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Der Beginn einer langen Reise

 

 

 

Online-Version 1.4.2

Stand: 06.08.2014

(Was ist neu in dieser Online-Version?)

Copyright 2002 - 2014: Thomas Grube





Information zu den Hyperlinks:

Details oder Fachbegriffe können Sie mit Hilfe der entsprechenden "Hyperlinks" – wie auf einer regulären Internetseite – "nachschlagen". Das bedeutet, Sie können innerhalb des Textes auch in bereits weiter vor- oder zurückliegende Kapitel des Buches "klicken". Insbesondere beim Verwenden des Buches als "Projekt Bibliothek" können Sie dadurch alle zum Verständnis nötigen Informationen erreichen, ohne das ganze Buch lesen zu müssen: Bei Anklicken eines Hyperlinks öffnet sich ein neues (!) Fenster, welches Sie nach erhaltener Information wieder schließen – und somit dort weiterlesen können, wo Sie den Haupttext verlassen haben.

Bedenken Sie jedoch, dass Sie auf diese Art gegebenenfalls Kapitel erreichen, die Ihnen bei "durchgängigen Lesen des Buches" erst viel später begegnen würden. Es ist wie im Leben: Wählen Sie weise Ihren Weg und verzetteln Sie sich nicht in der Vielzahl der Möglichkeiten ;-)

 

Zusätzliche Information zum Online-Konzept "OPEN_BOOK":

Die vorliegende eBook-Online-Version enthält "Interne Erweiterungen" – sowie "Ausgänge ins world wide web": Letztgenannte unterliegen dem Link-Disclaimer: Bitte lesen Sie diesen vor Verlassen des eBook´s – bzw. vor Verlassen dieser website. Die Links zu den "Internen Erweiterungen" und den "Ausgängen ins world wide web" haben folgende Symbole (nur im eBook!):

 

 
Das "Pluszeichen-Symbol" steht für "interne eBook-Erweiterungen" und ist innerhalb der website www.tOM-Sonnentrommler.de verlinkt: Alle auf diese Art erreichten "Unterseiten" sind von tOM Sonnentrommler verfasst und entsprechend recherchiert.

 

 
Das "laufende-Männchen-Symbol" steht für "Ausgänge aus dem Online-eBook" und führt ins world wide web. Alle diese Links unterliegen dem Link-Disclaimer. tOM Sonnentrommler übernimmt keine Haftung für externe websites.

 

Wollen Sie diese eBook-OnlineVersion aktiv mitgestalten? Haben Sie Anregungen oder gar eigene Artikel zu den im Buch behandelten Themen verfasst? Dann lesen Sie den Unterpunkt "Das Konzept OPEN_BOOK" auf "Mitmachen beim Sonnentrommeln?"

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis:


Teil 1: Obere Welt
Worte, Wissenschaft und Schamanismus


Gedanken zur Welt des Sonnentrommlers
Einige Worte vorweg
Die Geburt des Projektes
Philosophie der tOM Sonnentrommler Produktionen

Zeit und Projektdauer
Ganzheitliches Arbeiten
Spiritualität und Wissenschaft - Esoterikgedöns?
Die Quelle der Kreativität
Alles Einbildung?
Schamanismus
Trancetrommeln, Drogen und Gehirnfrequenzen
Nahtodeserlebnisse an der Grenze zur Anderswelt?
Die Höhle als Kultort
Einige Gedanken zum (Nach)Hall


Schlusswort zum ersten Teil

Überleitung in die alltägliche Wirklichkeit der mittleren Welt

 


Teil 2: Mittlere Welt
Details zur Entstehung des Projektes


Der Bau der Sonnentrommel

Was ist die "Sonnentrommel"?
Philosophie des Sonnentrommel-Klanges
Die Entstehung des Trommelkörpers
Die acht Spannhölzer
Die Geographie des Hier und Jetzt
Die verwendeten Holzarten
Das Herz der Trommel - die Pforte zur Anderswelt
Erdenblut und Holzbehandlung
Das Fell der Ziege und die acht Ankerhölzer
Gedanken zur Trommelstimmung - Kopforgasmus?
Mit Bauch und Erdatmosphäre zu den Wassern der Region
Die finale Stimmung der Sonnentrommel


Die Ausstellung
Die Ausstellung zum Projekt
Von der Ausstellung zum Film
Das Steintriptichon

Der Film
Idee zur Filmentstehung der dokARTion
Die Arbeit mit Erik Wittbusch beginnt
Meine Bewusstmachung der Dunkelheit - Das Frequenz-Intro
Durch die Trommel auf die andere Seite

Die Komposition - Aufbau und Arrangement
Wer es ganz genau wissen will...
Zur Komposition
Ein paar Worte zur Dunkelheit
Kopf und Bauch der Musik
Aufbruch - Reflektion der Vergangenheit als Aufbruch in der Gegenwart (Teil 1)
Jetzt - Das Jetzt der Gegenwart (Teil 2)
AllEin - Die Grenze zwischen Yin & Yang (Teil 3)

Schlusswort zum zweiten Teil
Überleitung zu den Helfern der unteren Welt

 

Teil 3: Untere Welt
Glossar, Hintergründe, Quellenangaben


Musiktheoretisches
Der Kammerton
Wohltemperierte Stimmung
Diatonik und Chromatik
Die Intervalle
Cent
Die Quinte
Warum die Quinte?
Die Oktave
Hertz - Schwingungen pro Sekunde
bpm - Beats per Minute

Planetentöne
Was sind Planetentöne?
Berechnungsbeispiel
Farben sind hochfrequente Schwingungen
Tageston der Erde (mittlerer Sonnentag)
Jahreston der Erde
Das heilige OM
Der synodische Mondton
Warum der Mondton?
Der Ton der Sonne
Nach der Einstimmung auf die Planetentöne
Der Stimmprozess – das Jetzt des Weges
"OM-Retuning" – den Menschen (ein)stimmen

Technik
Musikstudio
Mikrofone
Vorverstärkung
Monitoring & Abhörtechnik
Tonmischung
Effekte und Peripherie
Planetenton-Programmierung
Samples der Naturgeräusche
Musikanlage im Atelier Wrobel

Ein paar Worte zur Pre-Masteringphilosophie
Achtung: Hinweis zur Abhörlautstärke der Audio-CD
Spezial-Mix für kleine Boxen (mp3)


Sonstiges
Michael Zähl - Elektronik und Tontechnik
aHa Multikunst und sebvertising
Das Multimediateam Audiospray
Sebastian Haitz - Pre-Mastering und Surroundmix
Warum ist das Stück genau 44:52 [...] Minuten lang?
Warum drei Hauptteile?
Linke und rechte Hemisphäre
Zur Symbolik der "Sonnentrommler Bilder"
Oliver Wrobel erklärt seine "Cave-ART"
Stimmen aus der alltäglichen Wirklichkeit: Zitate von HörerInnen
Beate Ehlen / Horizont Zentrum Köln
Alltägliche und nichtalltägliche Wirklichkeit
Untere-, Mittlere- und Obere Welt
Wie oben - so unten
Humor und gute Laune hebt die "Stimmung"
Apropos: "...der, dem, seine...":Yin und Yang im EinKlang

Literaturhinweise & Quellenangaben
Eine Quellensammlung
Planetentöne, Frequenzen, Farben
Gehirn, Musik und Trancezustände
Historische & ethnologische Grundlagen
Sonstiges

Ende und Neubeginn
Ein Nachwort

 


Teil 1: Obere Welt

Worte, Wissenschaft und Schamanismus

 

 

Gedanken zur Welt des Sonnentrommlers


Einige Worte vorweg


"[...] ja, und auch das ist gut, auch damit bin ich einverstanden,
dass das, was eines Menschen Schatz und Weisheit ist,
dem andern immer wie Narrheit klingt [...]"

(Hermann Hesse - die Morgenlandfahrt; hier näheres zum Zitatzweck)

 

Ich bin Musiker. Kein Mathematiker, Astronom oder Physiker. Daher habe ich mir erlaubt, entsprechende in diese Bereiche führende Hintergründe mit Zitaten anerkannter Spezialisten und Spezialistinnen zu versehen. Durch die umfangreichen Recherchen zu diesem Projekt habe ich viele Werke dieser Fachleute kennenlernen dürfen und möchte die jeweils angeführten und verlinkten Literaturtitel den diesbezüglich interessierten Lesern und Leserinnen sehr empfehlen.

Im ersten Teil des Buches geht es unter dem symbolischen Titel "Obere Welt" um "linkshemisphärische Gedanken und Worte" – um die philosophische Sicht des Sonnentrommlers (philosophia = Liebe zur Gelehrsamkeit, zu den Wissenschaften) und um die allmählich "tiefer" führenden Projektrecherchen. Die "Mittlere Welt" des zweiten Teiles widmet sich den Fakten der Projektentstehung, während die "Untere Welt" des dritten Teiles für das nötige Basiswissen zu Fachausdrücken oder technischen Details sorgt.

Dieses Buch versteht sich nicht als literarisches Kunstwerk, sondern vielmehr als eine Art "Projekt Bibliothek". Auch glaube und beanspruche ich nicht, mit den hier dargelegten Gedanken das Rad neu erfunden zu haben oder gar eine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema Planetentöne, Anderswelt oder Trommelbau abgeliefert zu haben. Ich sehe mich auch nicht als Schamane – obwohl ich im Rahmen dieses Projektes schamanische Techniken erlernt und erfahren habe. Meine Aufzeichnungen geben lediglich einen Teil meiner Gedanken und Rechercheergebnisse zum 2002 bis 2009 entstandenen Multimediaprojekt "Die Geburt der Sonnentrommel" wieder. Sie dokumentieren den inneren Weg, auf dem mich der Sonnentrommler während dieser Zeit führte und bieten einen kleinen Einblick in meine Arbeitsweise und Denklandschaft während der Projektentstehung. Wem die Orte, die ich dabei durchquere schon vertraut sind – der (oder die) war vielleicht schon vor mir da. Wer jedoch – wie ich selbst – auf dem hier beschriebenen Weg staunend Neues entdecken kann, dem möchte ich mich in aller Bescheidenheit als Führer durch diese Zeilen anbieten.

Lebendig werden die Wörter in Ihrem Kopf. Als Bilder zwischen Ihren persönlichen Erfahrungen und Einsichten. Darum geht es in diesem Projekt: Um "innere Bilder". Um inneres Hören und Sehen. Um das Erkennen der erfühlten, intuitiv erahnten Inneren Welt als gleichwertigen Gegenpol zur alltäglichen Außenwelt. Ich möchte Sie daher bitten: Lassen Sie sich zwischen meinen Worten auf Ihre Bilder ein. Ich habe das Projekt sehr intensiv erlebt. Wohin Sie Ihr Sonnentrommler – oder Ihre Sonnentrommlerin – beim Lesen und Musikhören führt, liegt bei Ihnen und Ihren Bildern. Der Sinn hinter den Urbildern, die Sie dabei entdecken können, ist in allen Kulturen derselbe. Aber alle Kulturen gaben diesem Sinn verschiedene Namen und so wurden die Bilder zu Worten. Nicht umgekehrt. Schon aus diesem Grunde bin ich der ein oder anderen im Text enthaltenen "Wortwurzel" nachgegangen. Da wir uns seit einigen Jahrhunderten oftmals mehr auf die Worte selbst, als auf ihre ursprünglichen, dahinter liegenden Bilder konzentriert haben, bleibt Ihnen – im Falle dieses Buches – also nichts anderes übrig, als sehr wachsam zwischen den Zeilen Ausschau zu halten. Wenn Sie erkennen, was mir während meiner Arbeit am Projekt begegnete, werden Sie allmählich ohnehin ahnen, dass Sie bereits alles wissen.

Vor einigen Jahren hörte ich in einer Buchhandlung zufällig ein kurzes Gespräch zwischen einer Verkäuferin und einem zuvor eingetretenen jungen Mann. Nachdem die Verkäuferin ihn fragte "was er denn suche" antwortete er: "Ach, immer das Gleiche – nur in anderen Worten...".

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Die Geburt des Projektes



"Der Zeitpunkt, in dem etwas geschieht auf dieser Welt,
wird bestimmt durch die Zustände, die nach diesem Geschehnis rufen."


(Zitat Albert Hofmann; näheres zum Zitatzweck)



Im Jahr 2000 beschloss ich, als Musiker und Berufssänger weniger kommerziell und auftragsbezogen zu arbeiten und mich künftig noch ausführlicher meiner eigenen kreativen Arbeit als Komponist und Produzent zu widmen. Schließlich hatte mich das "Musik selber machen" auf den Weg zu meinem Musiker-Beruf gebracht und ich vermisste nach circa fünfzehn Jahren intensiver Bühnenarbeit die Zeit zum "freien Musik erfinden" jenseits irgendwelcher Stilistikschubladen.

Der Weg zu dieser Entscheidung war lang und ich glaube heute, dass sie gerade noch rechtzeitig fiel – beziehungsweise ganz im Sinne der Eingangs zitierten Worte Albert Hofmanns und unter Weglassung meines Wortes "noch": Die Entscheidung fiel genau "rechtzeitig" – eben genau "zur rechten Zeit":

Irgendwann – auf einer der zahllosen nächtlichen Autobahnrückfahrten nach irgendeinem Auftritt – bemerkte ich wieder einmal eine merkwürdige Gleichgültigkeit. Da fährt man Nacht für Nacht mit einem Kombi voll Equipment durch Deutschland und fragt sich: "Was ist eigentlich mit Dir los?". Ich fühlte mich irgendwie ausgebrannt. Es gab aber keinen "rationalen" Grund dafür. Meine Bands liefen erfolgreich, ich verdiente genug Geld und hatte mit der gut gebuchten Auftrittslage eigentlich alles Angestrebte erreicht: Ich konnte von meiner Musik leben. Das Ego-Gebäude "DERGRUBE" stand stabil in der "alltäglichen Wirklichkeit". Trotzdem saß ich hier um fünf Uhr morgens und fühlte mich so leer wie die Dose Bier in meiner Hand. Nachdem man mir dann irgendwann in einer Ambulanz mitteilte, dass ich "übermüdet" wäre und "eigentlich dort bleiben müsse" – und ich darauf hin erwiderte, dass "ich keine Zeit habe, da ich selbstständig sei" begann ich allmählich zu erkennen, dass ich mich zum Workaholic entwickelt hatte und ein viel zu eng getaktetes Leben führte. Der Ambulanzarzt antwortete mir damals nur "dass dies natürlich etwas anderes und absolut verständlich sei – insbesondere da ich ja bei dieser Lebensführung ohnehin bald gaaanz viiiiiel Zeit haben würde..."

Ich fragte mich zum ersten Mal, ob mir vier Stunden Schlaf pro Nacht "wirklich nichts ausmachen". Das Schlimmste war jedoch, dass mir immer klarer wurde, dass ich kaum noch wirklich kreativ arbeitete, sondern ein Großteil meiner Arbeit im Interpretieren von Coversongs bestand. Nichts dagegen – ich möchte diese Erfahrungen nicht missen – aber bis in alle Zeiten "Rosanna" oder "You cut me to the bone" singen, konnte es irgendwie auch nicht sein. Rückblickend prägten diese Grunderfahrungen der "Workaholic-Problematik" – und das darauf folgende Erkennen ihrer Symptome bei vielen Kollegen und Kolleginnen, sowie allgemein bei Freunden und Freundinnen
in der Branche – entscheidend die Philosophie der tOM Sonnentrommler Projekte und halfen dem Sonnentrommler "t(h)OM (as)" auf seinem Weg aus "DER GRUBE".

Nachdem mir diese Situation also über einige Jahre hinweg bewusster geworden war, entschied ich mich 2000 zu einem radikalen Schnitt. Nicht ohne eine gewisse Unsicherheit – schließlich verdiente ich zu diesem Zeitpunkt mein Geld als Leadsänger von fünf Bands, welche ich zum Teil ins Leben gerufen, mit aufgebaut und gemanagt hatte. Ich beendete zunächst alle kommerziellen Projekte, stellte meine gesamte Livearbeit ein und zog mich ins Studio zurück. Ich begann einmal keine Jazz-, Blues-, Pop- oder Rockstücke zu schreiben, sondern begab mich auf die Suche nach "meinem eigenen Sound". Dieser sollte bzw. durfte alle musikalischen Einflüsse meines Werdegangs, einschließlich der Klassik beinhalten. Eigentlich besann ich mich wieder auf das "Sinn-lose Herumspielen mit Klängen und Rhythmen", welches ich in seiner Ursprünglichkeit wohl irgendwo zwischen Auftragskompositionen, Bühne und beruflicher Disziplin aus den Augen – beziehungsweise "den Ohren" – verloren hatte.

Schnell zeigte sich, dass eine Zweiteilung meiner Arbeit in das songorientierte Gesangs-Projekt "DERGRUBE" und die meditativeren Instrumentalprojekte von "tOM Sonnentrommler" sinnvoll wurde. Es begann meine persönliche Geburt des Sonnentrommlers, der sich – nachdem die ihm vertraute, wärmende Sonne des (Bühnen) Tages verschwand – in einer dunklen (Studio) Höhle wieder fand und sich fragte, ob er "das Licht wohl finden wird".

Dieses Bild, des in seiner Höhle sitzenden Trommlers, hatte ich dabei bereits ganz zu Beginn vor Augen. Auch die Trommel des Schamanen, welche die Verbindung zwischen den Welten herstellt – also den Klang als Fahrzeug nutzt – stand als zentrales Instrument von Anfang an fest. Obwohl ich zu dieser Zeit noch nichts über Schamanismus wusste und erst in den Recherchen zum Projekt mehr darüber erfuhr. Der Sonnentrommler wurde für mich, über meine persönliche Suche hinaus,
zum Sinnbild für alles "zum Licht Strebende". Es entstand beim Komponieren eine symbolische Bildergeschichte in meinem Kopf: Die Sonne verschwindet. Die folgende Dunkelheit löst Ängste und Zweifel aus. Geht die Sonne noch mal auf? Macht das Sinn, was man hier tut? Man zieht sich zurück und begibt sich ganz allmählich auf den Weg. Schritt für Schritt. Trommelschlag für Trommelschlag. Mir fiel spontan ein Zitat von C.G. Jung ein:

"Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt,
sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit".


Zitatende.

Das traf genau meine damalige Empfindung. Bei allen Unsicherheiten einer solchen Suche: "Mein Sonnentrommler" erlebte die dunkle Nacht des Neubeginns letztlich nicht als nötiges Übel, als Wartehalle zum Licht, sondern als "andere Seite der Sonne". Das Mondlicht seiner Nacht ist das reflektierte Licht der Sonne. Erst durch die bewusste Annahme der Nacht und der Ruhe erlebt er "die ganze Sonne" und erkennt "die ganze Geschichte".

Dieser "Weg zum Licht" kann dabei sowohl ein ganz persönlicher und individueller, wie auch ein kollektiver, nationaler oder globaler Entwicklungsprozess sein. Um es frei nach Hermes Trismegistos zu sagen: "Wie oben – so unten". Oder analog dazu: Wie im Kleinen – so auch im Großen. Der Sonnentrommler steckt somit in jedem von uns – und seine "Sonne" steht symbolisch für unserer aller Lebens- (Licht-) Ziel. In diesem Sinne sind wir alle "SonnentrommlerInnen auf dem Weg (zurück) zur Sonne".



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Philosophie der tOM Sonnentrommler Produktionen

Da meine Arbeit als DERGRUBE nicht Gegenstand des vorliegenden Projektes ist, werde ich – um nichts zu komplizieren – diese hier nicht näher erläutern. Infos zu all meinen anderen Projekten, Auftragsarbeiten sowie zu meiner Lehrtätigkeit sind auf meiner Website: www.DERGRUBE.de zu finden. Da sich die Grundphilosophie der tOM Sonnentrommler Projekte jedoch wesentlich von meinen anderen Produktionen unterscheidet, möchte ich hier kurz auf einige Besonderheiten der "Sonnentrommler Produktionen" eingehen.




Zeit und Projektdauer

Da man bei kommerziellen Produktionen oder Aufträgen, wie z.B. Werbemusik, heutzutage fast immer mit sehr straffen "Deadlines" ein Maximum an Qualität aus einem Minimum an Zeit herausholen muss, reduziert sich ein entscheidender Faktor kreativer Arbeit: Die Inkubationszeit. Eben jene Phase, in welcher man mit einer Idee "schwanger gehen", an ihrem Konzept feilen kann und von ihr im täglichen Leben begleitet wird. Der Mensch entwickelt sich dabei mit seinem Schaffen – und sein Schaffen entwickelt sich mit seinem persönlichen Lebensweg. Diese Entwicklung reduziert sich bei "schnellen Produktionsweisen" auf ein Minimum. Das ist nicht grundsätzlich negativ zu sehen, da selbstverständlich auch die Essenz eines "schnellen Schnappschusses" ihren Reiz und ihre Wertigkeit hat.

Die tOM Sonnentrommler Projekte greifen jedoch den Gedanken der "allmählichen Entwicklung" auf, machen ihn zum grundsätzlichen Bestandteil der Arbeitsweise und sind zeitlich auf die Dauer von Jahren ausgelegt. Dies geht soweit, dass selbst in der Produktion verwendete Instrumente – im vorliegenden Projekt beispielsweise die Sonnentrommel – oder auch speziell benötigte Elektroniken über Monate entwickelt und gebaut werden. Der Einfluss des "täglichen Lebens" prägt diese Arbeiten entscheidend mit.

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Ganzheitliches Arbeiten

Aus dem voran Genannten resultiert folgerichtig der Ansatz ganzheitlich zu arbeiten. Neben der disziplinierten und rationalen Arbeit achte ich in diesen Projekten auf viel Platz für Intuition und Improvisation – und nicht zuletzt auf zwischenmenschliche Aspekte. So ist das professionelle Handwerk der beteiligten MitmusikerInnen und KünstlerInnen zwar grundsätzliche Voraussetzung – aber noch wichtiger ist die menschliche Qualität, die sie ins Projekt einbringen. Im Zweifelsfalle entscheide ich mich für "energetisch zündendere Semiprofis" und investiere mehr Studiozeit in das handwerkliche Gelingen der Aufnahmen, als dass ich mit uninspirierten "Vollprofis" in Rekordzeit (scheinbar) perfekte – aber seelenlose – Noten aufs Band nagele. In der Regel der Fälle stimmt Gott sei Dank beides.

Man sollte meinen, das hier Gesagte verstünde sich von selbst, da doch alle "schaffenden Menschen" ihre "Ideen" (Intuition) mit der ihnen zur Verfügung stehenden "Technik" (rationale Verwirklichung) in der "erforderlichen Zeit" umsetzen. Aber allein der oben genannte Faktor "Zeitqualität in Verbindung mit der entstehenden Arbeit" – das berühmte "eine Nacht drüber schlafen" – stellt sich in der Praxis als gar nicht so selbstverständlich heraus. Bei manchen Kollegen oder Kolleginnen führt meine ernst gemeinte Aufforderung "Mach´ es in Ruhe, lass Dir Zeit, es soll gut werden – es eilt nichts!" zur vollständigen Einstellung der Arbeit – und zur zwischenzeitigen, hektischen Erledigung von zwei oder drei anderen Projekten. "Du hast ja gesagt, dass es Zeit hat". Wenn es dann an die Umsetzung der besagten Arbeit geht, geschieht dies leider häufig mit eben der Hektik, die ich damit eigentlich vermeiden wollte – nur dass in der Zwischenzeit drei Wochen vergangen sind. Ein ruhiges Arbeiten nach den hier beschriebenen Grundsätzen, scheint den meisten in ihrem stressigen "Workflow" gar nicht mehr möglich. Stellenweise scheint man sich vielmehr nach einer vorgegebenen "Deadline" (Todeslinie) zu sehnen. Ich wurde – mehr als einmal – ausdrücklich um eine solche gebeten.

Neben besagtem eher "rechtshemisphärischem Umgang mit Zeit und Intuition" zeigt sich der ganzheitliche Ansatz auch in der Philosophie des vorliegenden Projektes: Es besteht grundsätzlich der Kerngedanke, intuitives Bauchgefühl und inspirierte, "begeisterte" Eingebungen mit rationalen, logischen Arbeitsweisen zu verbinden und somit die Qualitäten beider Hirnhemisphären zu nutzen und anzusprechen. So teilt sich beispielsweise der Film "Die Geburt der Sonnentrommel" in zwei verschiedene Bereiche: Auf der einen Seite gibt es den Mittelteil, welcher einem "Making Off" entspricht und mit erklärenden Worten das Projekt beschreibt. Auf der anderen Seite wird dieser linkshemisphärische, logische und analytische Teil von reinen Bildkompositionen umrahmt. Diese setzen die Stimmung der Musik visuell um und lassen Raum für eigene Interpretationen und Entdeckungen. So wird auch die rechte Hirnhälfte aktiviert, in welcher Emotionen, kreatives und musisches Empfinden, sowie qualitativ empfundene Zeit(losigkeit) liegen. Einem umfangreichen theoretisch-kopfigen Projektunterbau bleibt so der "Bauch" erhalten. Man könnte also sagen, ganzheitlich zu arbeiten, bedeutet für mich linke und rechte Hemisphäre entsprechend ihrer jeweiligen Stärken einzusetzen – sowie anzusprechen – und nicht etwa "einseitig erdachte", theoretische Konzepte durchzuziehen. Daher habe ich auch im vorliegenden Projekt zu keinem Zeitpunkt mit einer solchen "verkopften Konzepttreue" gearbeitet. Immer entschied sich die Tonwahl zunächst "aus dem Bauch heraus". In vielen Fällen fiel mir erst nach dem Komponieren der tiefere Sinnbezug einzelner Passagen auf, welche ich daraufhin weiter entwickelte. Die Masse der "stimmigen Resultate", ließ mich nur einmal mehr an dem Begriff "Zufall" zweifeln.

So führte mich das Eigenleben der langsam entstehenden Komposition auf anfangs nicht "bedachte" Wege. Während ich diesen "Produktionspfaden" neugierig folgte, bemerkte ich zunächst nicht, wie massiv mich das Projekt dabei selbst veränderte.

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Spiritualität und Wissenschaft - Esoterikgedöns?

"Eine Wendung zum Guten kann nur eintreten, wenn eine allgemeine Bewusstseinsveränderung erfolgt, wenn das gespaltene Bewusstsein, das Gottfried Benn als "Europäische Schicksalsneurose" bezeichnet hat, durch ein Bewusstsein abgelöst wird, in dem Schöpfer Schöpfung Geschöpf als Einheit erlebt werden."

(Zitat Albert Hofmann; hier näheres zum Zitatzweck)



Innen und Außen
ergeben die Welt

Endlich wächst wieder zusammen, was zusammen gehört. Wir besitzen schließlich beides: Verstand und Gefühl. Intellekt und Intuition. Es kann niemals darum gehen, die "Realität" unserer (äußeren) Weltwahrnehmung zu verleugnen und sich ausschließlich pseudoverzückt in "innere Welten" auszuklinken. Das gleiche gilt jedoch auch umgekehrt: Wo die "Materie-orientierten Wissenschaften" vor einigen Jahrzehnten noch alles feinstoffliche oder gar esoterische (Esoterik = innerer Kreis – im Unterschied zur Vorsilbe Exo, welche auf "außerhalb, von außen her" verweist) in die Welt der Spinner verdammte, sind sie heute durch die ihr eigene, immer kleiner werdende Detailsicht von außen her – beispielsweise in der Quantenphysik, über Atome, Moleküle und Spins – längst bis über die Grenzen der "sichtbaren Materie" hinaus ins Innere gedrungen. Plötzlich geht es auch hier um "Energiefrequenzen, Paralleluniversen und Antiwelten".

Zusammen wird ein Schuh draus: So verstehe ich das Eingangszitat von Albert Hofmann: Der Erschaffende und das "fertige Werk" sind eins – ganz so wie der Bogenschütze im ZEN "selbst das Ziel ist".

Stephen Hawking, Professor für Physik und Mathematik an der Universität Cambridge (Mitglied der Royal Society und der amerikanischen National Academy of Sciences – u.a. auch Träger des Titels "Lucasian Professor" – welcher vormals schon Isaak Newton oder Paul Dirac verliehen wurde) spricht davon, (Zitat): "[...] dass zu jedem Teilchen ein Antiteilchen gehört [...]". Weiter erklärt er: "Es könnte ganze Antiwelten und Antimenschen aus Antiteilchen geben [...]" und "Das Yin-Yang-Symbol mit seinem hellen (aktiven) und dunklen (passiven) Element weist Parallelen zu dem kosmischen Gleichgewicht auf, von dem die moderne Physik ausgeht [...]" (Zitatende)

Um nochmals auf das bereits oben (Die Geburt des Projektes) zitierte Analogiegesetz des Hermes "Wie oben – so unten" zurückzukommen (man könnte auch die Bibel mit: "Wie im Himmel – so auf Erden" zitieren)
: Was unsere Wissenschaft da im Außen des Makrokosmos zu entdecken beginnt, finden wir analog dazu auch im Mikrokosmos Mensch – in unserem Innern. Wenn beide Bereiche auch "verschiedensprachig" erscheinen, so bedingen sie doch einander und ergeben erst zusammen "das Ganze". Die Evolution des Menschen findet ja nicht nur in der "äußeren Materiewelt" statt, sondern auch im Bewusstsein seiner inneren, energetischen Welten – und in seinem "Wissen", wie diese mit dem "Außen" zusammenhängen. Möglicherweise wächst uns auf physiologischer (Materie-) Ebene ja noch ein dritter Arm, damit wir unsere Computer noch besser bedienen können grins .Ich könnte diesen manchmal gebrauchen – und ein befreundeter Musiker ist der Ansicht, dass uns aufgrund der "elektromagnetischen Strahlung im Tonstudio" auch noch einer wachsen wird...;-) Mit Sicherheit wird der evolutionäre Weg des Menschen jedoch weiterhin auch ein "Bewusstseinsweg" sein. Beide Welteinblicke – der nach außen wie der nach innen gerichtete Fokus – lassen einander bedingende Pole erkennen. Diese Urpole sind in allem zu finden. Und in jedem Pol steckt auch ein Stück des Gegenpoles: Sowie Männer "weibliche Aspekte" und Frauen "männliche Aspekte" besitzen, so lassen sich auch in der "inneren Körper-Kopf-Welt" unseres Denkens und Fühlens rationale, emotionale und intuitive Wahrnehmungen erkennen. Und genau diese wachsen zum gegenwärtigen "Gesellschafts-Evolutions-Zeitpunkt" endlich wieder zusammen. Die im Wissenschaftszeitalter wegrationalisierte "Intuition" – unser Bauchgefühl – wird allmählich wieder integriert. Um es frei nach Eckart Tolle zu sagen, geht es dabei niemals darum, das (rationale) Denken grundsätzlich zu verdammen und "auf die Stufe der Tiere zurückzufallen", sondern um ein Nutzen des "denkenden Egos" als das was es ist: Ein absolut sinnvolles Werkzeug. Um ein Gedicht zu schreiben, verwende ich aber keine Kettensäge. So effektiv diese auch sägen mag – im Falle des Gedichtes ist sie das falsche Werkzeug. Die Werkzeuge der Materie funktionieren nun mal in der Welt der "Materie" – jenseits der Materie benutzt man andere. Gelten nach dem Analogiegesetz zwar die gleichen Prinzipien, so spricht man doch eine andere Sprache. Wer also für energetische Zusammenhänge ausschließlich in der "Materiewelt" nach rationalen, "be-greifbaren" Begründungen sucht, kann zu fatalen Fehlschlüssen gelangen. Holger Kalweit stellt seinem Buch "Die Welt der Schamanen – Traumzeit und innerer Raum" sehr treffend die Worte Vinson Brown´s vorweg (Zitat 1979): "Schlange beißt nicht Mensch, Schlange beißt was Mensch denkt."

Um beim Beispiel des Mikrokosmos Mensch zu bleiben: Eckart Tolle verweist auf die Gefahr der Aussage: "Ich denke – also bin ich" (R. Descartes). Denn zu diesem "Ich BIN", also zum Mensch-Sein, gehört weit mehr als nur der rationale Egoverstand. Bewusstes "an der Oberfläche liegendes Äußeres" ist ebenso real, wie das tieferliegende "innere Unter-Bewußte", das intuitiv Gespürte und visionär Geschaute – mit seiner Verbindung zum Kollektiv.

Das äußere Handeln ist manifestiertes Resultat des "innerlich Beseelten". Wir haben unseren Beruf, weil wir irgendwann einmal die (innere) Idee dazu hatten. Die fertige, neu erfundene Maschine aus "be-greifbaren" Stahl ist das Resultat der zuvor gesehenen "inneren Maschine". Die fertige Sonnentrommel ist die materialisierte "innere Trommelvision". Das "beseelte Innere" steht dabei für die (wie auch immer definierte) "Lebensenergie", ohne die im Außen nichts entstehen kann: Für die Seele, bei deren Verlust der äußere Körper augenblicklich anfängt zu verfaulen. Ist Ihnen alles längst klar? Nichts Neues? Wissen Sie schon? Eben. Wir wissen es längst – haben es aber bei weitem noch nicht als emotionale Wahrheit in unser Handeln und "Denken" aufgenommen. Dazu müssen wir es auch fühlen. Mir fiel dies einmal ganz banal bei einem unwetterbedingten Stromausfall in meinem Tonstudio auf. Natürlich war mir auch schon vorher klar, dass alle Technik ohne Strom zu nichts nütze ist. Logisch. Ich stellte neben diesem völlig logischen Ratiofakt jedoch zu meinem Erstaunen fest, dass sich all diese mich täglich umgebenden Geräte plötzlich auch völlig anders anfühlten. Sie waren leer. Völlig "sinn-lose" Materie. Keine Sonne, kein Leben, keine Energie, keine Seele. Sie lächeln? Noch mal: Ich dachte mir dies nicht – ich fühlte Es. Und ich spürte dabei, dass ich es bisher immer nur gedacht hatte. Jetzt weiß ich es.

Es geht mir in diesem Projekt insbesondere um diese besagte "Seele in den Dingen". Der Begriff "Seele" bedeutet "die zum See gehörende" und bezieht sich auf die altgermanische Vorstellung, dass die Seelen der Ungeborenen und Toten im Wasser wohnen. Dort unter der Oberfläche liegt unser (inneres) Zuhause, durch dessen Fenster wir nach draußen in die Welt sehen. Innen und Außen. Beides ist "Realität". Wir finden die beiden "Yin und Yang" Pole schließlich überall: Oder ist die Nacht weniger real als der Tag? Sind Männer weniger real als Frauen? Ist fließender Strom weniger real als ein fließender Fluss – nur weil man ihn nicht sehen kann? Um beim Beispiel der Yin-Yang Polarität unserer inneren Welt zu bleiben und nochmals auf Eckard Tolle zurückzukommen: Es geht nicht gegen die Ratio – aber es kommt zum denkenden Ego etwas hinzu: Das "Sein", welches das Denken dann als Werkzeug einsetzt, wenn es nötig ist. Der permanente, zwanghafte, innere "Denkdialog" wird danach jedoch wieder abgeschaltet, die Kettensäge beiseite gelegt und von einem "Einssein mit dem Augenblick" abgelöst (wenn man lernt zu ertragen, was sich offenbart, wenn sich der Benzingeruch schließlich verzogen hat...).

Es geht nicht gegen das Denken. Es geht darum, das Bewusstsein zu entwickeln, dass uns etwas denkt. Die dazu nötige Innenschau, das Herabklettern aus den Zweigen unseres nach außen gerichteten Verstandes, öffnet dann die Tür zu unseren viel tiefer liegenden Wurzeln.


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Die Quelle der Kreativität

"Es ist unmöglich, auch nur zu denken,
ohne ein inneres Bild."


(Zitat von Aristoteles aus "De Anima" = Über die Seele)

(Hier näheres zum Zitatzweck)


Schon mein ganzes Leben beschäftigt mich die Frage nach dem "Woher der Inspiration". Als junger Künstler hatte ich – wie wohl die meisten kreativ arbeitenden Menschen – oft das Gefühl, diesem mitunter "reißendem Strom der Eingebung" nicht folgen zu können und nicht rechtzeitig alles notiert oder aufgenommen zu haben. Über die Jahre erscheint es mir heute, als ob ich nun wie in einer Zeitlupe "den Fluss" näher betrachten kann und jetzt genug Zeit habe, die Details zu behalten. Es blieb jedoch immer die Frage: Wo kommt das eigentlich her?

Wenn sich einer "etwas ausdenkt" und im künstlerischen Sinne kreativen "Ein-Gebungen" folgt, dann hat er in den Augen der Allgemeinheit zu allererst einmal eine "lebhafte Fantasie". Und Fantasie "ist wichtig für Kinder". Unterhaltsam zwar und auf jeden Fall ungefährlich, aber – wie auch das nächtliche Träumen – letztlich scheinbar unreal und in der "wirklichen Welt" nicht von großer Bedeutung. Meist gilt der "verträumte Fantasten-Künstler" auch als ein wenig verrückt und im Sinne des Wortes ist sein Geist tatsächlich "ver-rückt". Nämlich in eine andere Wahrnehmungswelt hinein:


"Das Wirkliche ist ebenso zauberhaft,
wie das Zauberhafte wirklich ist."


(Ernst Jünger; näheres zum Zitatzweck)

Ganz in diesem Sinne möchte ich auch auf die beiden oben stehenden Zitatbelege verweisen: Sowohl Aristoteles Worte aus "De Anima" – als auch die Feststellung von Ernst Jünger belegen mir die "Wirklichkeit" von "inneren Bildern", deren direkten Zusammenhang zum "Denken" – ja, vielmehr gar deren Funktion als "Substanz des Denkens" – und schließlich deren Einfluss auf das Agieren "im Außen einer zauberhaften Wirklichkeit":

Fantasie hin oder her. Egal wie man die Sache nennt: Alles läuft immer wieder auf das "Woher der plötzlichen Eingebung" hinaus, welche aufgrund ihres Umfanges und ihrer Vollständigkeit keine "Verstandesleistung" zu sein scheint. Mozart beschrieb den Prozess des Komponierens einmal wie das Sehen eines Bildes – alles in einem Moment. Man denkt es sich nicht aus. Es ist plötzlich da und muss dann lediglich in die jeweilige (Kunst-) Sprache übersetzt werden. Auch der Rolling Stones Gitarrist Keith Richards sagte einmal, dass man Songs nicht schreibe, sondern dass diese in der Luft rum fliegen – man müsse lediglich nach ihnen greifen. Die Inspirationen (inspiratio = Einhauchen, be-geist-ern) beim Komponieren schienen mir etwas weit Größeres zu sein, als die allgemeingültige Definition "Fantasie im Ausdenken von Musik" abdeckte. Es ähnelte eher dem "Durchsickern aus einer anderen Welt". Und tatsächlich weist auch der Begriff "Fantasie" auf mehr, als zumeist angenommen: Dem griechisch-lateinischen Substantiv phantasia liegt das Verb phantázesthai (= sichtbar werden, erscheinen) zugrunde. Der mit "Erscheinung; geistiges Bild, Vorstellung, Einbildung" übersetzte Begriff der "Phantasie" führt so also zur Tätigkeit des "Einbildens". "Einbilden" wiederum bedeutet laut Duden: (mittelhochdeutsch) inbilden "[in die Seele] hineinprägen" [...].


Von wo "erscheint" mir
(dem zum See gehörenden) nun aber diese "Seeleneinprägung"?

Warum beschreiben KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen ihre Eingebungen in der Regel als eben solche: Plötzlich fließende, kreative Eingebungen, die oftmals nicht als "selbst gemacht", sondern lediglich als "von woanders empfangen" beschrieben werden? Edwin Fischer – welcher im Nachtrag zum Nachwort des vorliegenden Buches noch näher zitiert wird – schrieb in seinen Buch "Musikalische Betrachtungen" bezüglich Interpretation und Intuition (Zitat): "Man fühlt nicht mehr: ich spiele, sondern es spielt, und siehe, alles ist richtig; wie von göttlicher Hand gelenkt entfließen die Melodien Ihren Fingern [...] Sie erleben in Demut das höchste Glück des nachschaffenden Künstlers: nur noch Medium, nur Mittler zu sein zwischen dem Göttlichen, dem Ewigen und den Menschen." Zitatende. Warum stellen sich diese "plötzlich fließenden, kreativen Eingebungen" – ob in der Kunst oder der Wissenschaft – in der Regel meist dann ein, wenn man sich gerade nicht (intellektuell) mit dem Thema beschäftigt, sondern "offen und entspannt" ist? Mit Blick auf die "Denkzentrale" des Menschen – dem Gehirn – geht man hier unter anderem von grundsätzlich verschiedenen "Denkarten" aus und unterteilt in "rationales Denken mit linker Hirnhälfte und schöpferisches Denken mit rechter Hirnhälfte". Thomas R. Blakeslee berichtet in seinem Buch "Das rechte Gehirn" von dem Mathematiker Jacques Hadamard, welcher 1945 Fragebögen an hervorragende Mathematiker in ganz Amerika sandte. Darin fragte er diese, "welche Art Denken" sie in ihrer schöpferischen Arbeit nutzen. Blakeslee zitiert nun die Ergebnisse Hadamard´s wie folgt: "Praktisch alle [...] vermeiden nicht nur den innerlichen Gebrauch von Worten, sondern auch den innerlichen Gebrauch von algebraischen und anderen präzisen Zeichen [...] Die innerlichen Bilder der Mathematiker, deren Antworten ich erhalten habe, sind meistens visuell, aber sie können auch von anderer Art sein – zum Beispiel kinetisch." Zitatende. Im weiteren Verlauf verweist Blakeslee in diesem Zusammenhang auf die Worte Albert Einsteins, welche ich hier ebenfalls wiedergeben möchte (Zitat): "Die Worte oder die Sprache, wie sie geschrieben oder gesprochen werden, scheinen in meinem Gedankenmechanismus keine Rolle zu spielen. Die psychischen Gebilde, die als Elemente des Denkens zu dienen scheinen, sind gewisse Zeichen oder mehr oder weniger klare Bilder, die willentlich reproduziert und kombiniert werden können. Es gibt natürlich eine gewisse Beziehung zwischen jenen Elementen und einschlägigen logischen Begriffen. Es ist auch klar, dass der Wunsch, schließlich zu logisch verknüpften Begriffen zu gelangen, die emotionale Grundlage dieses ziemlich vagen Spiels mit den oben erwähnten Elementen ist, aber von einem Psychologischen Standpunkt aus scheint dieses kombinatorische Spiel der wesentliche Bestandteil des produktiven Denkens zu sein – bevor es irgendeine Verbindung mit logischer Konstruktion in Worten oder einer anderen Art von Zeichen gibt, die anderen mitgeteilt werden kann." Zitatende.


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Alles Einbildung?


"Das Auge sagte eines Tages: "Ich sehe hinter diesen Tälern im blauen Dunst einen Berg. Ist er nicht wunderschön?" Das Ohr lauschte und sagte nach einer Weile: "Wo ist ein Berg, ich höre keinen?" Darauf sagte die Hand: "Ich versuche vergeblich, ihn zu greifen. Ich finde keinen Berg." Die Nase sagte: "Ich rieche nichts. Da ist kein Berg." Da wandte sich das Auge in eine andere Richtung. Die anderen diskutierten weiter über diese merkwürdige Täuschung und kamen zu dem Schluss: "Mit dem Auge stimmt was nicht."..."

(Zitat Khalil Gibran; hier näheres zum Zitatzweck)

Über die Beschäftigung mit verschiedenen kreativen (Bewusstseins-) Techniken, den tieferen Aspekten des "Musik-Machens" und nicht zuletzt über die Recherchen zum vorliegenden Projekt, gelangte ich – sozusagen "auf den künstlerischen Spuren meiner Kultur" – allmählich zurück bis in die Kulthöhlen unserer Vorfahren. Interessanterweise stand ich in dieser "Höhle des Sonnentrommlers" meinem langjährigen Freund und Kollegen – dem Maler Oliver Wrobel – gegenüber, welcher über die Beschäftigung mit seinem "Cave Art Projekt" der Frage: "Warum malen Menschen?" ebenfalls bis hierhin gefolgt war. Der in den Höhlenmalereien und Ritualen unserer Vorfahren erkennbare "Animismus" – die beseelte Natur – führte mich schließlich zu den "Mittlern zwischen den Welten". Da auch die Anforderungen beim Bau der Sonnentrommel über zunächst rein handwerkliche Aspekte, immer mehr zu einer Beschäftigung mit dem spirituellen und ethnologischen Hintergrund führten, verdichteten sich meine Recherchen daher immer mehr um das Thema "Schamanismus". Dabei stieß ich zu meinem großen Erstaunen auf eine Vielzahl von Details, welche mir aus meinem eigenem Erleben von Kindheit an bekannt sind. Angefangen von den als eine Art "Durchsickern aus einer anderen Welt" beschriebenen Kompositions-Erfahrungen, frühen "eingebildeten" Kindheits- Erlebnissen wie Fieberträumen während zweier lebensbedrohlicher Krankheiten, über die zum rituellen Kult ausgebauten Hanferfahrungen meiner Jugendzeit bis hin zu zahlreichen Meditationserlebnissen fand ich hier meine eigene innere Welt beschrieben. Ich denke, dass dies auch der entscheidende "Beweis" über die Funktionalität von schamanischen Techniken für mich war: Nichts zuvor intellektuell Angelesenes, sondern lediglich die Bestätigung des "Selbst Erfahrenen". Diese Entdeckung führte für die weiteren energetisch-kreativen Aspekte der Projektarbeit zu dem Grundsatz: Die beste Vorbereitung – ist keine Vorbereitung. Da auch ich in der von Albert Hofmann zitierten "Europäischen Schicksalsneurose" erzogen wurde (siehe Spiritualität und Wissenschaft) und von Haus aus keinerlei "esoterische Grundzüge" vermittelt bekam, prallte ich natürlich immer wieder vor die linkshemisphärische Mauer der Logik. Der rationale Zweifler ist auch mein ständiger, innerer Begleiter. Das hat zwar den Vorteil, dass man nicht blauäugig dem zweifellos größeren Anteil der Pseudoesoteriker verfällt, sondern "ganzheitlich" beide Seiten zu Rate zieht – erschwert jedoch bei "zuviel Zweifel" den Zugang zur anderen Seite.

Dieser Grundsatz "keiner Vorbereitung" lässt sich analog zu meinen Kompositionserfahrungen auch anders formulieren: Erst leben und vorerfahren, dann denken und nachbereiten. Dies gilt natürlich nicht pauschal für alle Tätigkeiten des Lebens (!) – aber insbesondere für energetische und kreative Prozesse, in denen es nötig ist, nichts zu erzwingen oder kaputt zu denken. Mir fiel dies besonders bei meinen praktischen "Trance-Trommel-Versuchen" auf, von denen später noch die Rede sein wird. Wie dankbar war ich hier um jedes "Erlebnis", welches ich erst nach der eigenen Erfahrung in der Literatur beschrieben fand, da es meinem linkslogischen Zweifler schon mal das Argument: "Klar, das hast Du ja auch gelesen..." nahm. Selbstverständlich kann man auch dann noch weiter zweifeln und den Standpunkt vertreten, dass die Synchronizität der diversen Erfahrungsberichte "innerer Welten" einfach nur Botenstoffen, Sauerstoffmangel und den funktional noch nicht richtig erforschten Tiefen des menschlichen Gehirns und des Unterbewusstseins entspringen. Schließlich sind wir im Punkto "Gehirn" alle weitestgehend baugleich. Wenn "diese Schamanen dann auch noch irgendwelche psychoaktiven Drogen nehmen", wundert einen die Wahrnehmung anderer Welten nicht. Zweifele, wer zweifeln will – aber bitte konstruktiv! Der Zweifel ist für die ZweiflerInnen der Weg zur Erkenntnis, wenn dieser sie über die aktive und offene Auseinandersetzung mit dem Thema näher an die Wahrheit bringt. Wer also im Zusammenhang einer Nachbearbeitung seine Meinung bestätigt sieht, verdient immer Gehör. Wer jedoch bar jeglichen Wissens vorurteilt, ist des Gespräches höchstens aus pädagogischer Sicht wert. Dabei gilt es jedoch außerdem das in Kapitel "Spiritualität und Wissenschaft" Gesagte zu berücksichtigen: In verschiedenen Welten spricht man verschiedene Sprachen. Wenn etwas auf der einen Ebene nicht funktioniert, so muss man gegebenenfalls die Ebene wechseln und sich auf die dortige Sprache einlassen. Haben Sie schon einmal versucht, unter Wasser eine Kerze anzuzünden? Bedeutet ein Misslingen dieses Versuches aber folgerichtig, dass man "auf der Welt" grundsätzlich keine Kerzen anzünden kann?

Es ist offenbar alles eine Frage der Ebene – beziehungsweise der Perspektive – und eben dies greift das Eingangszitat von Khalil Gibran auf: Jeder hat – durch den persönlichen Filter seiner Wahrnehmung, Erziehung, Gattung, "Bauweise" etc. – eine etwas andere Sicht auf die Welt – – niemand kann für sich behaupten, die "Wahrheit" zu kennen.

Allmählich fragte ich mich, ob das, was die Berichte der Schamanenreisen beschrieben, vielleicht das Urbild für jenen "Ort" war, den ich hinter dem Phänomen "Inspiration" vermutete. Liegt hier der direkte und totale Zugang zu dieser "anderen Seite"? Was sagen die Spuren unserer Geschichte dazu?

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Schamanismus

"Der Schamanismus ist sehr wahrscheinlich die
älteste uns bekannte spirituelle Tradition der Welt."


(Zitat von John Matthews - Keltischer Schamanismus Seite 9)

(Näheres zum Zitatzweck)


Schauen wir in unserer Menschheitsgeschichte zurück, finden wir bei den "Mittlern zwischen den Welten" – den Schamanen und Schamaninnen unserer Vorfahren – weitere, wesentlich ältere Begriffe für die weiter oben beschriebene, grundsätzlich verschiedene Wahrnehmungsausrichtung des "Innen und Außen" (siehe hierzu auch das Eingangszitat von John Matthews). Im Schamanismus ist von der "Anderswelt" und vom "Jenseits" die Rede, von oberer, mittlerer und unterer Welt oder wie es der Core Schamanismus heute bezeichnet: Von der "alltäglichen und nichtalltäglichen Wirklichkeit". Im Gegensatz zu unserem normalen Alltagsbewusstsein handelt es sich dabei jedoch nicht lediglich um ein "inspirierendes Durchsickern" ins Hier und Jetzt: Hier wird von einem vollständigen "Wechsel der Welten" berichtet.

Das Wort Schamane stammt aus der tungusischen Sprache. Die Silbe scha bedeutet "wissen" – und die Weiterführung Schaman soviel wie "der Wissende". Auch wird stellenweise die Übersetzung "Einer der in der Dunkelheit sieht" genannt. Kurz zum Begriff "wissen": Das gemeingermanische Verb – mittelhochdeutsch: "wizzen", althochdeutsch: "wizzan", gotisch: "witan", altenglisch: "witan", schwedisch: "veta" – gehört zur indogermanischen Wurzel "erblicken, sehen". Genauer bedeutet "wissen" sogar "gesehen haben". Das Herkunftswörterbuch verweist weiterhin auf den verwandten Begriff: "idea" (griechisch für Erscheinung, Bild) und lässt somit erkennen, dass unser Verb "wissen" sich ursprünglich keineswegs auf ausschließlich linkshemisphärisches, logisches Ratio-Wissen bezog, sondern deutlichen Bezug auf "das Sehen und Erscheinen von Bildern" nimmt. Die Berufsbezeichnung "WissenschaftlerIn" erscheint vor diesem Hintergrund bereits wesentlich "ganzheitlicher".

Schamanen und Schamaninnen reisen in einem Trancezustand in die "nichtalltägliche Wirklichkeit" der unteren, mittleren oder oberen Welt und nehmen dort unter anderem Kontakt zu Hilfsgeistern, Krafttieren, geistigen Lehrern oder auch Verstorbenen auf. Traditionell geht der Berufung zum Schamanen eine sogenannte Initiation voraus, oftmals eingeleitet von einer schweren Krankheit, einer Nah-Todeserfahrung oder Vision. Sehr häufig wehrt sich der Betreffende längere Zeit gegen diese Berufung, bevor er schließlich als Heiler und Helfer der Allgemeinheit dient und den Kontakt seines Stammes zur "Welt der Geister und Toten" herstellt. Der Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Dr. phil Wolf-Dieter Storl berichtet im Zusammenhang mit "Bärenkult" und "Bärenschamanen" vom sogenannten "Drachenloch". In dieser Höhle in den Glarner Alpen entdeckte man unter anderen einen "Knochenaltar", Kochenschnitzereien und Steinkästen, in denen die Beinknochen und Schädel von Bären aufbewahrt wurden. Diese Funde wurden auf ein Alter von circa 70 000 Jahren geschätzt. Zitat Wolf-Dieter Storl (Der Bär S. 36): "Damit ist er das älteste bekannte, von Menschenhand gefertigte Objekt (Lissner 1979: 200). 70 000, siebzigtausend Jahre! Man stelle sich vor, was das bedeutet: Vor 2000 Jahren begann unsere Zeitrechnung, vor 2700 Jahren wurde das "ewige Rom" gegründet, vor 4500 Jahren die erste ägyptische Pyramide gebaut, vor rund 8000 Jahren die ersten dorfähnlichen Städte gegründet, vor rund 12 000 Jahren endete die Eiszeit in Nordeuropa. Der Bärenkult ist aber mindestens 70 000 Jahre alt und wahrscheinlich noch viele Jahrtausende älter." Zitatende.

Einer der renomiertesten Experten, der promovierte Anthropologe Michael Harner erkannte – unter anderem durch seine fast 40-jährige Feldforschung bei den Indianern Nord- und Südamerikas, in der kanadischen Arktis sowie in Lappland und Zentralasien – diesen "einheitlichen Kern". Michael Harner ist Gründer und Leiter der "Foundation for Shamanic Studies", welche weltweit Kurse und Ausbildungen im sogenannten "Core Schamanismus" anbietet und mittlerweile sogar von alten Kulturvölkern selbst eingeladen wird, um verloren gegangene schamanische Techniken wieder zu beleben. Der Begriff "Core Schamanismus" bedeutet folgerichtig "Kernschamanismus" und bezieht sich auf eben diese weltweit vorkommenden zentralen Methoden des Schamanismus. Tom Cowan schrieb in seinem Buch "Schamanismus" (Zitat): "Was D.T. Suzuki für den Buddhismus geleistet hat, hat Michael Harner für den Schamanismus getan". Dies verdeutlicht die zentrale Figur, welche Michael Harner im heutigen Core-Schamanismus darstellt. Daneben wären natürlich viele, weitere ForscherInnen, Autoren und Autorinnen zu nennen, welche diese ursprünglichste, spirituelle Praxis der Menschheit erforschen und erhalten. Über die großartigen Bücher und Bildbände von Mihaly Hoppal bis zurück zum 1957 erschienenen, vielzitierten Basiswerk "Schamanismus und archaische Ekstasetechnik" von Mircea Eliade (bei dessen Kauf mir die freundliche Buchhändlerin grinsend "Na, dann viel Spaß und einen schönen Abend" wünschte...), ist längst auch das Interesse der "rationalen Wissenschaft" geweckt. Diese beschäftigt sich ihrerseits von der Erforschung der schamanischen "Trance-Zustände" und den Reiseberichten aus der Anderswelt bis zu den Heilmethoden der Schamanen. Nach Carlo Zumstein senden sogar (Zitat) "multinationale Pharmakonzerne speziell ausgebildete Ethnobotaniker in die Urwälder, um Schamanen und Kräuterdoktoren das uralte Wissen über Heilpflanzen abzukaufen, weil die Kosten für die synthetische Entwicklung neuer Heilmittel in den chemischen Labors Millionen verschlingt und fünf bis zehn Jahre in Anspruch nimmt." Zitatende.

Die Spuren des Schamanismus sind kulturübergreifend auf der ganzen Welt zu finden. Sind die jeweiligen, kulturellen Rituale auch verschiedenenartig, so ist die grundlegende, uralte schamanische Praxis mit ihren Reisen in andere Welten jedoch überall dieselbe.

Steht zwar der finale "wissenschaftliche Beweis" für die Realität (was immer man darunter versteht) der schamanischen Anderswelt noch aus, so wird die Möglichkeit von Parallelrealitäten und weiteren Dimensionen auch von wissenschaftlicher Seite mittlerweile nicht mehr pauschal ausgeschlossen (dazu später noch mehr). Was mich zu der Frage führte: "Was ist eigentlich real?"


"Die Welt ist so, wie man sie wahrnimmt, und was man von ihr wahrnimmt."

(Albert Hofmann, näheres zum Zitatzweck)


Dieser Satz von Albert Hofmann drückt im Grunde genau das aus, was Khalil Gibran im Einstimmungszitat des Vorkapitels "Alles Einbildung" umschrieb: Die Wahrnehumg von "Wirklichkeit" hat mehr mit unser persönlichen (recht eingeschränkten) "Wahrnehmungsfähigkeit" zu tun, als wir Menschen – als vermeintliche "Krone der Schöpfung" – oft annehmen: "Wirklich" und "unwirklich" halten da als Begriffe nicht lange stand.

Sandra Ingermann erklärt in Ihrem Buch "Auf der Suche nach der verlorenen Seele" dazu folgendes: (Zitat) "Wenn Menschen damit beginnen, in die nicht-alltägliche Wirklichkeit zu reisen, fragen sie sich oft: "Phantasiere ich mir das nicht einfach alles zusammen?" So wie die Gesellschaft heute ist, würde sie mit einem Ja antworten. Ein Schamane würde sagen: "Hast Du es gesehen oder gehört oder gefühlt oder gerochen?" Wenn die Antwort ein Ja ist, würde der Schamane antworten: "Nun, was stimmt dann nicht mit dir, dass Du denkst, du würdest dir das alles nur einbilden?". Zitatende.

Somit wären wir wieder bei unseren zwei grundsätzlich verschiedenen Wahrnehmungszuständen angekommen: Wir können nach außen und nach innen blicken, agieren und wirken: Beides führt uns in unterschiedliche Weltwahrnehmungsbereiche – in unterschiedliche "Welten" – eben in unterschiedliche Wirk-lichkeiten. Der spätmittelhochdeutsche Begriff "wirkelichkeit" bedeutet seiner Herkunft nach (Zitat aus dem Herkunftswörterbuch Duden, Seite 815): „das als Gegebenheit oder Erscheinung Fassbare“. Das Wort "wirken" bedeutet entsprechend „in die Tat umsetzen, realisieren“: Um etwas „in die Tat um-zu-setzen“, muss es jedoch zuvor bereits auf einer anderen Ebene vorhanden sein – sonst könnte man es wohl kaum ins Fass-bare um-setzen. Der Begriff „umsetzen“ kommt nämlich von mittelhochdeutsch „umbesetzen“ und bedeutet – ebenfalls laut
Herkunftswörterbuch Duden, Seite 670: „an einen anderen Ort setzen“. Und für linkshemisphärische ZweiflerInnen: Was wäre, wenn all das, was die Wissenschaft mit unglaublichem Aufwand in ihren Labors und in den Tiefen des Universums sucht, am Ende ganz einfach zu erreichen ist? Was wäre, wenn der Schlüssel die ganze Zeit in unserer Hand liegt und die Tarnung nur darum so gut ist, weil sie so genial einfach ist: Was wäre, wenn man die im Trancezustand erlebte Welt lediglich ernst nehmen und in ihr handeln muss?

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Trancetrommeln, Drogen und Gehirnfrequenzen

»Auch heute noch habe ich das Gefühl, angelogen zu werden, wenn Medien und Politiker von "Drogen" oder "Rauschgift" reden, und denke: "Ach, hättet ihr doch auch als Zwölfjährige eine gute Haschischpfeife geraucht; viele Probleme wären uns erspart geblieben!"«

(Zitat Dr. phil. Christian Rätsch; "der" Ethnopharmakologe; näheres zum Zitatzweck)




Schamanen und Schamaninnen sind traditionell also diejenigen, die gelernt haben, gefahrlos zwischen den Welten zu wechseln und sich sogar ins "Totenreich" zu begeben. Diese "Reisen" unternehmen sie in einem Trancezustand, welcher am häufigsten mit Hilfe ihres Hauptinstrumentes, der Trommel erreicht wird. Auf dieser Trommel – welche selbst als lebendiges Wesen gesehen wird – reiten sie wie auf einem Pferd in die jenseitigen Welten. Gleichzeitig stellt der Klang der Trommel ihre Verbindung zur "alltäglichen Wirklichkeit" dar, mit dessen Hilfe sie jederzeit zurückkehren können.

"Rationale Erklärung" für solche Trancezustände scheinen monotone Klänge, besondere Körperhaltungen, sowie Zustände wie extreme Kälte, Hitze, Hunger, etc. und deren Auswirkung auf Kreislauf, Gehirn und die Gehirnwellen zu sein. Neben dem monotonen Trommeln arbeiten Schamanen und Schamaninnen weltweit mit vielen weiteren Techniken wie Rasseln, schnellem Im-Kreis-drehen oder auch mit dem tagelangen Aneinanderreiben zweier Steine. Ziel all dieser Handlungen ist es, eine andere Bewusstseinsebene zu erreichen. Ebenso werden Trancezustände häufig durch die Einnahme psychoaktiver Drogen erreicht, welche die
"Pforten der Wahrnehmung“ öffnen und das "Bewusstsein erweitern". Da schon der Gebrauch des Begriffes "Psychoaktive Droge" in unserer Gesellschaft zu panischen Reaktionen führen kann – die Verwendung solcher Substanzen aber so alt wie die Menschheit ist und schon daher nicht als Modeerscheinung gelangweilter Wohlstandskids gesehen werden kann – möchte ich mich dem heiklen Thema "Droge und Trancezustand" hier einmal etwas umfassender zuwenden:

Unter Berücksichtigung der oben genannten "Weltpforten öffnenden" Funktion psychoaktiver Drogen erscheint mir beispielsweise die Drogenprävention mancher Schulen in einem völlig veränderten Licht: Da ich zwei Söhne habe, weiß ich – zumindest aus diesen begrenzten Schulerfahrungen – wovon ich spreche. Ich war erstaunt, am "aufklärenden Vorsorge-Elternabend", vorrangig immer noch pauschale Argumente wie "schlechten Umgang" oder "Pubertätsprobleme" als Ursache für "isolierte, frustrierte und folgerichtig Drogen konsumierende Jugendliche" genannt zu bekommen. "Und nachdem wir in den einzelnen Gruppen die Gründe für Drogenmissbrauch erarbeitet haben, treffen wir uns hier wieder, schreiben die Ergebnisse an die Tafel und diskutieren darüber." Aha. Zu mehr als zu den oben genannten Resultaten führte die in dieser Art "ausdiskutierte Meinung der Eltern über den Grund der Drogengefahr" jedoch nicht. Ist das wirklich so verdammt einfach?

Um es direkt vorweg zu schicken: Mit drei Ausrufezeichen!!! Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich will die verheerenden Folgen von
Drogenmissbrauch, sowie die Notwendigkeit einer vorausschauenden Aufklärung – insbesondere bei Heranwachsenden – keineswegs in Frage stellen oder gar eine Lanze für die bedingungslose Legalisierung psychoaktiver Substanzen brechen! Ich möchte also alle LehrerInnen, SozialarbeiterInnen, etc. die möglicherweise bereits jetzt alarmiert aufgesprungen sind, bitten sich wieder hinzusetzen – und zuende zu lesen ;-) Ja, das Thema ist sensibel!!! Aber es folgen noch einige erläuternde Zeilen:

Auch gehe ich bei den von mir beobachteten "Elternabend-Dozenten" natürlich nur von meinen, zweifelsohne begrenzten, persönlichen Erfahrungen aus und kann keine allgemeingültige Behauptung über die Mehrzahl solcher Präventionsabende treffen. Auch fanden diese Präventionsabende in Nordrhein Westfalen statt, widmeten sich vorrangig dem (nicht unumstrittenen) Begriff der sogenannten "Einstiegsdrogen" und beschäftigten sich also nicht mit der Crackproblematik einer Schule in der New Yorker Bronx. Soviel sei vorweg bemerkt.

Ich möchte jedoch zu Bedenken geben, dass man mit der "Sehnsucht nach der anderen Seite" einen viel tiefer sitzenden, urmenschlichen Grund für die Hinwendung zur Droge vor sich hat: Wieder eins zu werden mit dem (verlorenen) "großen Ganzen" und selbst das pulsierende Leben zu spüren. Neues zu entdecken und "Frei zu Sein". Die vom Rest der Welt isolierende "Körperhülle" abzustreifen und hinaus ins All zu fliegen.

Wie will man denn mit den obig genannten, ewig gleichen Klischees und der leeren (heißt = für die Betreffenden nicht nachvollziehbar – da noch nicht er-Lebt) Aussage: "Das ist böse – nimm das nicht, weil ... da wird man abhängig von" (aus dem Munde von Leuten, die mehrheitlich nicht einmal wissen, wovon sie da sprechen) irgend jemand davon überzeugen "die Finger von dem Zeug" zu lassen – wenn all dem der urmenschliche Sog zurück zum Licht und zur Einheit zugrunde liegen sollte? Im ansteigenden Drogenkonsum haben wir mit Sicherheit auch eine Quittung für unsere nüchterne, logische, rationale Faktenwelt, in der alle "Heranwachsenden" bis sie 20 Jahre alt sind (oder länger), erst mal alles (linkshemisphärisch) auswendig lernen müssen, was die anderen schon raus gefunden haben. Wobei ich auch in diesem Fall natürlich nur von meiner persönlichen, sozialen Weltwahrnehmung ausgehe. Würde ich in den Elendsvierteln von Sao Paulo leben, sähe ich neben den Aspekten der spirituellen Bewusstseinserweiterung selbstverständlich noch andere Perspektiven des Begriffes "Weltflucht". Obgleich auch dieses "Realität vergessen wollen" hin zu einer anderen Ebene drängt.

Wohin jedoch ein "Zuviel an logischer Außenwelt-Rationalität auf Kosten der visionär-phantastischen Innenwelt" bei uns Menschen führt, sehen wir in unserer westlichen Zivilisation – mit Ihren ständig steigenden Burnoutraten – tagtäglich. So verstehe ich durchaus die – dieses Kapitel einstimmende Aussage – von Dr. phil. Christian Rätsch (Zitat): Wahrlich: Dies hätte sicherlich "manchem heute rational Entgleisten die Augen geöffnet".

Das Argument, Jugendliche "flüchten sich mit Hilfe der Droge in eine andere Welt und verdrängen so die tatsächlichen Probleme ihrer Realität", beinhaltet immerhin schon mal das Wissen um zwei verschiedene Ebenen – und die Erkenntnis, dass jemand von hier nach woanders flüchtet. Ich sehe jedoch eine Gefahr – und somit auch eine Sinnlosigkeit diesbezüglicher Argumentationen darin, den "Reisenden" die dabei erlebte andere Welt als "nicht real" wegzunehmen und alles Erlebte nur auf die "Wirkung des Stoffes" zu schieben. Wobei dies selbstverständlich geistige Stabilität und eben eine entsprechende Bewusstseinsschulung (Weltbild) der Betreffenden voraussetzt. Ich möchte in diesen Zusammenhang auch auf die im nächsten Kapitel (Nah-Todeserlebnisse an der Grenze zur Anderswelt?) näher betrachteten Ansichten des Hirnforschers Franz X. Vollenweider verweisen.

Übrigens galt auch für die Schamanen und Schamaninnen vieler Kulturen – neben ihrer andersweltlichen Aktivität – der Erfolg ihres "weltlichen Zurechtkommens" als Indikator ihrer Stärke.

Wenn also nicht (vorrangig) aus Gründen des schlechten Freundeskreises oder der Pubertätsfrustration – warum, wovor und vor allem "wohin" flüchten die denn alle? Vielleicht hin zu den "Geistern", die von Mutti damals als "nur schlecht geträumt" wegerklärt wurden? Oder zu den "imaginären Spielgefährten", welche es natürlich "nicht in Wirklichkeit" gab? Zu den Schatten, die man sich, nachts im dunklen Zimmer liegend "nur eingebildet" hat? Wenn man all diese, zweifelsohne vorhandenen Bilder, lebenslang zur unbeachteten Nichtexistenz erklärt, verdrängt man sie lediglich. Der schon von H.G. Wells als "Tür in der Wand" bezeichnete "Durchgang zur anderen Seite" bleibt zwar behutsam bewacht und verschlossen, aber hinter Wänden wie Pink Floyd´s "The Wall" ändert sich nichts an dem Vorhandensein oder der Ursache dieser Wahrnehmungen. Um es mit den Worten Aldous Huxley´s aus seinem Buch "Die Pforten der Wahrnehmung“ zu sagen (Zitat): ”Der allgemeine und immer vorhandene Drang zur Selbstüberschreitung lässt sich nicht durch das Zuschlagen der gegenwärtig beliebtesten Türen in der Mauer beseitigen. Das einzig vernünftige Vorgehen wäre, andere, bessere Türen zu öffnen und zu hoffen, dass die Menschen dadurch zu bewegen sein werden, ihre alten, schlechten Gewohnheiten gegen neue weniger schädliche zu tauschen.“ Wahrnehmungen ”von der anderen Seite“ liegen zwar außerhalb der derzeitigen, gesellschaftlich definierten "Realitäts-Komfortzone", was Realität jedoch wirklich ist, bleibt letztlich – wie wir bereits feststellten – eine sehr relative Angelegenheit. Da schon das Wort "real" aus der lateinischen Wurzel "Sache, Ding" abgeleitet ist, lässt sich jedoch in der Verwendung dieses Begriffes eine gewisse materialistisch, "be-greifende" Weltsicht erahnen.

Bei der Betrachtung der "anderen Welterscheinungen" ist es darüber hinaus ohnehin egal, ob es sich nach "landläufiger Ansicht" um tatsächliche, "real existierende" Geschehnisse und Wesen handelt (was auch immer das sei), oder ob man die Erscheinungen lieber als "aus dem individuellen Unterbewusstsein geformte Masken für psychologische Archetypen, Probleme und Konstitutionen" sehen will. Es ist in diesem Zusammenhang sogar unwesentlich, ob die Visionen der schamanischen Tranceerfahrung "tatsächlichen" Kontakt zu einer anderen Welt herstellen oder Sie darin lediglich eine Verbindung zum Kollektivunterbewusstsein aller Lebewesen sehen möchten, welche es den (schamanischen) "Kollektiv-Unterbewusstseins-Reisenden" ermöglicht, ihren Mitmenschen als Heiler zu helfen. Solange diese Bewusstseinstechniken funktionieren, ist die Frage nach der rationalen Erklärung in der Realität zweitrangig – höchstens wissenschaftlich "interessant" und "kopf-rational befriedigend". Auch die Ansicht (z.B. einiger Psychologen und Psychologinnen), dass Visionen spirituell nicht überzubewerten seien, eher Zeugnis aufgeblähter Egostrukturen sind und nur den Einstieg – also eine Art Vorstufe – zu wesentlich tiefer reichenden "reinen Seinserfahrungen" darstellen, ändert nichts an der einen, all diesen Anschauungen verbindenden Tatsache: Wegschauen und zur Nichtexistenz erklären ändert nichts und führt lediglich zur besagten Verdrängung nach "wo anders hin". Und es ändert eben nichts an der besagten "Anwendungsfunktionalität" der über schamanische Bewusstseinstechniken erlangten Informationen.

Da visionäre Tagträume, hell-sichtige und merkwürdige (sprich: des Merkens würdige) Wahrnehmungen – "Du, ich höre da immer so eine Stimme" – ja nicht wahrgenommen werden dürfen, da man sonst in der Anstalt landet, erklärt man sie halt zum schlechten Traum oder zur Halluzination. Fertig. Um mit unserer inneren Bilderwelt dennoch umgehen zu können, braucht es gesellschaftlich anerkannte Ventile für diese "Spinnereien" – wie beispielsweise Kunst und Unterhaltung in jeder Form. Im Falle einer (gegebenenfalls unkontrollierten) Drogenerfahrung wird jedoch der sorgsam errichtete Schutzwall der "rationalen Realitäts-The Wall" eingerissen – und keine(r) ist da, um "dort drüben" zu helfen: Denn alles das gibt es ja "in Wirklichkeit" nicht. Aber selbst wenn es die Betreffenden als reale andere Wahrnehmungsebene (an)erkennen würden: Keine(r) kennt sich mehr in dieser anderen Welt aus!

Zitat von Wolf Dieter Storl – Naturrituale Seite 25: "In traditionellen Kulturen wurden die Übertritte in diese Bereiche geregelt. Sie fanden im Rahmen großer gemeinschaftlicher Feste und Rituale statt. Erfahrene Schamanen und andere weise, außergewöhnliche Persönlichkeiten trugen Verantwortung und wussten, welche Gottheit, welcher Riese, welcher Zwerg, welches Feenwesen ihnen gegenüberstand. Heute stolpert die Menschheit in diese Bereiche, unwissend, unerfahren, chaotisch ohne Führung. Und manche tappen dabei ins Verhängnis" Zitatende.

Außer Psychopharmaka (schon wieder Drogen...) scheint man den dabei klebengebliebenen, weggeknallten Spinnern auf dieser Seite des Spiegels nicht viel Hilfe bieten zu können. Kundige FührerInnen, welche die Erscheinungen der anderen Welten kennen, fehlen heute zumeist. Als Michael Harner einem blinden Schamanen von seinen Visionen nach Genuss des psychoaktiven "ayahuasca" Trankes berichtete, und erzählte, dass die von ihm gesehenen "riesigen, schwarzen Tiere" behauptet haben, sie seien "die wahren Meister der Welt", antwortete ihm der alte Schamane grinsend: "Oh, das sagen sie immer. Doch sie sind nur die Herren der Äußeren Finsternis." (Zitat nachzulesen in: Michael Harner - Der Weg des Schamanen, Seite 36).

Ohne mich hier als Psycho-Schlau oder Drogentherapeut sehen oder aufspielen zu wollen – das wäre eindeutig eine Kompetenzüberschreitung: Aber in meiner bald 20jährigen (musikalischen) Lehrtätigkeit ist mir bei vielen meiner (jugendlichen) SchülerInnen die "Frustration oder Isolierung" als Grund für das Ausprobieren von besagten "Einstiegsdrogen" – wie zum Beispiel Hanf – kaum begegnet. Meistens waren es eher die besonders lebensbejahenden, wissbegierigen Menschen, die darin eine "Bewusstseins-Erweiterung" suchten. Den Betreffenden dann mit einer Art "Eltern-Kind-Streitgespräch" als "Lehrer" über die ohne Zweifel vorhandene Gefahr der (wie auch immer gearteten) Abhängigkeit zu begegnen, führt – wie wir alle mittlerweile wissen sollten – nur zum pubertär-trotzigen "Jetzt erst recht". Wo ich mit dieser Gefahr konfrontiert werde, nutze ich daher stattdessen die Möglichkeit, mich einer solchen Problematik von der Seite "der anderen Weltsicht" zu nähern – und Wege aufzuzeigen, die ohne Drogenkonsum in dieselben Bereiche führen. Allein die Erkenntnis und die Akzeptanz (von einem Außenstehenden), dass es "da noch mehr gibt" als wir unmittelbar sehen können, führte bei den meisten Schülern und Schülerinnen zu dem Wunsch, klarere und unmittelbarere Wege als über die Droge zu finden und so auch aus der Gefahr der Abhängigkeitsproblematik heraus zu finden. Was – nebenbei bemerkt – allen Betroffenen gelang. Die (bewusstseinserweiterte) innere Realität – die man schließlich erlebt hat – bleibt dabei "ernst genommen". Die instinktiv als "richtig" empfundene Sehnsucht der "Egoauflösung" in der Ganzheit des Seelen-Welt-Raumes wird so nicht weggeredet. Wie die Schamanin Beate Ehlen einmal zu mir sagte: "In dem gut gewählten Begriff der »nichtalltäglichen Wirklichkeit« steckt nicht umsonst das Wort »Wirklichkeit«" (siehe hierzu gegebenenfalls die bereits weiter oben erläuterte Wortbedeutung von: "Wirklichkeit"). Würden wir uns neben der rationalen Wissensbildung unserer SchülerInnen auch um eine Bewusstseinsbildung kümmern, wären viele der in den Bereich der bewusstseinserweiternden Drogen verdrängten Ursehnsüchte als Gewinn in der menschlichen Entwicklung zu verzeichnen. Sozusagen Trance-Trommeln statt Kiffen. Solange wir den Gefahren einer "nichtalltäglichen Wirklichkeit" jedoch nur auf der Ebene der "alltäglichen Wirklichkeit" begegnen, wird eine – ausschließlich an die Ratio der SchülerInnen gerichtete – Drogenprävention den Erfolg des bereits zuvor erwähnten Beispiels der "unter Wasser angezündeten Kerze" haben (siehe: Alles Einbildung?).

Um im Zusammenhang der "inneren Wirklichkeit" nochmals auf Wolf Dieter Storl zu kommen (Zitat – Naturrituale S. 21): "Und dennoch kommen sie wieder – heimlich, unerkannt, und da niemand da ist, der mit ihnen richtig umgehen kann, zunehmend destruktiv. Sie haben Schlupflöcher, Ritzen gefunden in der Mauer, die uns schützen soll. Sie fluten in Gestalt von Orcs, ETs und Monstern aus dem All, als Gremlins, Killerbienen, als Goofys und Mickey Mäuse, als destruktive Enten, als Woody Woodpecker oder als Horrorfiguren durch die Kanäle der Medien, der Videospiele, Fernsehsendungen, Computerspiele, Gameboys, Werbespots. Hemmungslos schleichen sie sich in die Seelen der Kinder und bevölkern diese. [...] Für die Seele sind die Bilder real, sie leben weiter in der inneren Seelenlandschaft [...] " Zitatende.


Was malt dieser tOM Sonnentrommler denn da für ein Betrachtungsbild von den uns bedrohenden Drogen? Ist das nicht gefährlich? Wohl kaum – da es mir um die drogenunabhängige Wahrnehmung und das begleitete Agieren in den zweifellos vorhandenen "inneren Welten" geht (ich wählte die Formulierung "zweifellos vorhanden", da auch Sie fühlen, träumen, denken und planen ... und somit zumindest auf diese Weise "innere Welten" er-Leben). Aber betrachten wir ruhig das "Rausch-Gift" als "bewusstseinserweiterndes Drogen-Werkzeug" noch etwas näher, lassen dabei einmal die "sanften Drogen" wie Hanf beiseite, und wenden uns so einem richtigen "Drogen-Hammer" zu: Einem Stoff, von dem sich mit einem einzigen Gramm "bequem 20 000 Menschen in einen mehrstündigen Rausch versetzen" lassen. Da lese ich in der Zeitung, dass der Bewusstseinsphilosoph Thomas Metzinger für einen "neuen Umgang mit psychoaktiven Substanzen plädiert" und sich die "Einführung eines LSD Führerscheines" vorstellen kann:

Zitat aus besagter Zeitung: "Wer ihn erwerben wolle, müsse in einem Eignungstest seine psychische Stabilität nachweisen und eine private Pflegeversicherung abschließen. Außerdem müsse jeder Kandidat eine Prüfung in Theorie und fünf »psychedelische Fahrstunden« unter fachkundiger Begleitung absolvieren."

Da wäre er ja wieder: Der "schamanische" Führer als fachkundiger Begleiter der inneren Welten. Weiter steht da:

Zitat: "Danach solle ihm der Erwerb von maximal zwei Einzeldosen pro Jahr in der Apotheke erlaubt werden." Der Artikel berichtete darüber hinaus über das tiefe Gefühl des "Einsseins mit dem Universum", welches der Chemiker Albert Hofmann bei seiner zufälligen Entdeckung des Stoffes LSD und dessen Einnahme erlebte. Wo liest man denn so was? In irgendeiner Esoterikzeitschrift oder so einem radikalen Kifferblatt? Keineswegs: Alle in diesem Zusammenhang zitierten "Zeitungsaussagen" können Sie in "Die Zeit" vom 12.01.2006 auf Seite 38 bis 39 nachlesen.

Den "Zugang zu anderen Welten über Drogen" (insbesondere über "sehr stark wirkende" Drogen), vergleiche ich gerne mit dem Bild eines Schnellzuges: Stellen wir uns vor, Sie sind FußgängerIn und möchten weit verreisen. Sie möchten die weite Welt kennenlernen. Sie können dazu natürlich zu Fuß gehen – scheuen dies aber wegen der vermeintlichen "Anstrengung des langen Weges". Nun stellen wir uns weiter vor, dass Sie einen Bahnhof finden – aber die Fahrpläne nicht lesen können, da Ihnen die "Sprache", in der diese verfasst sind, nicht bekannt ist (was – nebenbei bemerkt – mit Blick auf die Fahrscheinautomaten der Deutschen Bahn recht "alltags-realistisch" ist ;-). Trotzdem hindert Sie dies natürlich nicht daran, auch ohne dieses Wissen "einfach in den Zug zu steigen" – und "mal zu sehen wo Sie hinkommen". Gesagt – getan: Sie steigen schließlich in der Mongolei aus dem Zug und wundern sich, wo Sie da gelandet sind. Auch erscheinen Ihnen die dortigen Umgangsformen "irgendwie anders" – und mit Blick auf die Sprache geht nun gar nichts mehr. Sie können natürlich trotzdem die Schönheit dieser fremden Weltenregion genießen – oder bereits jetzt in Panik geraten, da Ihnen allmählich dämmert, dass Sie weder wissen "wo Sie sind", noch "wie man sich hier verhält" und welche "regionalen Gefahren es hier gibt" – vor allem aber: "Wie man ohne den Fahrplan lesen zu können, wieder zurück in die Heimat gelangt". Der "Schnellzug Droge" hat Sie ohne Zweifel schnell und effektiv transportiert. Sie werden jedoch ohne genaue "Kenntnisse seiner Gesetze und Sprache", sowie seiner "Geschwindigkeiten und Reiseziele", keinerlei Kontrolle darüber haben, ob er Sie in die Mongolei – oder in irgendein Paralleluniversum katapultiert. Und Sie werden nicht wissen, ob und wie Ihnen der Rückweg gelingt.

Auch werden Sie mit Auftauchen der oben beschriebenen "Gedankenpanik" vielleicht feststellen, dass die eben noch genossene "Schönheit der fremden Weltenregion" sich analog zu ihren angsterfüllten Gedanken verwandelt (man könnte auch sagen durch diese Gedanken) und schlimmstenfalls in ein fürchterliches Gegenteil umkippt (Horrortrip). Vielleicht werden Sie irgendwann einfach wieder "in der Wirklichkeit" wach – und alles ist gut. Oder Sie gehören zu jenen, die verstört und "nur mit Glück" aus Regionen zurückfinden, welche Ihre mentalen Möglichkeiten völlig überforderten – und die fortan in der nächsten Anstalt besucht werden können. Abgesehen von den armen Seelen, die vollständig und dauerhaft "irgendwo in der Region des Jenseits" hängen bleiben und deren leere Körperhüllen man analog zu ihren leeren Injektionsspritzen anschließend morgens von irgendeiner Bahnhofstoilette sammelt (um das Klischeebeispiel zu verwenden). Hier kann sich die Gruppe der LeserInnen naturgemäß in zwei Lager teilen: Für diejenigen, denen diese Umschreibung als absolut übertrieben erscheint, möchte ich lediglich feststellen: Natürlich funktioniert der Zug. Er wurde und wird von unzähligen Schamanen und Schamaninnen der Naturvölker dieser Welt gewählt. Das Nutzen dieser Zugverbindung birgt jedoch (insbesondere für den modernen "unwissenden" Menschen – um nochmals auf die Wortwurzel schaman = der Wissende hinzuweisen) beträchtliche Gefahren und erfordert entsprechend "umfangreiches Wissen" der (Zugverkehrs-) Infrastruktur. Und alle von mir gefundenen Hinweise betonten, wie schwer speziell dieser Zug – auch für erfahrene Schamanen und Schamaninnen – zu lenken ist! Die "andere Seite" ist aus schamanischer Sicht als umfassende und unendlich große Welt mit eigenen Regeln und Gesetzen zu verstehen, zu respektieren und entsprechend ernst zu nehmen.

Nun aber zurück zum Einstieg dieses Kapitels und zur allgemeinen Betrachtung des "Trancezustandes" – unabhängig vom Mittel mit dem dieser erreicht wird. Traditionell stellen Schamanen und Schamaninnen also im Trancezustand die Verbindung vom Diesseits zu dem was "jenseits davon" liegt her. Über die Dauer des Projektes "Die Geburt der Sonnentrommel" und die damit verbundenen "Trommel-Recherchen", stieß ich nun auch auf diese "Trance-Beschreibungen" und stellte daraufhin einige Versuche an. Unter anderem erstellte ich diverse Trommelaufnahmen in den Frequenzbereichen von vier bis sieben Trommelschlägen pro Sekunde. Zitat Michael Harner – Der Weg des Schamanen: "Dieser "Schallantrieb" hat in etwa dieselbe Frequenz wie die Theta-Wellen des Gehirns, und seine Effektivität ist wahrscheinlich teilweise einer Stimulierung des Gehirns in diesem Frequenzbereich zuzuschreiben." Zitatende. Durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Tonhöhen war schließlich die Wirkung meiner sehr tieffrequenten, monotonen Trommelrhythmen so eindeutig und beeindruckend, dass ich vor weiteren Selbstversuchen eine in der Tradition des Core Schamanismus ausgebildete Schamanin zuzog. Die langjährige Berufserfahrung dieser äußerst geerdeten, "normalen" und nicht im mindesten pseudo-esoterischen Dame waren eine enorme Bereicherung für das Projekt und eine ebenso wichtige persönliche Erfahrung.

Der von Michael Harner oben angeführte Bereich der Thetawellen wird allgemein im Frequenzbereich von 3 - 8 Hz (Hz = Hertz) angegeben. Grundsätzlich wird, bezogen auf das menschliche Gehirn, der Bereich von 0 bis 80 Hz namentlich in verschiedene Frequenzbereiche unterteilt (vergleiche hierzu bitte auch: "linke und rechte Hemisphäre"): Im Gamma-Wellenbereich (40 - 80 Hz) vermutet man die Verarbeitung der Sinneswahrnehmung. Der Beta-Wellen Bereich entspricht mit seinen circa 13 - 30 Hz unserem "normalen Wachzustand" – unserem Alltagszustand, in welchem unser Gehirn eher logisch und rational beurteilt. Etwas tieffrequenter folgt mit circa 8 - 12 Hz der Bereich der Alpha-Wellen.

Diese treten in Zuständen der Entspannung, beim Schließen der Augen und im Grenzbereich zwischen Wachen und Einschlafen auf. Unterhalb dieser Alphawellen folgen nun mit besagten 3 - 8 Hz die Theta-Wellen: Diese werden allgemein im Schlaf und insbesondere in der sogenannten REM Phase (REM = Rapid Eye Movement) während des Träumens, in Tiefenmeditation, Trance- und Hypnosezuständen gemessen. Interessant ist hierbei, dass im Wachzustand von Kindern ein hoher Daueranteil von Thetawellen gemessen wird, wogegen dies im Wachzustand von Erwachsenen so gut wie nie vorkommt. Der Frequenzbereich unter 3 Hz wird als Delta-Wellenbereich bezeichnet und entspricht extrem tiefen Trancezuständen, tiefen, traumlosen Schlaf und Tiefenhypnose.

Damit wären wir dann wieder beim Eingangsgedanken des Abschnittes "Die Quelle der Kreativität" angelangt: Beim "unwirklichen Träumen in der Nacht" und bei der "Fantasie der Kinder" – für die es übrigens in der Tiefenpsychologie den Begriff des "magischen Bewusstseins im Kindesalter" gibt. Obwohl wir die Notwendigkeit unseres nächtlichen Schlafes und die Tatsache des Träumens kaum leugnen können, haben wir mit der "Realität" unserer Erlebnisse in diesen unteren Frequenzbereichen offenbar noch einige Schwierigkeiten. Das erinnert ein wenig an die Zeit, in der man dachte, dass es außerhalb des menschlichen Sicht- oder Hörfeldes keine weiteren Frequenzen oder Farben gibt. Wer da behauptet hätte, Fledermäuse können andere, für uns unhörbare Töne wahrnehmen, wäre wohl bei seinen Zeitgenossen auf gefährliches Unverständnis gestoßen. Wie der Mann mit der "Erdkugel versus Scheibe-Idee". Oder Jules Verne mit seinen Visionen zu völlig unrealen Erfindungen wie "Raketen" und "Unterseebooten", oder Da Vinci, oder...

Ähnlich der verschiedenen Frequenzbereiche, die wir als verschiedene Farben oder Klänge wahrnehmen, unterliegt unser Innenleben somit bewussteren Frequenz-Bereichen und – auch schwingungstechnisch – darunter liegenden, unterbewussteren Bereichen. Wie können wir jedoch ernsthaft behaupten, dass nur der "als Alltagsrealität" wahrgenommene Beta-Wellen Bereich von 13-30 Hz "wirklich" ist, wenn uns andere, unsere Sinne betreffende Analogien wie Infraschall, Ultraschall, etc. längst bewiesen haben, dass uns unsere menschliche Wahrnehmung nur einen kleinen Teil der ganzen Wahrheit erkennen lässt? Es würde ja auch niemand behaupten, Röntgenstrahlen oder atomare Strahlung gäbe es nicht, nur weil der Mensch diese nicht sehen kann. Warum sollen Erfahrungen in allen anderen Gehirnfrequenzbereichen also belanglose Fehlfunktionen sein?

Wenn Thetawellen also in Trancezuständen, Tiefenmeditation und im Schlaf – dem kleinen Bruder des Todes – vorherrschen und eine ebenso reale, sogar wissenschaftlich messbare Bewusstseinsstufe des Menschen sind – was ist dann vom schamanischen Reiseort des "Jenseits" als Welt der Toten zu halten?

 

so-flug
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Nahtodeserlebnisse an der Grenze zur Anderswelt?



"Die Seelen! Sie sind ja gar nicht in den Körpern.
Die Körper sind in den Seelen!"

(Christian Siry: Die Muschel und die Feder, näheres zum Zitatzweck)



Der Blick in die Sonnentrommel erinnert neben dem offensichtlichen Sonnensymbol des Spannrades ebenso an den Tunnel, durch den die Schamanen und Schamaninnen in die untere Welt und ins Jenseits reisen (siehe hierzu das Szenenfoto im Abschnitt: Die Geographie des Hier und Jetzt). Dies wird besonders in der im Film zu sehenden Kamerafahrt durch die Trommel deutlich. Dieser Szene lag der Gedanke zugrunde, die "Welt des Sonnentrommlers wie ein Schamane durch die Trommel zu betreten". Erst nach Abdrehen der Szene und der einige Zeit später folgenden, intensiven Recherche zum Thema Schamanismus und Reisen in die Nichtalltägliche Wirklichkeit, wurde mir die Ähnlichkeit des "durch eine tunnelartige Höhle in die untere Welt" reisenden Schamanen zu den "auf ein Licht zuführenden Tunnelflügen" der sogenannten Nahtodeserlebnisse bewusst (auch Schamanen und Schamaninnen orientieren sich bei ihrer Tunneldurchquerung an dem Licht der anderen Seite). Diese Tunnel- und Lichterlebnisse an der Schwelle des Todes sind in ihrer grundsätzlichen Beschreibung in allen Kulturen dieser Welt gleich. Allein in Deutschland berichten nach einer 1999 durchgeführten, repräsentativen Untersuchung durch Soziologen der Universität Konstanz circa drei Millionen Menschen von einem solchen Nahtodeserlebnis. Auch ForscherInnen aus der Neurologie und aus anderen Wissenschaften sprechen mittlerweile kaum noch von einer elektrischen Fehlverbindung im Hirn, wie man das Phänomen vor einigen Jahren noch verrationalisierte.

In dem für ARD und Arte produzierten Film "Jenseitsreisen - Erfahrungen an der Grenze des Todes" von Joachim Faulstich (siehe auch dessen Buch: Das Innere Land - Bewusstseinsreisen zwischen Leben und Tod) antwortet Dr. Franz X. Vollenweider, Neurophysiker an der Universitätsklinik Zürich auf die Frage: "Sind diese Wahrnehmungen Erfindungen des Gehirns, oder sind die in irgendeiner Form real?" wie folgt (Zitat Dr. Franz X. Vollenweider, wörtlich): "Für den Probanden – für den Menschen – ist das eine Realität und ich kann mir denken, dass – auch so wie es erzählt wird – Ebenen berührt werden, die wir noch nicht kennen. Es kann durchweg sein, dass es nicht eine reine Vorgaukelung des Gehirns [...] ist, sondern dass in eine andere Dimension vorgedrungen wird." Zitatende.

Dr. Franz X. Vollenweider sprach in diesem Zusammenhang von den Tunnel- und Lichteffekten, die auch unter dem Einfluss halluzinogener, pflanzlicher Drogen der seit Jahrtausenden praktizierenden, südamerikanischen Schamanen und Schamaninnen und in deren Reiseberichten in die Anderswelt zu finden sind. Er erforscht u.a. die Veränderung der Hirnaktivität von Personen, denen zuvor eine halluzinogene Droge gespritzt wurde. Womit sich der nächste Kreis schließt: Schamanen und Schamaninnen reisen über die Schwelle des Todes ins Jenseits und können so zwischen den Welten wechseln. Insofern leuchtet es ein, dass ein "gewöhnlicher Mensch" welcher durch einen Unfall oder ähnliches an die Grenze des Todes gelangt, von denselben Bildern, sowie vom "Kontakt zu den Toten" berichtet (siehe hierzu auch: www.das-innere-land.de). Auch unter wissenschaftlicher Betrachtung finden solche (schamanischen) Andersweltbeschreibungen also zunehmend Beachtung. Ich fragte mich, ob vielleicht sogar der kulturübergreifenden Wahl des "Kultraumes Höhle" ein Wiedererkennen des "Durchganges zur anderen Seite" – welchen man im schamanischen, visionären "Nahtodes-Tunnelflug" erlebt hat – zugrunde liegt.

Wandert die Seele also auf die andere Seite? Oder ist sie auf der anderen Seite gar zu Hause – und nur "der manifestierte Körper" wird hier "im Diesseits" von ihr bewohnt? In genau diesem Sinne ist die Sonnentrommel die manifestierte Projektseele – und nicht umgekehrt: Ähnlich wie es Christian Siry in "Die Muschel und die Feder" schrieb.

 

 



Die Höhle als Kultort


"Auch das Jesuskind wurde, der ersten Überlieferung nach, in einer unterirdischen Steinhöhle in Bethlehem und nicht in einem Stall geboren."

(Zitat Wolf-Dieter Storl - Der Bär Seite 104; näheres zum Zitatzweck)



Man geht heute davon aus, dass unsere Vorfahren weniger häufiger in Höhlen gewohnt haben, als man dies von den "Steinzeit-Menschen" oft denkt. Günter Behm-Blancke schreibt in seinem Buch: Höhlen, Heiligtümer, Kannibalen - Archäologische Forschungen im Kiffhäuser (Zitat 95f): "[...] Die Strohfeuer deuteten auf einen Besuch während der Erntezeit... Ihre eigentliche Wohnstätte, ihr Dorf aus Holzhäusern, lag im Tal [...]." Zitatende. Bot die Höhle zwar in Extremfällen zeitweise Schutz (insbesondere in der frühen Menschheitsgeschichte), so wohnte man wohl eher in Dörfern, Hütten oder auch Zelten in den Wald- und Steppenlandschaften. Die Höhle blieb jedoch vor allem eines: Ein Kultort, an dem man sich versammelte um Rituale abzuhalten. Wolf-Dieter Storl, Kulturanthropologe und Ethnobotaniker erklärt in seinem 2005 erschienenen Buch "Der Bär" – Zitat S. 43: "Schwer zugängliche Bärenhöhlen in den Pyrenäen oder den Alpen, in die sich Schamanen zur "Innenschau" zurückzogen oder zur Einweihung der Jugendlichen in die Stammesgeheimnisse nutzten, waren [...] Kulthöhlen, keine Wohnhöhlen. Es waren die Kultzentren der Rentier- und Mammutjäger der jüngeren Altsteinzeit" (Zitatende) – (siehe hierzu auch das Eingangszitat dieses Kapitels).

In diesen Kulthöhlen verbanden sich also Schamanen und Schamaninnen mit dem Geist der Jagdtiere, welche u.a. zu diesem Zweck an die Höhlenwände gemalt wurden. Sie baten dabei um Einwilligung zur Bereitstellung ihrer Lebensenergie für die Sippe. Man nahm das Fleisch der Tiere mit dem "menschlichen" Bewusstsein, dass man damit ein Leben (in der diesseitigen alltäglichen Wirklichkeitsebene) beendet und bat in Ritualen um die Zustimmung der "Erdgöttin" sowie um das Verständnis des Opfers oder dessen "Geist". Auch sehr "menschlich" – zeugt es doch von einem tieferen Sinnverständnis um die Zusammengehörigkeit, die Beseeltheit und das Lebensrecht jeder Kreatur auf dieser Erde. Hier in der Höhle sah man auch den Zugang zur Unterwelt und den entsprechenden Göttern und Göttinnen (siehe hierzu auch den Unterpunkt "Hölle" im Abschnitt: "Das Fell der Ziege und die 8 Ankerhölzer"). Dies führte in jener Zeit jedoch auch zu recht grausigen, mitunter kannibalistischen Menschenopfern. Hierüber gehen die Meinungen der Experten und Expertinnen zwar auseinander – Winfried Katholing liefert in seinem Buch: Heilige Stätten der Heiden und Ketzer jedoch einige recht bemerkenswerte Hinweise darauf.

Der "Kultraum Höhle" war mir bereits sehr früh in der Philosophie dieses Projektes begegnet. Neben meinem inneren Bild des "Sonnentrommlers in seiner Höhle" oder den Motiven der Sonnentrommler-Bilder Oliver Wrobels stand hier vor allem der "akustische Höhleneindruck der Musikmischung" im Zentrum meines Interesses:

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Einige Gedanken zum (Nach) Hall


Da ich kein Archäologe, Höhlen- oder Geschichtsforscher bin, könnte ich über den aktuellen Stand der Erkenntnisse – über das "Warum" des Kultraumes Höhle – nur mit meinem gesunden Menschenverstand spekulieren. Darum geht es mir in diesem Kapitel aber gar nicht. Interessierte LeserInnen mögen sich hierzu an die zur Genüge vorhandene Fachliteratur halten. Worum es mir aus Musiker-Sicht geht, ist die Frage ob – abgesehen von der spirituellen Bedeutung als Kultplatz – die "akustische Besonderheit der Höhle" etwas mit dieser Wahl zu tun hatte. In diesem Zusammenhang beziehe ich mich auf entsprechende "hall-akustisch" in Frage kommende Höhlen, da die zerklüfteten schmalen Gänge kleinerer Felshöhlen wie Diffusoren oder Absorber wirken und keinen längeren Nachhall aufkommen lassen. Ich gehe im Folgenden also vom optimalen Fall einer größeren, hallenden Felskammer aus:

Wo immer man eine Schar Kinder durch einen längeren Tunnel laufen sieht, hört man schon bald deren "Hallo!" und "Echo!" - Rufe. Dies scheint ein menschliches Grundbedürfnis in hallenden Höhlen oder Schluchten zu sein, welches wohl die meisten von uns schon einmal selbst verspürt haben. Ich vermute auch, dass die Musik-CD "Die Geburt der Sonnentrommel" ohne Hallräume – also "trocken" abgemischt – wohl kaum zu den häufigen, spontanen "Höhlen-Assoziationen" der Zuhörer geführt hätte. Das "Erkennen der Höhle" liegt sehr im Erkennen dieser akustischen Besonderheit. Da mir unter anderem auch bei den jungen Musiker/Innen in meinem Unterricht nach deren Entdecken des elektronischen Hallgerätes oft eine vorübergehende Phase der "Hallverliebtheit" und des "Zuviels in der Verwendung dieses Effektes" auffiel, fragte ich mich:


Warum mögen wir Menschen den (Wider-) Hall so sehr?


Wenden wir uns einmal einem frühzeitlichen Trommler oder Sänger zu: Im Nachhall seiner Trommelschläge und Gesänge in Talkesseln, Wäldern und Schluchten – und eben auch im Kultraum Höhle – erkennt er, was seiner Wahrnehmung in "reflexionsfreien" Geländeabschnitten sonst verborgen ist: Der Ton entfernt sich und ist noch unterwegs, obwohl der eigentliche Schlag schon beendet ist. Was nun geschieht, lässt sich gut am Beispiel der Stimme verdeutlichen: Der Höhlensänger beendet seinen Gesang und hört: – SICH! Eine Erfahrung, die er nirgendwo so deutlich, wie hier im "Naturhall", seinem akustischen Spiegel machen kann (Tonband und Anrufbeantworter gab es ja noch nicht). Die meisten Menschen, die sich heutzutage zum ersten Mal von einer Tonband- oder Digitalaufnahme hören, kennen den Effekt des: "So klinge ich? – O Gott! – Mach´ das schnell aus!!" Das klangliche Spiegelbild stimmt dabei nicht mit dem eigenen, innerem (Hör- und Fühl-) Bild überein. Das bringt eine zuvor nicht gekannte Perspektive, fast eine Art egolose Objektivität ins Spiel. Neben anatomischen Phänomenen wie fehlendem Knochenklang und Eustachischer Röhre erlebt man dabei vor allem eins: Man hört sich, wie man sich sonst nie hört: Von Außen! Man erfährt sich, wie man von allen anderen – außer sich selbst – immer gehört wird, da man sich losgelöst von den zum Zeitpunkt der Aufnahme an die Stimme gekoppelten, ausgedrückten Emotionen selbst und nahezu unbeteiligt zuhört: Das in sich geschlossene, autarke Persönlichkeit-Körper-System des "Ich" erkennt sich selbst im "Außen der Welt".

Aufgrund der akustischen Resonanzgesetze wissen wir, dass alles, also auch jeder Körper oder Raum, "Schwingung" ist und an einen Frequenzpunkt – dem sogenannten Eigenton (auch Eigenresonanz) – besonders stark anspricht und "resoniert". Dabei handelt es sich schlicht um physikalische Schwingungslehre. Der Eigenton eines Raumes ergibt sich beispielsweise aus Komponenten wie Raummaße, Luftvolumen, Oberflächenbeschaffenheit, und so weiter. Töne – also Schwingungen – die mit einen solchen "Raumeigenton" identisch sind oder intervalltechnisch gut harmonieren, setzen den Raum besonders stark in Schwingung und klingen daher besonders "laut" (gut resonierende Intervalle sind zum Beispiel auch die Oktaven – wie sie bei der Planetentonberechnung dieses Projektes verwendetet werden).

Diese Tatsache führte beispielsweise dazu, dass man sich dieser zentralen Eigenresonanz beim Bau von Stadien- und Fußballtribünen schmerzlich bewusst wurde und auch einige frühe Hängebrückenkonstruktionen diesem "Eigenresonanz-Phänomen" erlagen. So fand beispielsweise die Washingtoner Tacoma Narrows Brücke – welche zum Zeitpunkt ihrer (ersten) Fertigstellung am 01.07.1940 immerhin die drittgrößte Hängebrücke in den Vereinigten Staaten von Amerika war – bereits circa 4 Monate nach Eröffnung ihr vorzeitiges Ende. Hinter ihrem Haupttragepfeiler bildeten sich bei Seitenwind Luftverwirbelungen (sogenannte Kármánsche Wirbelstraßen), welche die Brücke in ihrer Eigenresonanz anregten und so stark ins Schwingen brachten, dass sie schon vor ihrem Einsturz in der Bevölkerung auf den Namen "Galloping Gertie" – die gallopierende Gertie – getauft wurde. Hier war der Wind der "Schwingungsanreger". Im Falle einer Fußballtribüne wären es beispielsweise die sich bewegenden ZuschauerInnen: Da das gleichzeitige Springen der TribünenbesucherInnen die Stahlbetonkonstruktionen "in Schwingung" versetzt, darf diese "ZuschauerInnen-Schwingung" auf keinen Fall identisch mit besagter Eigenresonanz der Konstruktion sein. Sonst würde das Bauwerk so stark zu schwingen beginnen, dass es einstürzt.

Wenn man nun eine Weile in einem Klangraum wie einer Höhle gesanglich improvisiert, wählt man aus harmonischem Empfinden oft eben diese (stärkste) zentrale Eigenresonanz als besonders wohlklingende, tonale Basis. Nennen wir diese hier ruhig "Kammer"-Ton. Auf diese Art verbindet man seinen persönlichen Klang mit dem Eigenton der Höhle. Man stimmt überein. Man könnte auch sagen: Das (auf den Ton gerichtete) Bewusstsein des Sängers verlässt dabei "wie bei einem Schamanen" den Körper und verweilt an einem "Punkt im Raum" – zwischen Körper und Höhlenwand. Dieses "Ich klinge im Raum-Erlebnis" ist eine sehr grundsätzliche Erfahrung und eine wichtige und hilfreiche Wahrnehmung im Resonanzbestreben jedes singenden Menschen. Ein Zitat zu diesem "Raumklang" begegnete mir schon vor vielen Jahren in meiner Gesangsausbildung: Zitat von Elisabeth Fischer-Junghann (aus Richard Brünner, Gesangstechnik Seite 18): "Eines Tages kommt dann der große Augenblick, an dem der Sänger spürt, dass seine Stimme von der Mitte geführt, also körperlich, kreatürlich geworden ist; doch das Paradoxe ist, dass sie für den Singenden so klingt, als ob sie sich von ihm losgelöst hätte; schwingend wie aus einer anderen Welt tönt sie im Raum." Zitatende. Damit hätten wir also einen zweiten Aspekt erkannt: Das in sich geschlossene, autarke Persönlichkeit-Körper-System des "Ich" verbindet sich mit der Außenwelt, klingt mit ihr zusammen, stimmt mit ihr überein und wird somit "Eins" mit ihr. Die individuelle Person (neben persona = Maske eben auch: personare = hindurchklingend, "aus sich klingend") erlebt den Nachhall (= zusammen klingend) als Resonanz (resonare = zurücktönen): Ein gemeinsames Drittes ist entstanden: Die Verbindung von Mensch und Höhle. Die Verbindung zwischen Innen und Außen.

"Hallte" vielleicht in solchen Höhlenerfahrungen der Urwunsch des Menschen "Eins zu sein", heil(ig) zu werden und – hier im Schoß von Mutter Erde – mit der Welt verbunden zu sein wider? Vielleicht ist die Höhle ein besonders gut geeigneter Ort, um zu erkennen, dass wir "eins mit allen Dingen" sind, sobald wir uns nur trauen, aus unserem Körperhaus herauszutreten. Bleiben wir abschließend jedoch "linkshemisphärisch rational" und fragen uns: Welcher ursprüngliche Sinn liegt eigentlich in dem Wort "Hall"? Schlägt man im Duden Herkunftswörterbuch unter dem Begriff "Hall" nach, wird man von dem in mittelhochdeutscher Zeit gebildeten Substantiv hal, welches soviel wie "Schall, Klang" bedeutet, zu dem von diesem Wort "hallen" verdrängten, mittel-hochdeutschen, starken Verb hellen, ahd. hellan (was wiederum soviel wie "schallen, ertönen" heißt) verwiesen. Dieses Verb stellt sich wiederum zu der germanischen Wortgruppe von hell, zu der auch holen, ursprünglich "schreien, rufen" gehört. Hier gibt es nun den Querverweis auf den Begriff "einhellig", zu dem – folgen wir ihm über einige Weiterbildungen wie "übereinstimmend" – der folgende Satz zu finden ist (Zitat Duden): "Der eigentliche Sinn ist "zusammenklingend". [...] Zitatende.


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Überleitung in die alltägliche Wirklichkeit der mittleren Welt

Dies sind also einige der Gedanken, die mir auf dem Weg von den ersten drei Trommelschlägen der Komposition bis zu den Kulthöhlen unserer Vorfahren begegneten. Ich möchte sie – wie schon in der Einleitung vorweggeschickt – nicht als pseudowissenschaftliche Halbwissen-Sammlung missverstanden sehen: Dieses "Tagebuch meiner Gedankenwelt" sollte keine umfassende Facharbeit über Themen wie z.B. "Schamanismus" werden, sondern lediglich einen "Blick hinter die Kulissen" der vielschichtigen Projektentstehung gewähren. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn es darüber hinaus jemanden zum Weiterdenken anregen sollte – um so besser. Hier in der "Höhle des Sonnentrommlers" möchte ich den ersten Teil dieses virtuellen Buches nun auch beschließen, denn hier entstand die Komposition und die praktische Arbeit an der "Geburt der Sonnentrommel". Wenn man die Schilderungen der Nahtodeserfahrungen berücksichtigt, wird die diesseitige, innere (Lebens-)Sicht der Welt ja schließlich auch in einer Art Höhle enden. Wo sie mit der Geburt einst begann – jenseits der alltäglichen Wirklichkeit.

Verlassen wir also die kopfig-philosophische "Obere Welt" und wechseln in die "Mittlere Welt" des Projektes – in die "Materie des Stückes" – zu den:

 

 

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