und verlinkten Literaturtitel
den diesbezüglich interessierten Lesern und Leserinnen sehr empfehlen.
Im ersten Teil des Buches geht es unter dem symbolischen Titel "Obere
Welt" um "linkshemisphärische
Gedanken und Worte" – um die philosophische Sicht des Sonnentrommlers
(philosophia = Liebe zur Gelehrsamkeit, zu den Wissenschaften)
und um die allmählich "tiefer" führenden Projektrecherchen.
Die "Mittlere Welt" des zweiten Teiles widmet sich den Fakten
der Projektentstehung, während die "Untere Welt" des
dritten Teiles für das nötige Basiswissen zu Fachausdrücken
oder technischen Details sorgt.
Dieses Buch versteht sich nicht als literarisches Kunstwerk, sondern
vielmehr als eine Art "Projekt Bibliothek". Auch glaube und
beanspruche ich nicht, mit den hier dargelegten Gedanken das Rad neu
erfunden zu haben oder gar eine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema
Planetentöne, Anderswelt oder Trommelbau abgeliefert zu haben.
Ich sehe mich auch nicht als Schamane – obwohl ich im Rahmen dieses
Projektes schamanische Techniken erlernt und erfahren habe. Meine Aufzeichnungen
geben lediglich einen Teil meiner Gedanken und Rechercheergebnisse zum
2002 bis 2009 entstandenen Multimediaprojekt "Die Geburt der Sonnentrommel"
wieder. Sie dokumentieren den inneren Weg, auf dem mich der Sonnentrommler
während dieser Zeit führte und bieten einen kleinen Einblick
in meine Arbeitsweise und Denklandschaft während der Projektentstehung.
Wem die Orte, die ich dabei durchquere schon vertraut sind – der
(oder die) war vielleicht schon vor mir da. Wer jedoch
– wie ich selbst – auf dem hier beschriebenen Weg staunend
Neues entdecken kann, dem möchte ich mich in aller Bescheidenheit
als Führer durch diese Zeilen anbieten.
Lebendig werden
die Wörter in Ihrem Kopf. Als Bilder zwischen Ihren persönlichen
Erfahrungen und Einsichten. Darum geht es in diesem Projekt: Um "innere
Bilder". Um inneres Hören und Sehen. Um das Erkennen der erfühlten,
intuitiv erahnten Inneren Welt als gleichwertigen Gegenpol
zur alltäglichen Außenwelt. Ich möchte Sie daher bitten:
Lassen Sie sich zwischen meinen Worten auf Ihre Bilder ein.
Ich habe das Projekt sehr intensiv erlebt. Wohin Sie Ihr Sonnentrommler
– oder Ihre Sonnentrommlerin – beim Lesen
und Musikhören führt, liegt bei Ihnen und Ihren Bildern. Der
Sinn hinter den Urbildern, die Sie dabei entdecken können, ist
in allen Kulturen derselbe. Aber alle Kulturen gaben diesem Sinn verschiedene
Namen und so wurden die Bilder zu Worten. Nicht umgekehrt. Schon aus
diesem Grunde bin ich der ein oder anderen im Text enthaltenen "Wortwurzel"
nachgegangen. Da wir uns seit einigen Jahrhunderten oftmals mehr auf
die Worte selbst, als auf ihre ursprünglichen, dahinter liegenden
Bilder konzentriert haben, bleibt Ihnen – im Falle dieses Buches
– also nichts anderes übrig, als sehr wachsam zwischen den
Zeilen Ausschau zu halten. Wenn Sie erkennen, was mir während meiner
Arbeit am Projekt begegnete, werden Sie allmählich ohnehin ahnen,
dass Sie bereits alles wissen.
Vor einigen Jahren hörte ich in einer Buchhandlung zufällig
ein kurzes Gespräch zwischen einer Verkäuferin und einem zuvor
eingetretenen jungen Mann. Nachdem die Verkäuferin ihn fragte "was
er denn suche" antwortete er: "Ach, immer das Gleiche –
nur in anderen Worten...".
Zum Inhaltsverzeichnis
Die Geburt des Projektes
"Der Zeitpunkt, in dem etwas geschieht auf dieser Welt,
wird bestimmt durch die Zustände, die nach diesem Geschehnis rufen."
(Zitat Albert Hofmann; näheres zum Zitatzweck)
Im Jahr 2000 beschloss ich, als Musiker und Berufssänger
weniger kommerziell und auftragsbezogen zu arbeiten und mich künftig
noch ausführlicher meiner eigenen kreativen Arbeit als Komponist
und Produzent zu widmen. Schließlich hatte mich das "Musik
selber machen" auf den Weg zu meinem Musiker-Beruf gebracht und
ich vermisste nach circa fünfzehn Jahren intensiver Bühnenarbeit
die Zeit zum "freien Musik erfinden" jenseits irgendwelcher
Stilistikschubladen.
Der Weg zu dieser Entscheidung war lang und ich glaube heute, dass sie
gerade noch rechtzeitig fiel – beziehungsweise ganz im Sinne der Eingangs zitierten Worte Albert Hofmanns und unter Weglassung meines Wortes "noch": Die Entscheidung fiel genau "rechtzeitig" – eben genau "zur rechten Zeit":
Irgendwann – auf einer der zahllosen
nächtlichen Autobahnrückfahrten nach irgendeinem Auftritt
– bemerkte ich wieder einmal eine merkwürdige Gleichgültigkeit.
Da fährt man Nacht für Nacht mit einem Kombi voll Equipment
durch Deutschland und fragt sich: "Was ist eigentlich mit Dir los?".
Ich fühlte mich irgendwie ausgebrannt. Es gab aber keinen "rationalen"
Grund dafür. Meine Bands liefen erfolgreich, ich verdiente genug
Geld und hatte mit der gut gebuchten Auftrittslage eigentlich alles
Angestrebte erreicht: Ich konnte von meiner Musik leben. Das Ego-Gebäude
"DERGRUBE" stand stabil in der "alltäglichen Wirklichkeit".
Trotzdem saß ich hier um fünf Uhr morgens und fühlte
mich so leer wie die Dose Bier in meiner Hand. Nachdem man mir dann
irgendwann in einer Ambulanz mitteilte, dass ich "übermüdet"
wäre und "eigentlich dort bleiben müsse"
– und ich darauf hin erwiderte, dass "ich keine Zeit
habe, da ich selbstständig sei" begann ich allmählich
zu erkennen, dass ich mich zum Workaholic entwickelt hatte und ein viel
zu eng getaktetes Leben führte. Der Ambulanzarzt antwortete mir
damals nur "dass dies natürlich etwas anderes und absolut
verständlich sei – insbesondere da ich ja bei dieser Lebensführung
ohnehin bald gaaanz viiiiiel Zeit haben würde..."
Ich fragte mich zum ersten Mal, ob mir vier Stunden Schlaf pro Nacht
"wirklich nichts ausmachen". Das Schlimmste war jedoch,
dass mir immer klarer wurde, dass ich kaum noch wirklich kreativ arbeitete,
sondern ein Großteil meiner Arbeit im Interpretieren von Coversongs
bestand. Nichts dagegen – ich möchte diese Erfahrungen nicht
missen – aber bis in alle Zeiten "Rosanna" oder "You
cut me to the bone" singen, konnte es irgendwie auch nicht sein.
Rückblickend prägten diese Grunderfahrungen der "Workaholic-Problematik"
– und das darauf folgende Erkennen ihrer Symptome bei vielen Kollegen
und Kolleginnen, sowie allgemein bei Freunden und Freundinnen in
der Branche – entscheidend die Philosophie
der tOM Sonnentrommler Projekte und halfen dem Sonnentrommler "t(h)OM
(as)" auf seinem Weg aus "DER GRUBE".
Nachdem mir diese Situation also über einige Jahre hinweg bewusster
geworden war, entschied ich mich 2000 zu einem radikalen Schnitt. Nicht
ohne eine gewisse Unsicherheit – schließlich verdiente ich
zu diesem Zeitpunkt mein Geld als Leadsänger von fünf Bands,
welche ich zum Teil ins Leben gerufen, mit aufgebaut und gemanagt hatte.
Ich beendete zunächst
alle kommerziellen Projekte, stellte meine gesamte Livearbeit
ein und zog mich ins Studio
zurück. Ich begann einmal keine Jazz-, Blues-, Pop- oder Rockstücke
zu schreiben, sondern begab mich auf die Suche nach "meinem eigenen
Sound". Dieser sollte bzw. durfte alle musikalischen Einflüsse
meines Werdegangs, einschließlich der Klassik beinhalten. Eigentlich
besann ich mich wieder auf das "Sinn-lose Herumspielen mit Klängen
und Rhythmen", welches ich in seiner Ursprünglichkeit wohl
irgendwo zwischen Auftragskompositionen, Bühne und beruflicher
Disziplin aus den Augen – beziehungsweise "den Ohren"
– verloren hatte.
Schnell zeigte sich, dass eine Zweiteilung meiner Arbeit in das songorientierte
Gesangs-Projekt "DERGRUBE" und die meditativeren Instrumentalprojekte
von "tOM Sonnentrommler" sinnvoll wurde. Es begann meine persönliche
Geburt des Sonnentrommlers, der sich – nachdem die ihm vertraute,
wärmende Sonne des (Bühnen) Tages verschwand – in einer
dunklen (Studio) Höhle wieder fand und sich fragte, ob er "das
Licht wohl finden wird".
Dieses Bild, des in seiner Höhle sitzenden Trommlers, hatte ich
dabei bereits ganz zu Beginn vor Augen. Auch die Trommel des Schamanen,
welche die Verbindung zwischen den Welten herstellt – also den
Klang als Fahrzeug nutzt – stand als zentrales Instrument von
Anfang an fest. Obwohl ich zu dieser Zeit noch nichts über Schamanismus
wusste und erst in den Recherchen zum Projekt mehr darüber erfuhr.
Der Sonnentrommler wurde für mich, über meine persönliche
Suche hinaus, zum
Sinnbild für alles "zum Licht Strebende". Es entstand
beim Komponieren eine symbolische Bildergeschichte
in meinem Kopf: Die Sonne verschwindet. Die folgende Dunkelheit löst
Ängste und Zweifel aus. Geht die Sonne noch mal auf? Macht das
Sinn, was man hier tut? Man zieht sich zurück und begibt sich ganz
allmählich auf den Weg. Schritt für Schritt. Trommelschlag
für Trommelschlag. Mir fiel spontan ein Zitat von C.G. Jung ein:
"Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten
vorstellt,
sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit".
Zitatende.
Das traf genau meine damalige Empfindung. Bei allen Unsicherheiten einer
solchen Suche: "Mein Sonnentrommler" erlebte die dunkle Nacht
des Neubeginns letztlich nicht als nötiges Übel, als Wartehalle
zum Licht, sondern als "andere Seite der Sonne". Das Mondlicht
seiner Nacht ist das reflektierte Licht der Sonne. Erst durch
die bewusste Annahme der Nacht und der Ruhe erlebt er "die ganze
Sonne" und erkennt "die ganze Geschichte".
Dieser "Weg zum Licht" kann dabei sowohl ein ganz persönlicher
und individueller, wie auch ein kollektiver, nationaler oder globaler
Entwicklungsprozess sein. Um es frei nach Hermes
Trismegistos zu sagen: "Wie
oben – so unten". Oder analog dazu: Wie im Kleinen –
so auch im Großen. Der
Sonnentrommler steckt somit in jedem von uns – und seine "Sonne"
steht symbolisch für unserer aller Lebens- (Licht-) Ziel. In diesem
Sinne sind wir alle "SonnentrommlerInnen auf dem Weg (zurück)
zur Sonne".
Zum Inhaltsverzeichnis
Philosophie
der tOM Sonnentrommler Produktionen
Da meine Arbeit als DERGRUBE nicht Gegenstand des vorliegenden
Projektes ist, werde ich – um nichts zu komplizieren – diese
hier nicht näher erläutern. Infos zu all meinen anderen Projekten,
Auftragsarbeiten sowie zu meiner Lehrtätigkeit sind auf meiner
Website:
www.DERGRUBE.de
zu finden. Da sich die Grundphilosophie der tOM Sonnentrommler Projekte
jedoch wesentlich von meinen anderen Produktionen unterscheidet, möchte
ich hier kurz auf einige Besonderheiten der "Sonnentrommler Produktionen"
eingehen.
Zeit und
Projektdauer
Da man bei kommerziellen
Produktionen oder Aufträgen, wie z.B. Werbemusik, heutzutage fast
immer mit sehr straffen "Deadlines" ein Maximum an Qualität
aus einem Minimum an Zeit herausholen muss, reduziert sich ein entscheidender
Faktor kreativer Arbeit: Die Inkubationszeit. Eben jene Phase, in welcher
man mit einer Idee "schwanger gehen", an ihrem Konzept feilen
kann und von ihr im täglichen Leben begleitet wird. Der
Mensch entwickelt sich dabei mit seinem Schaffen – und sein Schaffen
entwickelt sich mit seinem persönlichen Lebensweg. Diese Entwicklung
reduziert sich bei "schnellen Produktionsweisen" auf ein Minimum.
Das ist nicht grundsätzlich negativ zu sehen, da selbstverständlich
auch die Essenz eines "schnellen Schnappschusses" ihren Reiz
und ihre Wertigkeit hat.
Die tOM Sonnentrommler Projekte greifen jedoch den Gedanken der "allmählichen
Entwicklung" auf, machen ihn zum grundsätzlichen Bestandteil
der Arbeitsweise und sind zeitlich auf die Dauer von Jahren ausgelegt.
Dies geht soweit, dass selbst in der Produktion verwendete Instrumente
– im vorliegenden Projekt beispielsweise die Sonnentrommel
– oder auch speziell benötigte Elektroniken
über Monate entwickelt und gebaut werden. Der Einfluss des "täglichen
Lebens" prägt diese Arbeiten entscheidend mit.
Zum Inhaltsverzeichnis
Ganzheitliches
Arbeiten
Aus dem voran Genannten resultiert folgerichtig der Ansatz ganzheitlich
zu arbeiten. Neben der disziplinierten und rationalen Arbeit achte ich
in diesen Projekten auf viel Platz für Intuition und Improvisation
– und nicht zuletzt auf zwischenmenschliche Aspekte. So ist das
professionelle Handwerk der beteiligten MitmusikerInnen und KünstlerInnen
zwar grundsätzliche Voraussetzung – aber noch wichtiger ist
die menschliche Qualität, die sie ins Projekt einbringen. Im Zweifelsfalle
entscheide ich mich für "energetisch zündendere Semiprofis"
und investiere mehr Studiozeit in das handwerkliche Gelingen der Aufnahmen,
als dass ich mit uninspirierten "Vollprofis" in Rekordzeit
(scheinbar) perfekte – aber seelenlose – Noten aufs Band
nagele. In der Regel der Fälle stimmt Gott sei Dank beides.
Man sollte meinen, das hier Gesagte verstünde sich von selbst,
da doch alle "schaffenden Menschen" ihre "Ideen"
(Intuition) mit der ihnen zur Verfügung stehenden "Technik"
(rationale Verwirklichung) in der "erforderlichen Zeit" umsetzen.
Aber allein der oben genannte Faktor "Zeitqualität in Verbindung
mit der entstehenden Arbeit" – das berühmte "eine
Nacht drüber schlafen" – stellt sich in der Praxis als
gar nicht so selbstverständlich heraus. Bei manchen Kollegen oder
Kolleginnen führt meine ernst gemeinte Aufforderung "Mach´
es in Ruhe, lass Dir Zeit, es soll gut werden – es eilt nichts!"
zur vollständigen Einstellung der Arbeit – und zur zwischenzeitigen,
hektischen Erledigung von zwei oder drei anderen Projekten. "Du
hast ja gesagt, dass es Zeit hat". Wenn es dann an die Umsetzung
der besagten Arbeit geht, geschieht dies leider häufig mit eben
der Hektik, die ich damit eigentlich vermeiden wollte – nur dass
in der Zwischenzeit drei Wochen vergangen sind. Ein ruhiges Arbeiten
nach den hier beschriebenen Grundsätzen, scheint den meisten in
ihrem stressigen "Workflow" gar nicht mehr möglich. Stellenweise
scheint man sich vielmehr nach einer vorgegebenen "Deadline"
(Todeslinie) zu sehnen. Ich wurde – mehr als einmal – ausdrücklich
um eine solche gebeten.
Neben besagtem eher "rechtshemisphärischem
Umgang mit Zeit und Intuition" zeigt sich der ganzheitliche Ansatz
auch in der Philosophie des vorliegenden Projektes: Es besteht grundsätzlich
der Kerngedanke, intuitives Bauchgefühl und inspirierte, "begeisterte"
Eingebungen mit rationalen, logischen Arbeitsweisen zu verbinden und
somit die Qualitäten beider
Hirnhemisphären zu nutzen und anzusprechen. So teilt sich beispielsweise
der Film
"Die Geburt der Sonnentrommel" in zwei verschiedene Bereiche:
Auf der einen Seite gibt es den Mittelteil, welcher einem "Making
Off" entspricht und mit erklärenden Worten das Projekt beschreibt.
Auf der anderen Seite wird dieser linkshemisphärische, logische
und analytische Teil von reinen Bildkompositionen umrahmt. Diese setzen
die Stimmung der Musik visuell um und lassen Raum für eigene Interpretationen
und Entdeckungen. So wird auch die rechte Hirnhälfte aktiviert,
in welcher Emotionen, kreatives und musisches Empfinden, sowie qualitativ
empfundene Zeit(losigkeit) liegen. Einem umfangreichen theoretisch-kopfigen
Projektunterbau bleibt so der "Bauch" erhalten. Man könnte
also sagen, ganzheitlich zu arbeiten, bedeutet für mich linke
und rechte Hemisphäre entsprechend ihrer jeweiligen Stärken
einzusetzen – sowie anzusprechen – und nicht etwa "einseitig
erdachte", theoretische Konzepte durchzuziehen. Daher habe ich
auch im vorliegenden Projekt zu keinem Zeitpunkt mit einer solchen "verkopften
Konzepttreue" gearbeitet. Immer entschied sich die Tonwahl zunächst
"aus dem Bauch heraus". In vielen Fällen fiel mir erst
nach dem Komponieren der tiefere Sinnbezug einzelner Passagen auf, welche
ich daraufhin weiter entwickelte. Die Masse der "stimmigen Resultate",
ließ mich nur einmal mehr an dem Begriff "Zufall" zweifeln.
So führte mich
das Eigenleben der langsam entstehenden Komposition
auf anfangs nicht "bedachte" Wege. Während ich diesen
"Produktionspfaden" neugierig folgte, bemerkte ich zunächst
nicht, wie massiv mich das Projekt dabei selbst veränderte.
Zum Inhaltsverzeichnis
Spiritualität und Wissenschaft - Esoterikgedöns?
"Eine Wendung zum Guten kann nur eintreten,
wenn eine allgemeine Bewusstseinsveränderung erfolgt, wenn das
gespaltene Bewusstsein, das Gottfried Benn als "Europäische
Schicksalsneurose" bezeichnet hat, durch ein Bewusstsein abgelöst
wird, in dem Schöpfer Schöpfung Geschöpf als Einheit
erlebt werden."
(Zitat Albert Hofmann; hier näheres zum Zitatzweck)
Innen und Außen ergeben die Welt
Endlich wächst wieder zusammen, was zusammen gehört. Wir besitzen
schließlich beides: Verstand und Gefühl. Intellekt und Intuition.
Es kann niemals darum gehen, die "Realität" unserer (äußeren)
Weltwahrnehmung zu verleugnen und sich ausschließlich pseudoverzückt
in "innere Welten" auszuklinken. Das gleiche gilt jedoch auch
umgekehrt: Wo die "Materie-orientierten Wissenschaften" vor
einigen Jahrzehnten noch alles feinstoffliche oder gar esoterische (Esoterik
= innerer Kreis – im Unterschied zur Vorsilbe Exo, welche
auf "außerhalb, von außen her" verweist)
in die Welt der Spinner verdammte, sind sie heute durch die ihr eigene,
immer kleiner werdende Detailsicht von außen her –
beispielsweise in der Quantenphysik, über Atome, Moleküle
und Spins – längst bis über die Grenzen der "sichtbaren
Materie" hinaus ins Innere gedrungen. Plötzlich geht
es auch hier um "Energiefrequenzen, Paralleluniversen und Antiwelten".
Zusammen wird ein Schuh draus: So verstehe ich das Eingangszitat von Albert Hofmann: Der Erschaffende und das "fertige Werk" sind eins – ganz so wie der Bogenschütze im ZEN "selbst das Ziel ist".
Stephen Hawking, Professor für Physik und Mathematik an der Universität
Cambridge (Mitglied der Royal Society und der amerikanischen National
Academy of Sciences – u.a. auch Träger des Titels "Lucasian
Professor" – welcher vormals schon Isaak Newton oder Paul
Dirac verliehen wurde) spricht davon, (Zitat):
"[...] dass zu jedem Teilchen ein Antiteilchen gehört
[...]". Weiter erklärt er: "Es könnte ganze
Antiwelten und Antimenschen aus Antiteilchen geben [...]"
und "Das Yin-Yang-Symbol mit seinem hellen (aktiven) und dunklen
(passiven) Element weist Parallelen zu dem kosmischen Gleichgewicht
auf, von dem die moderne Physik ausgeht [...]" (Zitatende)
Um nochmals auf das bereits oben (Die
Geburt des Projektes) zitierte Analogiegesetz des Hermes
"Wie oben – so unten" zurückzukommen (man
könnte auch die Bibel mit: "Wie im Himmel – so auf Erden"
zitieren): Was unsere Wissenschaft
da im Außen des Makrokosmos zu entdecken beginnt, finden wir analog
dazu auch im Mikrokosmos Mensch – in unserem Innern. Wenn beide
Bereiche auch "verschiedensprachig" erscheinen, so bedingen
sie doch einander und ergeben erst zusammen "das Ganze". Die
Evolution des Menschen findet ja nicht nur in der "äußeren
Materiewelt" statt, sondern auch im Bewusstsein seiner inneren,
energetischen Welten – und in seinem "Wissen", wie diese
mit dem "Außen" zusammenhängen. Möglicherweise
wächst uns auf physiologischer (Materie-) Ebene ja noch ein dritter
Arm, damit wir unsere Computer noch besser bedienen können grins
.Ich könnte diesen manchmal gebrauchen – und ein befreundeter
Musiker ist der Ansicht, dass uns aufgrund der "elektromagnetischen
Strahlung im Tonstudio" auch noch einer wachsen wird...;-)
Mit Sicherheit wird der evolutionäre Weg des Menschen jedoch
weiterhin auch ein "Bewusstseinsweg" sein. Beide Welteinblicke
– der nach außen wie der nach innen gerichtete Fokus –
lassen einander bedingende Pole erkennen. Diese Urpole sind in allem
zu finden. Und in jedem Pol steckt auch ein Stück des Gegenpoles:
Sowie Männer
"weibliche Aspekte" und Frauen "männliche Aspekte"
besitzen, so lassen sich auch in der "inneren Körper-Kopf-Welt"
unseres Denkens und Fühlens rationale, emotionale und intuitive
Wahrnehmungen erkennen. Und genau diese wachsen zum gegenwärtigen
"Gesellschafts-Evolutions-Zeitpunkt" endlich wieder zusammen.
Die im Wissenschaftszeitalter wegrationalisierte "Intuition"
– unser Bauchgefühl – wird allmählich wieder integriert.
Um es frei nach Eckart
Tolle zu sagen, geht es dabei niemals darum, das (rationale) Denken
grundsätzlich zu verdammen und "auf die Stufe der Tiere zurückzufallen",
sondern um ein Nutzen des "denkenden Egos" als das was es
ist: Ein absolut sinnvolles Werkzeug. Um ein Gedicht zu schreiben, verwende
ich aber keine Kettensäge. So effektiv diese auch sägen mag
– im Falle des Gedichtes ist sie das falsche Werkzeug. Die Werkzeuge
der Materie funktionieren nun mal in der Welt der "Materie"
– jenseits der Materie benutzt man andere. Gelten nach dem Analogiegesetz
zwar die gleichen Prinzipien, so spricht man doch eine andere Sprache.
Wer also für energetische Zusammenhänge ausschließlich
in der "Materiewelt" nach rationalen, "be-greifbaren"
Begründungen sucht, kann zu fatalen Fehlschlüssen gelangen.
Holger Kalweit stellt seinem Buch "Die
Welt der Schamanen – Traumzeit und innerer Raum" sehr
treffend die Worte Vinson Brown´s vorweg (Zitat 1979): "Schlange
beißt nicht Mensch, Schlange beißt was Mensch denkt."
Um beim Beispiel des Mikrokosmos Mensch zu bleiben: Eckart Tolle verweist
auf die Gefahr der Aussage: "Ich denke – also bin ich"
(R. Descartes). Denn zu diesem "Ich BIN", also zum Mensch-Sein,
gehört weit mehr als nur der rationale Egoverstand. Bewusstes "an
der Oberfläche liegendes Äußeres" ist ebenso real,
wie das tieferliegende "innere Unter-Bewußte", das intuitiv
Gespürte und visionär Geschaute – mit seiner Verbindung
zum Kollektiv.
Das äußere Handeln ist manifestiertes Resultat des "innerlich
Beseelten". Wir haben unseren Beruf, weil wir irgendwann einmal
die (innere) Idee dazu hatten. Die fertige, neu erfundene Maschine aus
"be-greifbaren" Stahl ist das Resultat der zuvor gesehenen
"inneren Maschine". Die fertige Sonnentrommel ist die materialisierte
"innere Trommelvision". Das "beseelte Innere" steht
dabei für die (wie auch immer definierte) "Lebensenergie",
ohne die im Außen nichts entstehen kann: Für die Seele, bei
deren Verlust der äußere Körper augenblicklich anfängt
zu verfaulen. Ist Ihnen alles längst klar? Nichts Neues? Wissen
Sie schon? Eben. Wir wissen es längst – haben es aber bei
weitem noch nicht als emotionale Wahrheit in unser Handeln und "Denken"
aufgenommen. Dazu müssen wir es auch fühlen. Mir fiel dies
einmal ganz banal bei einem unwetterbedingten Stromausfall in meinem
Tonstudio auf. Natürlich war mir auch schon vorher klar, dass alle
Technik ohne Strom zu nichts nütze ist. Logisch. Ich stellte neben
diesem völlig logischen Ratiofakt jedoch zu meinem Erstaunen fest,
dass sich all diese mich täglich umgebenden Geräte plötzlich
auch völlig anders anfühlten. Sie waren leer. Völlig
"sinn-lose" Materie. Keine Sonne, kein Leben, keine Energie,
keine Seele. Sie lächeln? Noch mal: Ich dachte mir dies
nicht – ich fühlte Es. Und ich spürte dabei,
dass ich es bisher immer nur gedacht hatte. Jetzt weiß
ich es.
Es geht mir in diesem Projekt insbesondere um diese besagte "Seele
in den Dingen". Der Begriff "Seele" bedeutet "die
zum See gehörende" und bezieht sich auf die altgermanische
Vorstellung, dass die Seelen der Ungeborenen und Toten im Wasser wohnen.
Dort unter der Oberfläche liegt unser (inneres) Zuhause, durch
dessen Fenster wir nach draußen in die Welt sehen. Innen und Außen.
Beides ist "Realität". Wir finden die beiden "Yin
und Yang" Pole schließlich überall: Oder ist die Nacht
weniger real als der Tag? Sind Männer weniger real
als Frauen? Ist fließender Strom weniger real als ein
fließender Fluss – nur weil man ihn nicht sehen kann?
Um beim Beispiel der Yin-Yang Polarität unserer inneren
Welt zu bleiben und nochmals auf Eckard Tolle zurückzukommen:
Es geht nicht gegen die Ratio – aber es kommt zum denkenden Ego
etwas hinzu: Das "Sein", welches das Denken dann als Werkzeug
einsetzt, wenn es nötig ist. Der permanente, zwanghafte, innere
"Denkdialog" wird danach jedoch wieder abgeschaltet, die Kettensäge
beiseite gelegt und von einem "Einssein mit dem Augenblick"
abgelöst (wenn man lernt zu ertragen, was sich offenbart, wenn
sich der Benzingeruch schließlich verzogen hat...).
Es geht nicht gegen das Denken. Es geht darum, das Bewusstsein zu entwickeln,
dass uns etwas denkt. Die dazu nötige
Innenschau, das Herabklettern aus den Zweigen unseres nach außen
gerichteten Verstandes, öffnet dann die Tür zu unseren viel
tiefer liegenden Wurzeln.
Zum Inhaltsverzeichnis
Die Quelle der Kreativität
"Es ist unmöglich, auch nur zu denken,
ohne ein inneres Bild."
(Zitat von Aristoteles aus "De Anima" = Über die Seele)
(Hier näheres zum Zitatzweck)
Schon mein ganzes Leben beschäftigt mich die Frage nach dem "Woher
der Inspiration". Als junger Künstler hatte ich – wie
wohl die meisten kreativ arbeitenden Menschen – oft das Gefühl,
diesem mitunter "reißendem Strom der Eingebung" nicht
folgen zu können und nicht rechtzeitig alles notiert oder aufgenommen
zu haben. Über die Jahre erscheint es mir heute, als ob ich nun
wie in einer Zeitlupe "den Fluss" näher betrachten kann
und jetzt genug Zeit habe, die Details zu behalten. Es blieb jedoch
immer die Frage: Wo kommt das eigentlich her?
Wenn sich einer
"etwas ausdenkt" und im künstlerischen Sinne kreativen
"Ein-Gebungen" folgt, dann hat er
in den Augen der Allgemeinheit zu allererst einmal eine "lebhafte
Fantasie". Und Fantasie "ist wichtig für Kinder".
Unterhaltsam zwar und auf jeden Fall ungefährlich, aber –
wie auch das nächtliche Träumen – letztlich scheinbar
unreal und in der "wirklichen Welt" nicht von großer
Bedeutung. Meist gilt der
"verträumte Fantasten-Künstler" auch als ein wenig
verrückt und im Sinne des Wortes ist sein Geist tatsächlich
"ver-rückt". Nämlich in eine andere Wahrnehmungswelt
hinein:
"Das Wirkliche ist ebenso zauberhaft,
wie das Zauberhafte wirklich ist."
(Ernst Jünger; näheres zum Zitatzweck)
Ganz in diesem Sinne möchte ich auch auf die beiden oben stehenden Zitatbelege verweisen: Sowohl Aristoteles Worte aus "De Anima" – als auch die Feststellung von Ernst Jünger belegen mir die "Wirklichkeit" von "inneren Bildern", deren direkten Zusammenhang zum "Denken" – ja, vielmehr gar deren Funktion als "Substanz des Denkens" – und schließlich deren Einfluss auf das Agieren "im Außen einer zauberhaften Wirklichkeit":
Fantasie hin oder her. Egal wie man die Sache nennt:
Alles läuft immer wieder auf das "Woher der plötzlichen
Eingebung" hinaus, welche aufgrund ihres Umfanges und ihrer Vollständigkeit
keine "Verstandesleistung" zu sein scheint. Mozart beschrieb
den Prozess des Komponierens einmal wie das Sehen eines Bildes –
alles in einem Moment. Man denkt es sich nicht aus. Es ist plötzlich
da und muss dann lediglich in die jeweilige (Kunst-) Sprache übersetzt
werden. Auch der Rolling Stones Gitarrist Keith Richards sagte einmal,
dass man Songs nicht schreibe, sondern dass diese in der Luft rum fliegen
– man müsse lediglich nach ihnen greifen. Die Inspirationen
(inspiratio = Einhauchen, be-geist-ern) beim Komponieren
schienen mir etwas weit Größeres zu sein, als die allgemeingültige
Definition "Fantasie im Ausdenken von Musik" abdeckte. Es
ähnelte eher dem "Durchsickern aus einer anderen Welt".
Und tatsächlich weist auch der Begriff "Fantasie" auf
mehr, als zumeist angenommen: Dem griechisch-lateinischen
Substantiv phantasia liegt das Verb phantázesthai
(= sichtbar werden, erscheinen) zugrunde. Der mit "Erscheinung;
geistiges Bild, Vorstellung, Einbildung" übersetzte Begriff
der "Phantasie" führt so also zur Tätigkeit des
"Einbildens". "Einbilden" wiederum bedeutet laut
Duden: (mittelhochdeutsch) inbilden "[in die Seele]
hineinprägen" [...].
Von wo "erscheint" mir (dem zum See gehörenden)
nun aber diese "Seeleneinprägung"?
Warum beschreiben KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen ihre Eingebungen
in der Regel als eben solche: Plötzlich fließende, kreative
Eingebungen, die oftmals nicht als "selbst gemacht", sondern
lediglich als "von woanders empfangen" beschrieben werden?
Edwin Fischer
– welcher im Nachtrag
zum Nachwort des vorliegenden Buches noch näher zitiert wird
– schrieb in seinen Buch "Musikalische Betrachtungen"
bezüglich Interpretation und Intuition (Zitat): "Man fühlt
nicht mehr: ich spiele, sondern es
spielt, und siehe, alles ist richtig; wie von göttlicher Hand gelenkt
entfließen die Melodien Ihren Fingern [...] Sie erleben in Demut
das höchste Glück des nachschaffenden Künstlers: nur
noch Medium, nur Mittler zu sein zwischen dem Göttlichen, dem Ewigen
und den Menschen." Zitatende. Warum
stellen sich diese "plötzlich
fließenden, kreativen Eingebungen" – ob in der Kunst
oder der Wissenschaft – in der Regel meist dann
ein, wenn man sich gerade nicht (intellektuell) mit dem Thema beschäftigt,
sondern "offen und entspannt" ist? Mit Blick auf die "Denkzentrale"
des Menschen – dem Gehirn – geht man hier unter anderem
von grundsätzlich verschiedenen "Denkarten" aus und unterteilt
in "rationales
Denken mit linker Hirnhälfte und schöpferisches Denken mit
rechter Hirnhälfte". Thomas R. Blakeslee berichtet in
seinem Buch "Das
rechte Gehirn" von dem Mathematiker Jacques Hadamard, welcher
1945 Fragebögen an hervorragende Mathematiker in ganz Amerika sandte.
Darin fragte er diese, "welche Art Denken" sie in ihrer schöpferischen
Arbeit nutzen. Blakeslee zitiert nun die Ergebnisse Hadamard´s
wie folgt: "Praktisch alle [...] vermeiden nicht nur den innerlichen
Gebrauch von Worten, sondern auch den innerlichen Gebrauch von algebraischen
und anderen präzisen Zeichen [...] Die innerlichen Bilder der Mathematiker,
deren Antworten ich erhalten habe, sind meistens visuell, aber sie können
auch von anderer Art sein – zum Beispiel kinetisch." Zitatende.
Im weiteren Verlauf verweist Blakeslee in diesem Zusammenhang auf die
Worte Albert Einsteins, welche ich hier ebenfalls wiedergeben möchte
(Zitat): "Die Worte oder die Sprache, wie sie geschrieben oder
gesprochen werden, scheinen in meinem Gedankenmechanismus keine Rolle
zu spielen. Die psychischen Gebilde, die als Elemente des Denkens zu
dienen scheinen, sind gewisse Zeichen oder mehr oder weniger klare Bilder,
die willentlich reproduziert und kombiniert werden können. Es gibt
natürlich eine gewisse Beziehung zwischen jenen Elementen und einschlägigen
logischen Begriffen. Es ist auch klar, dass der Wunsch, schließlich
zu logisch verknüpften Begriffen zu gelangen, die emotionale Grundlage
dieses ziemlich vagen Spiels mit den oben erwähnten Elementen ist,
aber von einem Psychologischen Standpunkt aus scheint dieses kombinatorische
Spiel der wesentliche Bestandteil des produktiven Denkens zu sein –
bevor es irgendeine Verbindung mit logischer Konstruktion in Worten
oder einer anderen Art von Zeichen gibt, die anderen mitgeteilt werden
kann." Zitatende.
Zum Inhaltsverzeichnis
Alles Einbildung?
"Das Auge sagte eines Tages: "Ich sehe hinter diesen Tälern
im blauen Dunst einen Berg. Ist er nicht wunderschön?" Das
Ohr lauschte und sagte nach einer Weile: "Wo ist ein Berg, ich
höre keinen?" Darauf sagte die Hand: "Ich versuche vergeblich,
ihn zu greifen. Ich finde keinen Berg." Die Nase sagte: "Ich
rieche nichts. Da ist kein Berg." Da wandte sich das Auge in eine
andere Richtung. Die anderen diskutierten weiter über diese merkwürdige
Täuschung und kamen zu dem Schluss: "Mit dem Auge stimmt was
nicht."..."
(Zitat Khalil Gibran; hier näheres zum Zitatzweck)
Über die Beschäftigung
mit verschiedenen kreativen (Bewusstseins-) Techniken, den tieferen
Aspekten des "Musik-Machens" und nicht zuletzt über
die Recherchen zum vorliegenden Projekt, gelangte ich – sozusagen
"auf den künstlerischen Spuren meiner Kultur" –
allmählich zurück bis in die Kulthöhlen
unserer Vorfahren. Interessanterweise stand ich in dieser "Höhle
des Sonnentrommlers" meinem langjährigen Freund und Kollegen
– dem Maler Oliver Wrobel – gegenüber, welcher über
die Beschäftigung mit seinem "Cave
Art Projekt" der Frage: "Warum malen Menschen?" ebenfalls
bis hierhin gefolgt war. Der in den Höhlenmalereien und Ritualen
unserer Vorfahren erkennbare "Animismus" – die beseelte
Natur – führte mich schließlich zu den "Mittlern
zwischen den Welten". Da auch die Anforderungen beim Bau
der Sonnentrommel über zunächst rein handwerkliche Aspekte,
immer mehr zu einer Beschäftigung mit dem spirituellen und ethnologischen
Hintergrund führten, verdichteten sich meine Recherchen daher immer
mehr um das Thema "Schamanismus".
Dabei stieß ich zu meinem großen Erstaunen auf eine Vielzahl
von Details, welche mir aus meinem eigenem Erleben von Kindheit an bekannt
sind. Angefangen von den als eine Art "Durchsickern aus einer anderen
Welt" beschriebenen Kompositions-Erfahrungen, frühen "eingebildeten"
Kindheits- Erlebnissen wie Fieberträumen während zweier lebensbedrohlicher
Krankheiten, über die zum rituellen Kult ausgebauten Hanferfahrungen
meiner Jugendzeit bis hin zu zahlreichen Meditationserlebnissen fand
ich hier meine eigene innere Welt beschrieben. Ich denke, dass dies
auch der entscheidende "Beweis" über die Funktionalität
von schamanischen Techniken für mich war: Nichts zuvor intellektuell
Angelesenes, sondern lediglich die Bestätigung des "Selbst
Erfahrenen". Diese Entdeckung führte für die weiteren
energetisch-kreativen Aspekte der Projektarbeit zu dem Grundsatz: Die
beste Vorbereitung – ist keine Vorbereitung. Da auch ich in der
von Albert Hofmann zitierten "Europäischen Schicksalsneurose"
erzogen wurde (siehe Spiritualität
und Wissenschaft) und von Haus aus keinerlei "esoterische Grundzüge"
vermittelt bekam, prallte ich natürlich immer wieder vor die linkshemisphärische
Mauer der Logik. Der rationale Zweifler ist auch mein ständiger,
innerer Begleiter. Das hat zwar den Vorteil, dass man nicht blauäugig
dem zweifellos größeren Anteil der Pseudoesoteriker verfällt,
sondern "ganzheitlich" beide Seiten zu Rate zieht –
erschwert jedoch bei "zuviel Zweifel" den Zugang zur anderen
Seite.
Dieser Grundsatz "keiner Vorbereitung" lässt sich analog
zu meinen Kompositionserfahrungen auch anders formulieren: Erst leben
und vorerfahren, dann denken und nachbereiten.
Dies gilt natürlich nicht pauschal für alle Tätigkeiten
des Lebens (!) – aber insbesondere für energetische und kreative
Prozesse, in denen es nötig ist, nichts zu erzwingen oder kaputt
zu denken. Mir fiel dies besonders bei meinen praktischen "Trance-Trommel-Versuchen"
auf, von denen später noch die Rede sein wird. Wie dankbar war
ich hier um jedes "Erlebnis", welches ich erst nach der eigenen
Erfahrung in der Literatur beschrieben fand, da es meinem linkslogischen
Zweifler schon mal das Argument: "Klar, das hast Du ja auch gelesen..."
nahm. Selbstverständlich kann man auch dann noch weiter zweifeln
und den Standpunkt vertreten, dass die Synchronizität der diversen
Erfahrungsberichte "innerer Welten" einfach nur Botenstoffen,
Sauerstoffmangel und den funktional noch nicht richtig erforschten Tiefen
des menschlichen Gehirns und des Unterbewusstseins entspringen. Schließlich
sind wir im Punkto "Gehirn" alle weitestgehend baugleich.
Wenn "diese Schamanen dann auch noch irgendwelche psychoaktiven
Drogen nehmen", wundert einen die Wahrnehmung anderer Welten nicht.
Zweifele, wer zweifeln will – aber bitte konstruktiv! Der Zweifel
ist für die ZweiflerInnen der Weg zur Erkenntnis, wenn dieser sie
über die aktive und offene Auseinandersetzung mit dem Thema näher
an die Wahrheit bringt. Wer also im Zusammenhang einer Nachbearbeitung
seine Meinung bestätigt sieht, verdient immer Gehör. Wer jedoch
bar jeglichen Wissens vorurteilt, ist des Gespräches
höchstens aus pädagogischer Sicht wert. Dabei gilt es jedoch
außerdem das in Kapitel "Spiritualität
und Wissenschaft" Gesagte zu berücksichtigen: In verschiedenen
Welten spricht man verschiedene Sprachen. Wenn etwas auf der einen Ebene
nicht funktioniert, so muss man gegebenenfalls die Ebene wechseln und
sich auf die dortige Sprache einlassen. Haben Sie schon einmal versucht,
unter Wasser eine Kerze anzuzünden? Bedeutet ein Misslingen dieses
Versuches aber folgerichtig, dass man "auf der Welt" grundsätzlich
keine Kerzen anzünden kann?
Es ist offenbar alles eine Frage der Ebene – beziehungsweise der Perspektive – und eben dies greift das Eingangszitat von Khalil Gibran auf: Jeder hat – durch den persönlichen Filter seiner Wahrnehmung, Erziehung, Gattung, "Bauweise" etc. – eine etwas andere Sicht auf die Welt – – niemand kann für sich behaupten, die "Wahrheit" zu kennen.
Allmählich fragte ich mich, ob das, was die Berichte der Schamanenreisen
beschrieben, vielleicht das Urbild für jenen "Ort" war,
den ich hinter dem Phänomen "Inspiration" vermutete.
Liegt hier der direkte und totale Zugang zu dieser "anderen Seite"?
Was sagen die Spuren unserer Geschichte dazu?
Zum Inhaltsverzeichnis
Schamanismus
"Der Schamanismus ist sehr wahrscheinlich die
älteste uns bekannte spirituelle Tradition der Welt."
(Zitat von John
Matthews - Keltischer Schamanismus Seite 9)
(Näheres zum Zitatzweck)
Schauen wir in unserer Menschheitsgeschichte zurück, finden wir
bei den "Mittlern zwischen den Welten" – den Schamanen
und Schamaninnen unserer Vorfahren – weitere, wesentlich ältere
Begriffe für die weiter oben beschriebene, grundsätzlich verschiedene
Wahrnehmungsausrichtung des "Innen und Außen" (siehe hierzu auch das Eingangszitat von John Matthews). Im Schamanismus
ist von der "Anderswelt" und vom "Jenseits" die
Rede, von oberer,
mittlerer und unterer Welt oder wie es der Core
Schamanismus heute bezeichnet: Von der "alltäglichen
und nichtalltäglichen Wirklichkeit". Im Gegensatz zu unserem
normalen Alltagsbewusstsein handelt es sich dabei jedoch nicht lediglich
um ein "inspirierendes Durchsickern" ins Hier und Jetzt: Hier
wird von einem vollständigen "Wechsel der Welten" berichtet.
Das
Wort Schamane stammt aus der tungusischen Sprache. Die Silbe
scha bedeutet "wissen" – und
die Weiterführung Schaman soviel wie
"der Wissende". Auch wird stellenweise die Übersetzung
"Einer der in der Dunkelheit sieht" genannt. Kurz zum Begriff
"wissen": Das gemeingermanische Verb – mittelhochdeutsch:
"wizzen", althochdeutsch: "wizzan", gotisch:
"witan", altenglisch: "witan", schwedisch:
"veta" – gehört zur indogermanischen
Wurzel "erblicken, sehen". Genauer bedeutet
"wissen" sogar "gesehen haben". Das Herkunftswörterbuch verweist weiterhin auf den verwandten Begriff: "idea" (griechisch für Erscheinung, Bild) und lässt somit erkennen, dass unser Verb "wissen" sich ursprünglich keineswegs auf ausschließlich linkshemisphärisches, logisches Ratio-Wissen bezog, sondern deutlichen Bezug auf "das Sehen und Erscheinen von Bildern" nimmt. Die Berufsbezeichnung "WissenschaftlerIn" erscheint vor diesem Hintergrund bereits wesentlich "ganzheitlicher".
Schamanen und Schamaninnen reisen in einem Trancezustand
in die "nichtalltägliche Wirklichkeit" der unteren, mittleren
oder oberen Welt und nehmen dort unter anderem Kontakt zu Hilfsgeistern,
Krafttieren, geistigen Lehrern
oder auch Verstorbenen auf. Traditionell geht der Berufung zum Schamanen
eine sogenannte Initiation voraus, oftmals eingeleitet von einer schweren
Krankheit, einer Nah-Todeserfahrung
oder Vision. Sehr häufig wehrt sich der
Betreffende längere Zeit gegen diese Berufung, bevor er schließlich
als Heiler und Helfer der Allgemeinheit dient und den Kontakt seines
Stammes zur "Welt der Geister und Toten" herstellt. Der Kulturanthropologe
und Ethnobotaniker Dr. phil Wolf-Dieter Storl berichtet im Zusammenhang
mit "Bärenkult" und "Bärenschamanen" vom
sogenannten "Drachenloch". In dieser Höhle in den Glarner
Alpen entdeckte man unter anderen einen "Knochenaltar", Kochenschnitzereien
und Steinkästen, in denen die Beinknochen und Schädel von
Bären aufbewahrt wurden. Diese Funde wurden auf ein Alter von circa
70 000 Jahren geschätzt. Zitat Wolf-Dieter Storl (Der
Bär S. 36): "Damit ist er das älteste bekannte,
von Menschenhand gefertigte Objekt (Lissner 1979: 200). 70 000, siebzigtausend
Jahre! Man stelle sich vor, was das bedeutet: Vor 2000 Jahren begann
unsere Zeitrechnung, vor 2700 Jahren wurde das "ewige Rom"
gegründet, vor 4500 Jahren die erste ägyptische Pyramide gebaut,
vor rund 8000 Jahren die ersten dorfähnlichen Städte gegründet,
vor rund 12 000 Jahren endete die Eiszeit in Nordeuropa. Der Bärenkult
ist aber mindestens 70 000 Jahre alt und wahrscheinlich noch viele Jahrtausende
älter." Zitatende.
Einer der renomiertesten Experten, der promovierte Anthropologe Michael Harner erkannte – unter anderem durch seine fast 40-jährige Feldforschung bei den Indianern Nord- und Südamerikas, in der kanadischen Arktis sowie in Lappland und Zentralasien – diesen "einheitlichen Kern". Michael Harner ist Gründer und Leiter der "Foundation for Shamanic Studies", welche weltweit Kurse und Ausbildungen im sogenannten "Core Schamanismus" anbietet und mittlerweile sogar von alten Kulturvölkern selbst eingeladen wird, um verloren gegangene schamanische Techniken wieder zu beleben. Der Begriff "Core Schamanismus" bedeutet folgerichtig "Kernschamanismus" und bezieht sich auf eben diese weltweit vorkommenden zentralen Methoden des Schamanismus. Tom Cowan schrieb in seinem Buch "Schamanismus" (Zitat): "Was D.T. Suzuki für den Buddhismus geleistet hat, hat Michael Harner für den Schamanismus getan". Dies verdeutlicht die zentrale Figur, welche Michael Harner im heutigen Core-Schamanismus darstellt. Daneben wären natürlich viele, weitere ForscherInnen, Autoren und Autorinnen zu nennen, welche diese ursprünglichste, spirituelle Praxis der Menschheit erforschen und erhalten. Über die großartigen Bücher und Bildbände von Mihaly Hoppal bis zurück zum 1957 erschienenen, vielzitierten Basiswerk "Schamanismus und archaische Ekstasetechnik" von Mircea Eliade (bei dessen Kauf mir die freundliche Buchhändlerin grinsend "Na, dann viel Spaß und einen schönen Abend" wünschte...), ist längst auch das Interesse der "rationalen Wissenschaft" geweckt. Diese beschäftigt sich ihrerseits von der Erforschung der schamanischen "Trance-Zustände" und den Reiseberichten aus der Anderswelt bis zu den Heilmethoden der Schamanen. Nach Carlo Zumstein senden sogar (Zitat) "multinationale Pharmakonzerne speziell ausgebildete Ethnobotaniker in die Urwälder, um Schamanen und Kräuterdoktoren das uralte Wissen über Heilpflanzen abzukaufen, weil die Kosten für die synthetische Entwicklung neuer Heilmittel in den chemischen Labors Millionen verschlingt und fünf bis zehn Jahre in Anspruch nimmt." Zitatende.
Die
Spuren des Schamanismus sind kulturübergreifend auf der ganzen
Welt zu finden. Sind die jeweiligen, kulturellen Rituale auch verschiedenenartig,
so ist die grundlegende, uralte schamanische Praxis mit ihren Reisen
in andere Welten jedoch überall dieselbe.
Steht
zwar der finale "wissenschaftliche Beweis" für die Realität
(was immer man darunter versteht) der schamanischen Anderswelt noch
aus, so wird die Möglichkeit von Parallelrealitäten
und weiteren Dimensionen auch von wissenschaftlicher Seite mittlerweile
nicht mehr pauschal ausgeschlossen (dazu später noch mehr). Was
mich zu der Frage führte: "Was ist eigentlich real?"
"Die Welt ist so, wie man sie wahrnimmt, und was man von
ihr wahrnimmt."
(Albert Hofmann, näheres zum Zitatzweck)
Dieser Satz von Albert Hofmann drückt im Grunde genau das aus, was Khalil Gibran im Einstimmungszitat des Vorkapitels "Alles Einbildung" umschrieb: Die Wahrnehumg von "Wirklichkeit" hat mehr mit unser persönlichen (recht eingeschränkten) "Wahrnehmungsfähigkeit" zu tun, als wir Menschen – als vermeintliche "Krone der Schöpfung" – oft annehmen: "Wirklich" und "unwirklich" halten da als Begriffe nicht lange stand.
Sandra Ingermann erklärt in Ihrem Buch "Auf
der Suche nach der verlorenen Seele" dazu folgendes: (Zitat)
"Wenn Menschen damit beginnen, in die nicht-alltägliche
Wirklichkeit zu reisen, fragen sie sich oft: "Phantasiere ich mir
das nicht einfach alles zusammen?" So wie die Gesellschaft heute
ist, würde sie mit einem Ja antworten. Ein Schamane würde
sagen: "Hast Du es gesehen oder gehört oder gefühlt oder
gerochen?" Wenn die Antwort ein Ja ist, würde der Schamane
antworten: "Nun, was stimmt dann nicht mit dir, dass Du denkst,
du würdest dir das alles nur einbilden?". Zitatende.
Somit wären wir wieder bei unseren zwei grundsätzlich verschiedenen
Wahrnehmungszuständen angekommen: Wir können nach außen
und nach innen blicken, agieren und wirken:
Beides führt uns in unterschiedliche Weltwahrnehmungsbereiche –
in unterschiedliche "Welten" – eben in unterschiedliche
Wirk-lichkeiten. Der spätmittelhochdeutsche
Begriff "wirkelichkeit" bedeutet seiner Herkunft
nach (Zitat aus dem Herkunftswörterbuch Duden, Seite 815): „das
als Gegebenheit oder Erscheinung Fassbare“. Das Wort "wirken"
bedeutet entsprechend „in die Tat umsetzen, realisieren“:
Um etwas „in die Tat um-zu-setzen“, muss es jedoch
zuvor bereits auf einer anderen Ebene vorhanden sein – sonst könnte
man es wohl kaum ins Fass-bare um-setzen. Der Begriff
„umsetzen“ kommt nämlich von mittelhochdeutsch „umbesetzen“
und bedeutet – ebenfalls laut
Herkunftswörterbuch Duden, Seite 670: „an
einen anderen Ort setzen“. Und für
linkshemisphärische ZweiflerInnen: Was wäre, wenn all das,
was die Wissenschaft mit unglaublichem Aufwand in ihren Labors und in
den Tiefen des Universums sucht, am Ende ganz einfach zu erreichen ist?
Was wäre, wenn der Schlüssel die ganze Zeit in unserer Hand
liegt und die Tarnung nur darum so gut ist, weil sie so genial einfach
ist: Was wäre, wenn man die im Trancezustand erlebte Welt lediglich
ernst nehmen und in ihr handeln muss?
Zum Inhaltsverzeichnis
Trancetrommeln, Drogen und Gehirnfrequenzen
»Auch heute noch habe ich das Gefühl, angelogen zu
werden, wenn Medien und Politiker von "Drogen" oder "Rauschgift"
reden, und denke: "Ach, hättet ihr doch auch als Zwölfjährige
eine gute Haschischpfeife geraucht; viele Probleme wären uns erspart
geblieben!"«
(Zitat Dr. phil. Christian
Rätsch; "der" Ethnopharmakologe; näheres zum Zitatzweck)
Schamanen und Schamaninnen
sind traditionell also diejenigen, die gelernt haben, gefahrlos
zwischen den Welten zu wechseln und sich sogar ins "Totenreich"
zu begeben. Diese "Reisen" unternehmen sie in einem Trancezustand,
welcher am häufigsten mit Hilfe ihres Hauptinstrumentes, der Trommel
erreicht wird. Auf dieser Trommel – welche selbst als lebendiges
Wesen gesehen wird – reiten sie wie auf einem Pferd in die jenseitigen
Welten. Gleichzeitig stellt der Klang der Trommel ihre Verbindung zur
"alltäglichen
Wirklichkeit" dar, mit dessen Hilfe sie jederzeit zurückkehren
können.
"Rationale Erklärung" für solche Trancezustände
scheinen monotone Klänge, besondere Körperhaltungen, sowie
Zustände wie extreme Kälte, Hitze, Hunger, etc. und deren
Auswirkung auf Kreislauf, Gehirn und die Gehirnwellen zu sein. Neben
dem monotonen Trommeln arbeiten Schamanen
und Schamaninnen weltweit mit vielen weiteren Techniken wie Rasseln,
schnellem Im-Kreis-drehen oder auch mit dem tagelangen Aneinanderreiben
zweier Steine. Ziel all dieser Handlungen ist es, eine andere Bewusstseinsebene
zu erreichen. Ebenso werden Trancezustände häufig durch die
Einnahme psychoaktiver Drogen erreicht, welche die "Pforten
der Wahrnehmung“ öffnen und das
"Bewusstsein erweitern". Da schon der Gebrauch des Begriffes
"Psychoaktive Droge" in unserer Gesellschaft zu panischen
Reaktionen führen kann – die Verwendung solcher Substanzen
aber so alt wie die Menschheit ist und schon daher nicht als Modeerscheinung
gelangweilter Wohlstandskids gesehen werden kann – möchte
ich mich dem heiklen Thema "Droge und Trancezustand" hier
einmal etwas umfassender zuwenden:
Unter Berücksichtigung der oben genannten "Weltpforten öffnenden"
Funktion psychoaktiver Drogen erscheint mir beispielsweise die Drogenprävention
mancher Schulen in einem völlig veränderten Licht: Da ich
zwei Söhne habe, weiß ich – zumindest aus diesen begrenzten
Schulerfahrungen – wovon ich spreche. Ich war erstaunt, am "aufklärenden
Vorsorge-Elternabend", vorrangig immer noch pauschale Argumente
wie "schlechten Umgang" oder "Pubertätsprobleme"
als Ursache für "isolierte, frustrierte und folgerichtig
Drogen konsumierende Jugendliche" genannt zu bekommen. "Und
nachdem wir in den einzelnen Gruppen die Gründe für Drogenmissbrauch
erarbeitet haben, treffen wir uns hier wieder, schreiben die Ergebnisse
an die Tafel und diskutieren darüber." Aha. Zu mehr als
zu den oben genannten Resultaten führte die in dieser Art "ausdiskutierte
Meinung der Eltern über den Grund der Drogengefahr" jedoch
nicht. Ist das wirklich so verdammt einfach?
Um es direkt vorweg zu schicken: Mit drei Ausrufezeichen!!! Nicht dass
wir uns falsch verstehen: Ich will die verheerenden Folgen von
Drogenmissbrauch, sowie die Notwendigkeit einer vorausschauenden Aufklärung
– insbesondere bei Heranwachsenden – keineswegs in Frage
stellen oder gar eine Lanze für die bedingungslose Legalisierung
psychoaktiver Substanzen brechen! Ich möchte also alle
LehrerInnen, SozialarbeiterInnen, etc. die möglicherweise bereits
jetzt alarmiert aufgesprungen sind, bitten sich wieder hinzusetzen
– und zuende zu lesen ;-)
Ja, das Thema ist sensibel!!! Aber es folgen noch einige erläuternde
Zeilen:
Auch gehe ich bei den von mir beobachteten "Elternabend-Dozenten"
natürlich nur von meinen, zweifelsohne begrenzten, persönlichen
Erfahrungen aus und kann keine allgemeingültige Behauptung über
die Mehrzahl solcher Präventionsabende treffen. Auch fanden diese
Präventionsabende in Nordrhein Westfalen statt, widmeten sich vorrangig
dem (nicht unumstrittenen) Begriff der sogenannten "Einstiegsdrogen"
und beschäftigten sich also nicht mit der Crackproblematik einer
Schule in der New Yorker Bronx. Soviel sei vorweg bemerkt.
Ich möchte jedoch zu Bedenken geben, dass man mit der "Sehnsucht
nach der anderen Seite" einen viel tiefer sitzenden, urmenschlichen
Grund für die Hinwendung zur Droge vor sich hat: Wieder eins zu
werden mit dem (verlorenen) "großen Ganzen" und selbst
das pulsierende Leben zu spüren. Neues zu entdecken und "Frei
zu Sein". Die vom Rest der Welt isolierende "Körperhülle"
abzustreifen und hinaus ins All zu fliegen.
Wie will man denn mit den obig genannten, ewig gleichen Klischees und
der leeren (heißt = für die Betreffenden nicht nachvollziehbar
– da noch nicht er-Lebt) Aussage: "Das ist böse
– nimm das nicht, weil ... da wird man abhängig von"
(aus dem Munde von Leuten, die mehrheitlich nicht einmal wissen, wovon
sie da sprechen) irgend jemand davon überzeugen "die Finger
von dem Zeug" zu lassen – wenn all dem der urmenschliche
Sog zurück zum Licht und zur Einheit zugrunde liegen sollte?
Im ansteigenden Drogenkonsum haben wir mit Sicherheit auch
eine Quittung für unsere nüchterne, logische, rationale Faktenwelt,
in der alle "Heranwachsenden" bis sie 20 Jahre alt sind (oder
länger), erst mal alles (linkshemisphärisch) auswendig lernen
müssen, was die anderen schon raus gefunden haben. Wobei ich auch
in diesem Fall natürlich nur von meiner persönlichen, sozialen
Weltwahrnehmung ausgehe. Würde ich in den Elendsvierteln von Sao
Paulo leben, sähe ich neben den Aspekten der spirituellen Bewusstseinserweiterung
selbstverständlich noch andere Perspektiven des Begriffes "Weltflucht".
Obgleich auch dieses "Realität vergessen wollen" hin
zu einer anderen Ebene drängt.
Wohin jedoch ein "Zuviel an logischer Außenwelt-Rationalität auf Kosten der visionär-phantastischen Innenwelt" bei uns Menschen führt, sehen wir in unserer westlichen Zivilisation – mit Ihren ständig steigenden Burnoutraten – tagtäglich. So verstehe ich durchaus die – dieses Kapitel einstimmende Aussage – von Dr. phil. Christian
Rätsch (Zitat): Wahrlich: Dies hätte sicherlich "manchem heute rational Entgleisten die Augen geöffnet".
Das Argument, Jugendliche "flüchten sich mit Hilfe der
Droge in eine andere Welt und verdrängen so die tatsächlichen
Probleme ihrer Realität", beinhaltet immerhin schon mal
das Wissen um zwei verschiedene Ebenen – und die Erkenntnis, dass
jemand von hier nach woanders flüchtet. Ich sehe
jedoch eine Gefahr – und somit auch eine Sinnlosigkeit diesbezüglicher
Argumentationen darin, den "Reisenden" die dabei erlebte andere
Welt als "nicht real" wegzunehmen und alles Erlebte
nur auf die "Wirkung des Stoffes" zu schieben. Wobei
dies selbstverständlich geistige Stabilität und eben eine
entsprechende Bewusstseinsschulung (Weltbild) der Betreffenden voraussetzt.
Ich möchte in diesen Zusammenhang auch auf die im nächsten
Kapitel (Nah-Todeserlebnisse an der
Grenze zur Anderswelt?) näher betrachteten Ansichten des Hirnforschers
Franz X. Vollenweider verweisen.
Übrigens galt auch für die Schamanen und Schamaninnen vieler
Kulturen – neben ihrer andersweltlichen Aktivität –
der Erfolg ihres "weltlichen Zurechtkommens" als Indikator
ihrer Stärke.
Wenn also nicht (vorrangig) aus Gründen des schlechten Freundeskreises
oder der Pubertätsfrustration – warum, wovor und vor allem
"wohin" flüchten die denn alle? Vielleicht hin zu den
"Geistern", die von Mutti damals als "nur schlecht geträumt"
wegerklärt wurden? Oder zu den
"imaginären Spielgefährten", welche es natürlich
"nicht in Wirklichkeit" gab? Zu den Schatten, die man sich,
nachts im dunklen Zimmer liegend "nur eingebildet" hat? Wenn
man all diese, zweifelsohne vorhandenen Bilder, lebenslang zur unbeachteten
Nichtexistenz erklärt, verdrängt man sie lediglich. Der schon
von H.G. Wells als "Tür in der Wand" bezeichnete "Durchgang
zur anderen Seite" bleibt zwar behutsam bewacht und verschlossen,
aber hinter Wänden wie Pink Floyd´s "The Wall"
ändert sich nichts an dem Vorhandensein oder der Ursache dieser
Wahrnehmungen. Um es mit den Worten Aldous Huxley´s aus seinem
Buch "Die Pforten
der Wahrnehmung“ zu sagen (Zitat): ”Der allgemeine
und immer vorhandene Drang zur Selbstüberschreitung lässt
sich nicht durch das Zuschlagen der gegenwärtig beliebtesten Türen
in der Mauer beseitigen. Das einzig vernünftige Vorgehen wäre,
andere, bessere Türen zu öffnen und zu hoffen, dass die Menschen
dadurch zu bewegen sein werden, ihre alten, schlechten Gewohnheiten
gegen neue weniger schädliche zu tauschen.“ Wahrnehmungen
”von der anderen Seite“ liegen zwar außerhalb der
derzeitigen, gesellschaftlich definierten "Realitäts-Komfortzone",
was Realität jedoch wirklich ist, bleibt letztlich – wie
wir bereits feststellten – eine sehr relative Angelegenheit. Da
schon das Wort "real" aus der lateinischen Wurzel "Sache,
Ding" abgeleitet ist, lässt sich jedoch in der Verwendung
dieses Begriffes eine gewisse materialistisch, "be-greifende"
Weltsicht erahnen.
Bei der Betrachtung der "anderen Welterscheinungen" ist es
darüber hinaus ohnehin egal, ob es sich nach "landläufiger
Ansicht" um tatsächliche, "real existierende" Geschehnisse
und Wesen handelt (was auch immer das sei), oder ob man die Erscheinungen
lieber als "aus dem individuellen Unterbewusstsein geformte Masken
für psychologische Archetypen, Probleme und Konstitutionen"
sehen will. Es ist in diesem Zusammenhang sogar unwesentlich, ob die
Visionen der schamanischen Tranceerfahrung "tatsächlichen"
Kontakt zu einer anderen Welt herstellen oder Sie darin lediglich eine
Verbindung zum Kollektivunterbewusstsein aller Lebewesen sehen möchten,
welche es den (schamanischen) "Kollektiv-Unterbewusstseins-Reisenden"
ermöglicht, ihren Mitmenschen als Heiler zu helfen. Solange diese
Bewusstseinstechniken funktionieren, ist die Frage nach der
rationalen Erklärung in der Realität zweitrangig – höchstens
wissenschaftlich "interessant" und "kopf-rational befriedigend".
Auch die Ansicht (z.B. einiger Psychologen und Psychologinnen), dass
Visionen spirituell nicht überzubewerten seien, eher Zeugnis aufgeblähter
Egostrukturen sind und nur den Einstieg – also eine Art Vorstufe
– zu wesentlich tiefer reichenden "reinen Seinserfahrungen"
darstellen, ändert nichts an der einen, all diesen Anschauungen
verbindenden Tatsache: Wegschauen und zur Nichtexistenz erklären
ändert nichts und führt lediglich zur besagten Verdrängung
nach "wo anders hin". Und es ändert eben nichts an der
besagten "Anwendungsfunktionalität" der über schamanische
Bewusstseinstechniken erlangten Informationen.
Da visionäre Tagträume, hell-sichtige und merkwürdige
(sprich: des Merkens würdige) Wahrnehmungen – "Du, ich
höre da immer so eine Stimme" – ja nicht wahrgenommen
werden dürfen, da man sonst in der Anstalt landet, erklärt
man sie halt zum schlechten Traum oder zur Halluzination. Fertig. Um
mit unserer inneren Bilderwelt dennoch umgehen zu können, braucht
es gesellschaftlich anerkannte Ventile für diese "Spinnereien"
– wie beispielsweise Kunst und Unterhaltung in jeder Form. Im
Falle einer (gegebenenfalls unkontrollierten) Drogenerfahrung wird jedoch
der sorgsam errichtete Schutzwall der "rationalen Realitäts-The
Wall" eingerissen – und keine(r) ist da, um "dort drüben"
zu helfen: Denn alles das gibt es ja "in Wirklichkeit" nicht.
Aber selbst wenn es die Betreffenden als reale andere Wahrnehmungsebene
(an)erkennen würden: Keine(r) kennt sich mehr in dieser anderen
Welt aus!
Zitat von Wolf Dieter Storl – Naturrituale
Seite 25: "In traditionellen Kulturen wurden die Übertritte
in diese Bereiche geregelt. Sie fanden im Rahmen großer gemeinschaftlicher
Feste und Rituale statt. Erfahrene Schamanen und andere weise, außergewöhnliche
Persönlichkeiten trugen Verantwortung und wussten, welche Gottheit,
welcher Riese, welcher Zwerg, welches Feenwesen ihnen gegenüberstand.
Heute stolpert die Menschheit in diese Bereiche, unwissend, unerfahren,
chaotisch ohne Führung. Und manche tappen dabei ins Verhängnis"
Zitatende.
Außer Psychopharmaka (schon wieder Drogen...) scheint man den
dabei klebengebliebenen, weggeknallten Spinnern auf dieser Seite des
Spiegels nicht viel Hilfe bieten zu können. Kundige FührerInnen,
welche die Erscheinungen der anderen Welten kennen, fehlen heute zumeist.
Als Michael Harner einem blinden
Schamanen von seinen Visionen nach Genuss des psychoaktiven "ayahuasca"
Trankes berichtete, und erzählte, dass die von ihm gesehenen "riesigen,
schwarzen Tiere" behauptet haben, sie seien "die
wahren Meister der Welt", antwortete ihm der alte Schamane
grinsend: "Oh, das sagen sie immer. Doch sie sind nur die Herren
der Äußeren Finsternis." (Zitat nachzulesen in:
Michael Harner - Der
Weg des Schamanen, Seite 36).
Ohne mich hier als Psycho-Schlau oder Drogentherapeut sehen oder aufspielen
zu wollen – das wäre eindeutig eine Kompetenzüberschreitung:
Aber in meiner bald 20jährigen (musikalischen) Lehrtätigkeit
ist mir bei vielen meiner (jugendlichen) SchülerInnen die "Frustration
oder Isolierung" als Grund für das Ausprobieren von besagten
"Einstiegsdrogen" – wie zum Beispiel Hanf – kaum
begegnet. Meistens waren es eher die besonders lebensbejahenden, wissbegierigen
Menschen, die darin eine "Bewusstseins-Erweiterung" suchten.
Den Betreffenden dann mit einer Art "Eltern-Kind-Streitgespräch"
als "Lehrer" über die ohne Zweifel vorhandene Gefahr
der (wie auch immer gearteten) Abhängigkeit zu begegnen, führt
– wie wir alle mittlerweile wissen sollten – nur zum pubertär-trotzigen
"Jetzt erst recht". Wo ich mit dieser Gefahr konfrontiert
werde, nutze ich daher stattdessen die Möglichkeit, mich einer
solchen Problematik von der Seite "der anderen Weltsicht"
zu nähern – und Wege aufzuzeigen, die ohne Drogenkonsum
in dieselben Bereiche führen. Allein die Erkenntnis
und die Akzeptanz (von einem Außenstehenden), dass es "da
noch mehr gibt" als wir unmittelbar sehen können, führte
bei den meisten Schülern und Schülerinnen zu dem Wunsch, klarere
und unmittelbarere Wege als über die Droge zu finden und so auch
aus der Gefahr der Abhängigkeitsproblematik heraus zu finden. Was
– nebenbei bemerkt – allen Betroffenen gelang. Die (bewusstseinserweiterte)
innere Realität – die man schließlich erlebt hat –
bleibt dabei "ernst genommen". Die instinktiv als "richtig"
empfundene Sehnsucht der "Egoauflösung" in der Ganzheit
des Seelen-Welt-Raumes wird so nicht weggeredet. Wie die Schamanin Beate
Ehlen einmal zu mir sagte: "In dem gut gewählten Begriff
der »nichtalltäglichen Wirklichkeit« steckt nicht umsonst
das Wort »Wirklichkeit«" (siehe hierzu gegebenenfalls
die bereits weiter oben erläuterte Wortbedeutung von:
"Wirklichkeit"). Würden wir uns neben der rationalen
Wissensbildung unserer SchülerInnen auch um eine Bewusstseinsbildung
kümmern, wären viele der in den Bereich der bewusstseinserweiternden
Drogen verdrängten Ursehnsüchte als Gewinn in der menschlichen
Entwicklung zu verzeichnen. Sozusagen Trance-Trommeln statt Kiffen.
Solange wir den Gefahren einer "nichtalltäglichen Wirklichkeit"
jedoch nur auf der Ebene der "alltäglichen Wirklichkeit"
begegnen, wird eine – ausschließlich an die Ratio der SchülerInnen
gerichtete – Drogenprävention den Erfolg des bereits zuvor
erwähnten Beispiels der "unter Wasser angezündeten Kerze"
haben (siehe: Alles
Einbildung?).
Um im Zusammenhang der "inneren Wirklichkeit" nochmals auf
Wolf Dieter Storl zu kommen (Zitat – Naturrituale
S. 21): "Und dennoch kommen sie wieder – heimlich, unerkannt,
und da niemand da ist, der mit ihnen richtig umgehen kann, zunehmend
destruktiv. Sie haben Schlupflöcher, Ritzen gefunden in der Mauer,
die uns schützen soll. Sie fluten in Gestalt von Orcs, ETs und
Monstern aus dem All, als Gremlins, Killerbienen, als Goofys und Mickey
Mäuse, als destruktive Enten, als Woody Woodpecker oder als Horrorfiguren
durch die Kanäle der Medien, der Videospiele, Fernsehsendungen,
Computerspiele, Gameboys, Werbespots. Hemmungslos schleichen sie sich
in die Seelen der Kinder und bevölkern diese. [...] Für die
Seele sind die Bilder real, sie leben weiter in der inneren Seelenlandschaft
[...] " Zitatende.
Was malt dieser tOM Sonnentrommler denn da für ein Betrachtungsbild
von den uns bedrohenden Drogen? Ist das nicht gefährlich? Wohl
kaum – da es mir um die drogenunabhängige
Wahrnehmung und das begleitete Agieren in
den zweifellos vorhandenen "inneren Welten" geht
(ich wählte die Formulierung "zweifellos vorhanden",
da auch Sie fühlen, träumen, denken und planen ... und somit
zumindest auf diese Weise "innere Welten" er-Leben). Aber
betrachten wir ruhig das "Rausch-Gift" als "bewusstseinserweiterndes
Drogen-Werkzeug" noch etwas näher, lassen dabei einmal die
"sanften Drogen" wie Hanf beiseite, und wenden uns so einem
richtigen "Drogen-Hammer" zu: Einem Stoff, von dem sich mit
einem einzigen Gramm "bequem 20 000 Menschen in einen mehrstündigen
Rausch versetzen" lassen. Da lese ich in der Zeitung, dass
der Bewusstseinsphilosoph Thomas Metzinger für einen "neuen
Umgang mit psychoaktiven Substanzen plädiert" und sich
die "Einführung eines LSD Führerscheines"
vorstellen kann:
Zitat aus besagter Zeitung: "Wer ihn erwerben wolle, müsse
in einem Eignungstest seine psychische Stabilität nachweisen und
eine private Pflegeversicherung abschließen. Außerdem müsse
jeder Kandidat eine Prüfung in Theorie und fünf »psychedelische
Fahrstunden« unter fachkundiger Begleitung absolvieren."
Da wäre er ja wieder: Der
"schamanische" Führer als fachkundiger Begleiter der
inneren Welten. Weiter steht da:
Zitat: "Danach solle ihm der Erwerb von maximal zwei Einzeldosen
pro Jahr in der Apotheke erlaubt werden." Der Artikel berichtete
darüber hinaus über das tiefe Gefühl des "Einsseins
mit dem Universum", welches der Chemiker Albert Hofmann bei
seiner zufälligen Entdeckung des Stoffes LSD und dessen Einnahme
erlebte. Wo liest man denn so was? In irgendeiner Esoterikzeitschrift
oder so einem radikalen Kifferblatt? Keineswegs: Alle in diesem Zusammenhang
zitierten "Zeitungsaussagen" können Sie in "Die
Zeit" vom 12.01.2006 auf Seite 38 bis 39 nachlesen.
Den "Zugang zu anderen Welten über Drogen" (insbesondere
über "sehr stark wirkende" Drogen), vergleiche ich gerne
mit dem Bild eines Schnellzuges: Stellen wir uns vor, Sie sind FußgängerIn
und möchten weit verreisen. Sie möchten die weite Welt kennenlernen.
Sie können dazu natürlich zu Fuß gehen – scheuen
dies aber wegen der vermeintlichen "Anstrengung des langen Weges".
Nun stellen wir uns weiter vor, dass Sie einen Bahnhof finden –
aber die Fahrpläne nicht lesen können, da Ihnen die "Sprache",
in der diese verfasst sind, nicht bekannt ist (was – nebenbei
bemerkt – mit Blick auf die Fahrscheinautomaten der Deutschen
Bahn recht "alltags-realistisch" ist ;-).
Trotzdem hindert Sie dies natürlich nicht daran, auch ohne dieses
Wissen "einfach in den Zug zu steigen" – und "mal
zu sehen wo Sie hinkommen". Gesagt – getan: Sie steigen schließlich
in der Mongolei aus dem Zug und wundern sich, wo Sie da gelandet sind.
Auch erscheinen Ihnen die dortigen Umgangsformen "irgendwie anders"
– und mit Blick auf die Sprache geht nun gar nichts mehr. Sie
können natürlich trotzdem die Schönheit dieser fremden
Weltenregion genießen – oder bereits jetzt in Panik geraten,
da Ihnen allmählich dämmert, dass Sie weder wissen "wo
Sie sind", noch "wie man sich hier verhält" und
welche "regionalen Gefahren es hier gibt" – vor allem
aber: "Wie man ohne den Fahrplan lesen zu können, wieder zurück
in die Heimat gelangt". Der "Schnellzug Droge" hat Sie
ohne Zweifel schnell und effektiv transportiert. Sie werden jedoch ohne
genaue "Kenntnisse seiner Gesetze und Sprache", sowie seiner
"Geschwindigkeiten und Reiseziele", keinerlei Kontrolle darüber
haben, ob er Sie in die Mongolei – oder in irgendein Paralleluniversum
katapultiert. Und Sie werden nicht wissen, ob und wie Ihnen der Rückweg
gelingt.
Auch werden Sie
mit Auftauchen der oben beschriebenen "Gedankenpanik" vielleicht
feststellen, dass die eben noch genossene "Schönheit der fremden
Weltenregion" sich analog zu ihren angsterfüllten Gedanken
verwandelt (man könnte auch sagen durch diese Gedanken)
und schlimmstenfalls in ein fürchterliches Gegenteil umkippt (Horrortrip).
Vielleicht werden Sie irgendwann einfach wieder "in der Wirklichkeit"
wach – und alles ist gut. Oder Sie gehören zu jenen, die
verstört
und "nur
mit Glück" aus Regionen zurückfinden, welche Ihre mentalen
Möglichkeiten völlig überforderten – und die fortan
in der nächsten Anstalt besucht werden können. Abgesehen von
den armen Seelen, die vollständig und dauerhaft "irgendwo
in der Region des Jenseits" hängen bleiben und deren leere
Körperhüllen man analog zu ihren leeren Injektionsspritzen
anschließend morgens von irgendeiner Bahnhofstoilette sammelt
(um das Klischeebeispiel zu verwenden). Hier kann sich die Gruppe der
LeserInnen naturgemäß in zwei Lager teilen: Für diejenigen,
denen diese Umschreibung als absolut übertrieben erscheint, möchte
ich lediglich feststellen: Natürlich funktioniert der Zug. Er wurde
und wird von unzähligen Schamanen und Schamaninnen der Naturvölker
dieser Welt gewählt. Das Nutzen dieser Zugverbindung birgt jedoch
(insbesondere für den modernen "unwissenden" Menschen
– um nochmals auf die Wortwurzel schaman
= der Wissende hinzuweisen) beträchtliche Gefahren und
erfordert entsprechend "umfangreiches Wissen" der (Zugverkehrs-)
Infrastruktur. Und alle von mir gefundenen Hinweise betonten, wie schwer
speziell dieser Zug – auch für erfahrene Schamanen und Schamaninnen
– zu lenken ist! Die "andere Seite" ist aus schamanischer
Sicht als umfassende und unendlich große Welt mit eigenen Regeln
und Gesetzen zu verstehen, zu respektieren und entsprechend ernst zu
nehmen.
Nun aber zurück zum Einstieg dieses Kapitels und zur allgemeinen
Betrachtung des "Trancezustandes" – unabhängig
vom Mittel mit dem dieser erreicht wird. Traditionell stellen Schamanen
und Schamaninnen also im Trancezustand die Verbindung vom Diesseits
zu dem was "jenseits davon" liegt her. Über die Dauer
des Projektes "Die Geburt der Sonnentrommel" und die damit
verbundenen "Trommel-Recherchen", stieß ich nun auch
auf diese "Trance-Beschreibungen" und stellte daraufhin einige
Versuche an. Unter anderem erstellte ich diverse Trommelaufnahmen in
den Frequenzbereichen von vier bis sieben Trommelschlägen pro Sekunde.
Zitat Michael Harner – Der
Weg des Schamanen: "Dieser "Schallantrieb" hat
in etwa dieselbe Frequenz wie die Theta-Wellen des Gehirns, und seine
Effektivität ist wahrscheinlich teilweise einer Stimulierung des
Gehirns in diesem Frequenzbereich zuzuschreiben." Zitatende.
Durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Tonhöhen war schließlich
die Wirkung meiner sehr tieffrequenten, monotonen Trommelrhythmen so
eindeutig und beeindruckend, dass ich vor weiteren Selbstversuchen eine
in der Tradition des Core Schamanismus
ausgebildete Schamanin
zuzog. Die langjährige Berufserfahrung dieser äußerst
geerdeten, "normalen" und nicht im mindesten pseudo-esoterischen
Dame waren eine enorme Bereicherung für das Projekt und eine ebenso
wichtige persönliche Erfahrung.
Der von Michael
Harner oben angeführte Bereich der Thetawellen wird allgemein im
Frequenzbereich von 3 - 8 Hz (Hz = Hertz)
angegeben. Grundsätzlich wird, bezogen auf das menschliche Gehirn,
der Bereich von 0 bis 80 Hz namentlich in verschiedene Frequenzbereiche
unterteilt (vergleiche hierzu bitte auch: "linke
und rechte Hemisphäre"): Im Gamma-Wellenbereich (40 -
80 Hz) vermutet man die Verarbeitung der Sinneswahrnehmung. Der Beta-Wellen
Bereich entspricht mit seinen circa 13 - 30 Hz unserem "normalen
Wachzustand" – unserem Alltagszustand, in welchem unser Gehirn
eher logisch und rational beurteilt. Etwas tieffrequenter folgt mit
circa 8 - 12 Hz der Bereich der Alpha-Wellen.
Diese treten in Zuständen der Entspannung, beim Schließen der Augen und im Grenzbereich zwischen Wachen und Einschlafen auf. Unterhalb dieser Alphawellen folgen nun mit besagten 3 - 8 Hz die Theta-Wellen: Diese werden allgemein im Schlaf und insbesondere in der sogenannten REM Phase (REM = Rapid Eye Movement) während des Träumens, in Tiefenmeditation, Trance- und Hypnosezuständen gemessen. Interessant ist hierbei, dass im Wachzustand von Kindern ein hoher Daueranteil von Thetawellen gemessen wird, wogegen dies im Wachzustand von Erwachsenen so gut wie nie vorkommt. Der Frequenzbereich unter 3 Hz wird als Delta-Wellenbereich bezeichnet und entspricht extrem tiefen Trancezuständen, tiefen, traumlosen Schlaf und Tiefenhypnose.
Damit wären wir dann wieder beim Eingangsgedanken des Abschnittes "Die Quelle der Kreativität"
angelangt: Beim "unwirklichen Träumen in der Nacht" und
bei der "Fantasie der Kinder" – für die es übrigens
in der Tiefenpsychologie den Begriff des "magischen Bewusstseins
im Kindesalter" gibt. Obwohl wir die Notwendigkeit unseres nächtlichen
Schlafes und die Tatsache des Träumens kaum leugnen können,
haben wir mit der "Realität" unserer Erlebnisse in diesen
unteren Frequenzbereichen offenbar noch einige Schwierigkeiten. Das
erinnert ein wenig an die Zeit, in der man dachte, dass es außerhalb
des menschlichen Sicht- oder Hörfeldes keine weiteren Frequenzen
oder Farben gibt. Wer da behauptet hätte, Fledermäuse können
andere, für uns unhörbare Töne wahrnehmen, wäre
wohl bei seinen Zeitgenossen auf gefährliches Unverständnis gestoßen.
Wie der Mann mit der "Erdkugel versus Scheibe-Idee".
Oder Jules Verne mit seinen Visionen zu völlig unrealen Erfindungen wie "Raketen" und "Unterseebooten",
oder Da Vinci, oder...
Ähnlich der verschiedenen Frequenzbereiche, die wir als verschiedene
Farben oder Klänge wahrnehmen, unterliegt unser Innenleben somit
bewussteren Frequenz-Bereichen und – auch schwingungstechnisch
– darunter liegenden, unterbewussteren Bereichen. Wie können
wir jedoch ernsthaft behaupten, dass nur der "als Alltagsrealität"
wahrgenommene Beta-Wellen Bereich von 13-30 Hz "wirklich"
ist, wenn uns andere, unsere Sinne betreffende Analogien wie Infraschall,
Ultraschall, etc. längst bewiesen haben, dass uns unsere menschliche
Wahrnehmung nur einen kleinen Teil der ganzen Wahrheit erkennen lässt?
Es würde ja auch niemand behaupten, Röntgenstrahlen oder atomare
Strahlung gäbe es nicht, nur weil der Mensch diese nicht sehen
kann. Warum sollen Erfahrungen in allen anderen Gehirnfrequenzbereichen
also belanglose Fehlfunktionen sein?
Wenn Thetawellen also in Trancezuständen, Tiefenmeditation
und im Schlaf – dem kleinen Bruder des Todes – vorherrschen
und eine ebenso reale, sogar wissenschaftlich messbare Bewusstseinsstufe
des Menschen sind – was ist dann vom schamanischen Reiseort
des "Jenseits" als Welt der Toten zu halten?
Zum Inhaltsverzeichnis
Nahtodeserlebnisse an der Grenze zur Anderswelt?
"Die
Seelen! Sie sind ja gar nicht in den Körpern.
Die Körper sind in den Seelen!"
(Christian Siry:
Die Muschel und die Feder, näheres zum Zitatzweck)
Der Blick in die Sonnentrommel erinnert neben dem offensichtlichen Sonnensymbol des Spannrades ebenso an den Tunnel, durch den die Schamanen und Schamaninnen in die untere Welt und ins Jenseits reisen (siehe hierzu das Szenenfoto im Abschnitt: Die Geographie des Hier und Jetzt). Dies wird besonders in der im Film zu sehenden Kamerafahrt durch die Trommel deutlich. Dieser Szene lag der Gedanke zugrunde, die "Welt des Sonnentrommlers wie ein Schamane durch die Trommel zu betreten". Erst nach Abdrehen der Szene und der einige Zeit später folgenden, intensiven Recherche zum Thema Schamanismus und Reisen in die Nichtalltägliche Wirklichkeit, wurde mir die Ähnlichkeit des "durch eine tunnelartige Höhle in die untere Welt" reisenden Schamanen zu den "auf ein Licht zuführenden Tunnelflügen" der sogenannten Nahtodeserlebnisse bewusst (auch Schamanen und Schamaninnen orientieren sich bei ihrer Tunneldurchquerung an dem Licht der anderen Seite). Diese Tunnel- und Lichterlebnisse an der Schwelle des Todes sind in ihrer grundsätzlichen Beschreibung in allen Kulturen dieser Welt gleich. Allein in Deutschland berichten nach einer 1999 durchgeführten, repräsentativen Untersuchung durch Soziologen der Universität Konstanz circa drei Millionen Menschen von einem solchen Nahtodeserlebnis. Auch ForscherInnen aus der Neurologie und aus anderen Wissenschaften sprechen mittlerweile kaum noch von einer elektrischen Fehlverbindung im Hirn, wie man das Phänomen vor einigen Jahren noch verrationalisierte.
In dem für ARD und Arte produzierten Film "Jenseitsreisen - Erfahrungen an der Grenze des Todes" von Joachim Faulstich (siehe auch dessen Buch: Das Innere Land - Bewusstseinsreisen zwischen Leben und Tod) antwortet Dr. Franz X. Vollenweider, Neurophysiker an der Universitätsklinik Zürich auf die Frage: "Sind diese Wahrnehmungen Erfindungen des Gehirns, oder sind die in irgendeiner Form real?" wie folgt (Zitat Dr. Franz X. Vollenweider, wörtlich): "Für den Probanden – für den Menschen – ist das eine Realität und ich kann mir denken, dass – auch so wie es erzählt wird – Ebenen berührt werden, die wir noch nicht kennen. Es kann durchweg sein, dass es nicht eine reine Vorgaukelung des Gehirns [...] ist, sondern dass in eine andere Dimension vorgedrungen wird." Zitatende.
Dr. Franz X. Vollenweider sprach in diesem Zusammenhang von den Tunnel- und Lichteffekten, die auch unter dem Einfluss halluzinogener, pflanzlicher Drogen der seit Jahrtausenden praktizierenden, südamerikanischen Schamanen und Schamaninnen und in deren Reiseberichten in die Anderswelt zu finden sind. Er erforscht u.a. die Veränderung der Hirnaktivität von Personen, denen zuvor eine halluzinogene Droge gespritzt wurde. Womit sich der nächste Kreis schließt: Schamanen und Schamaninnen reisen über die Schwelle des Todes ins Jenseits und können so zwischen den Welten wechseln. Insofern leuchtet es ein, dass ein "gewöhnlicher Mensch" welcher durch einen Unfall oder ähnliches an die Grenze des Todes gelangt, von denselben Bildern, sowie vom "Kontakt zu den Toten" berichtet (siehe hierzu auch: www.das-innere-land.de). Auch unter wissenschaftlicher Betrachtung finden solche (schamanischen) Andersweltbeschreibungen also zunehmend Beachtung.
Ich fragte mich, ob vielleicht sogar der kulturübergreifenden Wahl des "Kultraumes Höhle" ein Wiedererkennen des "Durchganges zur anderen Seite" – welchen man im schamanischen, visionären "Nahtodes-Tunnelflug" erlebt hat – zugrunde liegt.
Wandert die Seele also auf die andere Seite? Oder ist sie auf der anderen Seite gar zu Hause – und nur "der manifestierte Körper" wird hier "im Diesseits" von ihr bewohnt? In genau diesem Sinne ist die Sonnentrommel die manifestierte Projektseele – und nicht umgekehrt: Ähnlich wie es Christian Siry in "Die Muschel und die Feder" schrieb.
Die Höhle als Kultort
"Auch
das Jesuskind wurde, der ersten Überlieferung nach, in einer unterirdischen
Steinhöhle in Bethlehem und nicht in einem Stall geboren."
(Zitat Wolf-Dieter Storl - Der
Bär Seite 104; näheres zum Zitatzweck)
Man geht heute davon aus, dass unsere Vorfahren weniger häufiger
in Höhlen gewohnt haben, als man dies von den "Steinzeit-Menschen"
oft denkt. Günter Behm-Blancke schreibt in seinem Buch: Höhlen,
Heiligtümer, Kannibalen - Archäologische Forschungen im Kiffhäuser
(Zitat 95f): "[...] Die Strohfeuer deuteten auf einen Besuch
während der Erntezeit... Ihre eigentliche Wohnstätte, ihr Dorf
aus Holzhäusern, lag im Tal [...]." Zitatende. Bot die
Höhle zwar in Extremfällen zeitweise Schutz (insbesondere in
der frühen Menschheitsgeschichte), so wohnte man wohl eher in Dörfern,
Hütten oder auch Zelten in den Wald- und Steppenlandschaften. Die
Höhle blieb jedoch vor allem eines: Ein Kultort, an dem man sich
versammelte um Rituale abzuhalten. Wolf-Dieter Storl, Kulturanthropologe
und Ethnobotaniker erklärt in seinem 2005 erschienenen Buch "Der
Bär" – Zitat S. 43: "Schwer zugängliche
Bärenhöhlen in den Pyrenäen oder den Alpen, in die sich
Schamanen zur "Innenschau" zurückzogen oder zur Einweihung
der Jugendlichen in die Stammesgeheimnisse nutzten, waren [...] Kulthöhlen,
keine Wohnhöhlen. Es waren die Kultzentren der Rentier- und Mammutjäger
der jüngeren Altsteinzeit" (Zitatende) – (siehe hierzu auch das Eingangszitat dieses Kapitels).
In diesen Kulthöhlen verbanden sich also Schamanen und Schamaninnen mit dem Geist der Jagdtiere, welche u.a. zu diesem Zweck an die Höhlenwände gemalt wurden. Sie baten dabei um Einwilligung zur Bereitstellung ihrer Lebensenergie für die Sippe. Man nahm das Fleisch der Tiere mit dem "menschlichen" Bewusstsein, dass man damit ein Leben (in der diesseitigen alltäglichen Wirklichkeitsebene) beendet und bat in Ritualen um die Zustimmung der "Erdgöttin" sowie um das Verständnis des Opfers oder dessen "Geist". Auch sehr "menschlich" – zeugt es doch von einem tieferen Sinnverständnis um die Zusammengehörigkeit, die Beseeltheit und das Lebensrecht jeder Kreatur auf dieser Erde. Hier in der Höhle sah man auch den Zugang zur Unterwelt und den entsprechenden
Göttern und Göttinnen (siehe hierzu auch den Unterpunkt "Hölle"
im Abschnitt: "Das
Fell der Ziege und die 8 Ankerhölzer").
Dies führte in jener Zeit jedoch auch zu recht grausigen, mitunter
kannibalistischen Menschenopfern. Hierüber gehen die Meinungen der
Experten und Expertinnen zwar auseinander – Winfried Katholing liefert
in seinem Buch: Heilige
Stätten der Heiden und Ketzer
jedoch einige recht bemerkenswerte Hinweise darauf.
Der "Kultraum Höhle" war mir bereits sehr früh in
der Philosophie dieses Projektes begegnet. Neben meinem inneren Bild des
"Sonnentrommlers in seiner Höhle" oder den Motiven der
Sonnentrommler-Bilder Oliver Wrobels stand hier vor allem der "akustische
Höhleneindruck der Musikmischung" im Zentrum meines Interesses:
Zum
Inhaltsverzeichnis
Einige Gedanken zum (Nach) Hall
Da ich kein Archäologe, Höhlen- oder Geschichtsforscher bin,
könnte ich über den aktuellen Stand der Erkenntnisse –
über das "Warum" des Kultraumes Höhle – nur
mit meinem gesunden Menschenverstand spekulieren. Darum geht es mir
in diesem Kapitel aber gar nicht. Interessierte LeserInnen mögen
sich hierzu an die zur Genüge vorhandene Fachliteratur halten.
Worum es mir aus Musiker-Sicht geht, ist die Frage ob – abgesehen
von der spirituellen Bedeutung als Kultplatz – die "akustische
Besonderheit der Höhle" etwas mit dieser Wahl zu tun hatte.
In diesem Zusammenhang beziehe ich mich auf entsprechende "hall-akustisch"
in Frage kommende Höhlen, da die zerklüfteten schmalen Gänge
kleinerer Felshöhlen wie Diffusoren oder Absorber wirken und keinen
längeren Nachhall aufkommen lassen. Ich gehe im Folgenden also
vom optimalen Fall einer größeren, hallenden Felskammer aus:
Wo immer man eine Schar Kinder durch einen längeren Tunnel laufen
sieht, hört man schon bald deren "Hallo!" und "Echo!"
- Rufe. Dies scheint ein menschliches Grundbedürfnis in hallenden
Höhlen oder Schluchten zu sein, welches wohl die meisten von uns
schon einmal selbst verspürt haben. Ich vermute auch, dass die
Musik-CD "Die Geburt der Sonnentrommel" ohne Hallräume
– also "trocken" abgemischt – wohl kaum zu den
häufigen, spontanen "Höhlen-Assoziationen" der Zuhörer
geführt hätte. Das "Erkennen der Höhle" liegt
sehr im Erkennen dieser akustischen Besonderheit. Da mir unter anderem
auch bei den jungen Musiker/Innen in meinem Unterricht nach deren Entdecken
des elektronischen Hallgerätes oft eine vorübergehende Phase
der "Hallverliebtheit" und des "Zuviels in der Verwendung
dieses Effektes" auffiel, fragte ich mich:
Warum mögen wir Menschen den (Wider-) Hall so sehr?
Wenden wir uns einmal einem frühzeitlichen Trommler
oder Sänger
zu: Im Nachhall seiner Trommelschläge und Gesänge in Talkesseln,
Wäldern und Schluchten – und eben auch im Kultraum Höhle
– erkennt er, was seiner Wahrnehmung in "reflexionsfreien"
Geländeabschnitten sonst verborgen ist: Der Ton entfernt sich und
ist noch unterwegs, obwohl der eigentliche Schlag schon beendet ist.
Was nun geschieht, lässt sich gut am Beispiel der Stimme verdeutlichen:
Der Höhlensänger beendet seinen Gesang und hört: –
SICH! Eine Erfahrung, die er nirgendwo so deutlich, wie hier im "Naturhall",
seinem akustischen Spiegel machen kann (Tonband und Anrufbeantworter
gab es ja noch nicht). Die meisten Menschen, die sich heutzutage zum
ersten Mal von einer Tonband- oder Digitalaufnahme hören, kennen
den Effekt des: "So klinge ich? – O Gott! – Mach´
das schnell aus!!" Das klangliche Spiegelbild stimmt dabei nicht
mit dem eigenen, innerem (Hör- und Fühl-) Bild überein.
Das bringt eine zuvor nicht gekannte Perspektive, fast eine Art egolose
Objektivität ins Spiel. Neben anatomischen Phänomenen wie
fehlendem Knochenklang und Eustachischer Röhre erlebt man dabei
vor allem eins: Man hört sich, wie man sich sonst nie hört:
Von Außen! Man erfährt sich, wie man von allen anderen –
außer sich selbst – immer gehört wird, da man sich
losgelöst von den zum Zeitpunkt der Aufnahme an die Stimme gekoppelten,
ausgedrückten Emotionen selbst und nahezu unbeteiligt zuhört:
Das in sich geschlossene, autarke Persönlichkeit-Körper-System
des "Ich" erkennt sich selbst im "Außen der Welt".
Aufgrund der akustischen Resonanzgesetze wissen wir, dass alles, also
auch jeder Körper oder Raum, "Schwingung" ist und an
einen Frequenzpunkt – dem sogenannten Eigenton (auch Eigenresonanz)
– besonders stark anspricht und "resoniert". Dabei handelt
es sich schlicht um physikalische Schwingungslehre. Der Eigenton eines
Raumes ergibt sich beispielsweise aus Komponenten wie Raummaße,
Luftvolumen, Oberflächenbeschaffenheit, und so weiter. Töne
– also Schwingungen – die mit einen solchen "Raumeigenton"
identisch sind oder intervalltechnisch gut harmonieren, setzen den Raum
besonders stark in Schwingung und klingen daher besonders "laut"
(gut resonierende Intervalle
sind zum Beispiel auch die Oktaven
– wie sie bei der Planetentonberechnung
dieses Projektes verwendetet werden).
Diese Tatsache führte beispielsweise dazu, dass man sich dieser
zentralen Eigenresonanz beim Bau von Stadien- und Fußballtribünen
schmerzlich bewusst wurde und auch einige frühe Hängebrückenkonstruktionen
diesem "Eigenresonanz-Phänomen" erlagen. So fand beispielsweise
die Washingtoner Tacoma Narrows Brücke – welche zum Zeitpunkt
ihrer (ersten) Fertigstellung am 01.07.1940 immerhin die drittgrößte
Hängebrücke in den Vereinigten Staaten von Amerika war –
bereits circa 4 Monate nach Eröffnung ihr vorzeitiges Ende. Hinter
ihrem Haupttragepfeiler bildeten sich bei Seitenwind Luftverwirbelungen
(sogenannte Kármánsche Wirbelstraßen), welche die
Brücke in ihrer Eigenresonanz anregten und so stark ins Schwingen
brachten, dass sie schon vor ihrem Einsturz in der Bevölkerung
auf den Namen "Galloping Gertie" – die gallopierende
Gertie – getauft wurde. Hier war der Wind der "Schwingungsanreger".
Im Falle einer Fußballtribüne wären es beispielsweise
die sich bewegenden ZuschauerInnen: Da das gleichzeitige Springen der
TribünenbesucherInnen die Stahlbetonkonstruktionen "in Schwingung"
versetzt, darf diese "ZuschauerInnen-Schwingung" auf keinen
Fall identisch mit besagter Eigenresonanz der Konstruktion sein. Sonst
würde das Bauwerk so stark zu schwingen beginnen, dass es einstürzt.
Wenn man nun eine Weile in einem Klangraum wie einer Höhle gesanglich
improvisiert, wählt man aus harmonischem Empfinden oft eben diese
(stärkste) zentrale Eigenresonanz als besonders wohlklingende,
tonale Basis. Nennen wir diese hier ruhig "Kammer"-Ton. Auf
diese Art verbindet man seinen persönlichen Klang mit dem Eigenton
der Höhle. Man stimmt überein. Man könnte auch sagen:
Das (auf den Ton gerichtete) Bewusstsein des Sängers verlässt
dabei "wie bei einem Schamanen" den Körper und verweilt
an einem "Punkt im Raum" – zwischen Körper und
Höhlenwand. Dieses "Ich klinge im Raum-Erlebnis" ist
eine sehr grundsätzliche Erfahrung und eine wichtige und hilfreiche
Wahrnehmung im Resonanzbestreben jedes singenden Menschen. Ein Zitat
zu diesem "Raumklang" begegnete mir schon vor vielen Jahren
in meiner Gesangsausbildung: Zitat von Elisabeth Fischer-Junghann (aus
Richard Brünner,
Gesangstechnik Seite 18): "Eines Tages kommt dann der große
Augenblick, an dem der Sänger spürt, dass seine Stimme von
der Mitte geführt, also körperlich, kreatürlich geworden
ist; doch das Paradoxe ist, dass sie für den Singenden so klingt,
als ob sie sich von ihm losgelöst hätte; schwingend wie aus
einer anderen Welt tönt sie im Raum." Zitatende. Damit
hätten wir also einen zweiten Aspekt erkannt: Das in sich geschlossene,
autarke Persönlichkeit-Körper-System des "Ich" verbindet
sich mit der Außenwelt, klingt mit ihr zusammen, stimmt mit ihr
überein und wird somit "Eins" mit ihr. Die individuelle
Person (neben persona = Maske eben auch: personare
= hindurchklingend, "aus
sich klingend") erlebt den Nachhall
(= zusammen klingend) als Resonanz (resonare = zurücktönen):
Ein gemeinsames Drittes ist entstanden: Die Verbindung von Mensch und
Höhle. Die Verbindung zwischen Innen und Außen.
"Hallte" vielleicht in solchen Höhlenerfahrungen der
Urwunsch des Menschen "Eins zu sein", heil(ig) zu werden und
– hier im Schoß von Mutter Erde – mit der Welt verbunden
zu sein wider? Vielleicht ist die Höhle ein besonders gut geeigneter
Ort, um zu erkennen, dass wir "eins mit allen Dingen" sind,
sobald wir uns nur trauen, aus unserem Körperhaus herauszutreten.
Bleiben wir abschließend jedoch "linkshemisphärisch
rational" und fragen uns: Welcher ursprüngliche Sinn liegt
eigentlich in dem Wort "Hall"? Schlägt man im Duden Herkunftswörterbuch
unter dem Begriff "Hall" nach, wird man von dem in mittelhochdeutscher
Zeit gebildeten Substantiv hal, welches soviel wie "Schall,
Klang" bedeutet, zu dem von diesem Wort "hallen" verdrängten,
mittel-hochdeutschen, starken Verb hellen, ahd. hellan
(was wiederum soviel wie "schallen, ertönen" heißt)
verwiesen. Dieses Verb stellt sich wiederum zu der germanischen Wortgruppe
von hell, zu der auch holen, ursprünglich "schreien,
rufen" gehört. Hier gibt es nun den Querverweis auf den Begriff
"einhellig", zu dem – folgen wir ihm über einige
Weiterbildungen wie "übereinstimmend" – der folgende
Satz zu finden ist (Zitat Duden): "Der eigentliche Sinn
ist "zusammenklingend". [...] Zitatende.
Zum Inhaltsverzeichnis
Überleitung in die alltägliche Wirklichkeit der mittleren Welt
Dies
sind also einige der Gedanken, die mir auf dem Weg von den ersten drei
Trommelschlägen der Komposition bis zu den Kulthöhlen unserer
Vorfahren begegneten. Ich möchte sie – wie schon in der Einleitung
vorweggeschickt – nicht als pseudowissenschaftliche Halbwissen-Sammlung
missverstanden sehen: Dieses "Tagebuch meiner Gedankenwelt"
sollte keine umfassende Facharbeit über Themen wie z.B. "Schamanismus"
werden, sondern lediglich einen "Blick hinter die Kulissen"
der vielschichtigen Projektentstehung gewähren. Nicht mehr und
nicht weniger. Wenn es darüber hinaus jemanden zum Weiterdenken
anregen sollte – um so besser. Hier in der "Höhle des
Sonnentrommlers" möchte ich den ersten Teil dieses virtuellen
Buches nun auch beschließen, denn hier entstand die Komposition
und die praktische Arbeit an der "Geburt der Sonnentrommel".
Wenn man die Schilderungen der Nahtodeserfahrungen berücksichtigt,
wird die diesseitige, innere (Lebens-)Sicht der Welt ja schließlich
auch in einer Art Höhle enden. Wo sie mit der Geburt einst begann
– jenseits der alltäglichen Wirklichkeit.
Verlassen
wir also die kopfig-philosophische "Obere Welt" und wechseln
in die "Mittlere Welt" des Projektes – in die "Materie
des Stückes" – zu den: